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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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of Special Affairs (OSA) rekrutiert habe - was erklären würde, warum sich auch<br />

<strong>der</strong> Verfassungsschutz <strong>die</strong>ser Leute be<strong>die</strong>nte, um Zugang zu Interna des Psychokults<br />

zu bekommen. So schrieb <strong>die</strong> Frankfurter Allgemeine: »Beim Verfassungsschutz<br />

begriff man das als Gelegenheit. Wenn <strong>die</strong> OSA Stasi-Agenten<br />

suchte, sollte sie welche bekommen. Die V-Leute, <strong>die</strong> man hier ins Spiel bringen<br />

konnte, galten als hartgesotten und geeignet, <strong>die</strong> Prüfverfahren <strong>der</strong> Sekte<br />

zu überstehen.« 43<br />

Der Agent »Junior« habe anfangs auch hervorragend funktioniert<br />

und viele Interna geliefert. Doch dann legte man ihm das Foto Drekslers<br />

vor, und er meinte, den Mann tatsächlich einmal bei <strong>der</strong> Sekte gesehen zu<br />

haben. O<strong>der</strong> war es umgekehrt - hatte <strong>Scientology</strong> den Dienst aufs Kreuz gelegt?<br />

War »Junior« von <strong>Scientology</strong> beauftragt worden, Dreksler zu beschuldigen?<br />

Das Amt jedenfalls freute sich über den Fang des »großen Fisches« - und<br />

schlitterte in <strong>die</strong> Blamage. Doch egal ob es eine Verschwörung war o<strong>der</strong> pure<br />

Schlamperei, letztlich habe <strong>Scientology</strong> über den Verfassungsschutz triumphiert,<br />

fasste <strong>die</strong> Fraktionsvorsitzende <strong>der</strong> Berliner Grünen Renate Künast<br />

das Desaster zusammen: »Die Sekte hat das Amt kontrolliert und nicht umgekehrt.«<br />

Stellt man <strong>die</strong> Frage, »Wem nützt es?«, so ist <strong>die</strong> Antwort klar - und<br />

<strong>der</strong> Verdacht unabweisbar, dass es sich bei <strong>der</strong> ganzen Affäre um eine großangelegte<br />

Operation des scientologischen Geheim<strong>die</strong>nstes handelte. Die politischen<br />

Folgen waren dramatisch. Der Fall Otto Dreksler führte im August 2000<br />

zur Auflösung des krisengeschüttelten Landesamtes für Verfassungsschutz<br />

als eigenständiger Behörde; <strong>der</strong> Dienst wurde in <strong>die</strong> Senatsinnenverwaltung<br />

eingeglie<strong>der</strong>t, sein Chef Eduard Verman<strong>der</strong> in den vorzeitigen Ruhestand geschickt,<br />

Abteilungsleiter wurden versetzt, <strong>die</strong> Ex-Stasi-Agenten »abgeschaltet«,<br />

seit 2003 <strong>Scientology</strong> nicht mehr überwacht. Für den Psychokonzern war es<br />

ein Sieg auf <strong>der</strong> ganzen Linie. Falls es sich um eine OSA-Operation gehandelt<br />

hatte, bekam <strong>die</strong> Sekte damit nicht nur <strong>die</strong> ersehnten Argumente gegen ihre<br />

Überwachung durch den Dienst in <strong>die</strong> Hand, sie konnte auch ungestört von<br />

staatlicher Kontrolle <strong>die</strong> Einrichtung <strong>der</strong> Idealen Org vorbereiten.<br />

Die Berliner Affäre zeigte erstmals, wie hilflos <strong>die</strong> Verfassungsschützer ihrem<br />

neuen Beobachtungsobjekt begegneten - <strong>Scientology</strong> stellte sie vor Probleme,<br />

auf <strong>die</strong> sie in keiner Weise vorbereitet waren. Zuträger in extremistische Gruppen<br />

zu schleusen, gehört zwar zum Alltag des Dienstes; keine Routine aber<br />

ist es, wenn das Zielobjekt selbst wie ein Geheim<strong>die</strong>nst strukturiert ist und<br />

sich entsprechend abschottet. Die Scientologen gehen aber noch weiter - sie<br />

schlagen sogar zurück, gemäß <strong>der</strong> Devise ihres Grün<strong>der</strong>s: »Beginnt also damit,<br />

Untersuchungen über jede angreifende Gruppe anzustellen, seht zu, dass<br />

ihr >Leichen in ihrem Keller< findet, <strong>die</strong> ihr zur Schau stellen könnt.« 44<br />

Die<br />

Süddeutsche Zeitung zitierte aus einem vertraulichen Papier <strong>der</strong> baden-württembergischen<br />

Verfassungsschützer, in dem <strong>die</strong>se 1996 einige <strong>der</strong> auf sie zukommenden<br />

Probleme skizzierten. »Die Gewinnung und Führung von Quel-<br />

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