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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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auen wollen«. Denn nichts sei wichtiger, als »dass wir direkt vor Ort Hilfe<br />

bieten auf dem Weg in <strong>die</strong> Freiheit«. 59<br />

Kurz darauf schwärmten scientologische<br />

Rekrutierungskommandos in <strong>die</strong> ehemalige DDR und bis nach Russland<br />

aus, wo sich überall lukrative neue Märkte öffneten.<br />

Keine an<strong>der</strong>e Sekte drängte mit solcher Gewalt nach Osten. Ob scientologische<br />

Immobilienfirmen, <strong>die</strong> angebliche Drogenhilfe Narconon o<strong>der</strong> <strong>Scientology</strong><br />

direkt - Kleinanzeigen, <strong>die</strong> Arbeit, Heilung und »<strong>die</strong> Chance des Lebens«<br />

versprachen, suchten für den Psychokonzern Raw Meat, Frischfleisch, wie<br />

neue Rekruten intern heißen. Große Plakate kündigten Informationsabende<br />

über <strong>die</strong> »Pläne <strong>der</strong> <strong>Scientology</strong> Kirche in den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n« an.<br />

Wer hinging, durfte sich dann Weisheiten anhören wie »Geschlechtsverkehr<br />

während <strong>der</strong> Schwangerschaft zeugt Kriminelle« und sollte möglichst nicht<br />

ohne DiANETiK-Bibel für 14,80 DM wie<strong>der</strong> entschwinden. Ohne groß nachzufragen,<br />

stellten Verwaltungen und Behörden Kulturhäuser und frühere<br />

Parteibildungsstätten zur Verfügung. Ein gelber DIANETIK-BUS kurvte durch<br />

<strong>die</strong> Ortschaften zwischen Zwickau und Wismar und warf tonnenweise »tolle«<br />

Postillen unters Volk. Buchhandlungen in den entlegensten Ortschaften<br />

Mecklenburgs präsentierten Hubbards »Bestseller« im Schaufenster, weil<br />

man ihnen außergewöhnliche Provisionen versprach. Öffentliche Bibliotheken<br />

wurden - als selbstlose Spende deklariert - mit buntem Hubbard-Ramsch<br />

überschwemmt. Und Hun<strong>der</strong>ttausende von Ostdeutschen fanden regelmäßig<br />

den scientologischen Persönlichkeitstest in ihren Briefkästen.<br />

In jener wilden Zeit geschah so viel gleichzeitig, dass an verschiedenen<br />

Orten Journalisten auf <strong>Scientology</strong> aufmerksam wurden. Auch wir befassten<br />

uns 1991 erstmals mit <strong>der</strong> Sekte. In den Me<strong>die</strong>n war mit einem Mal immer<br />

häufiger von <strong>der</strong> »Geldmaschine <strong>Scientology</strong>«, dem »finsteren Gehirnwäschekult«,<br />

<strong>der</strong> »Zeitbombe in <strong>der</strong> Wirtschaft« <strong>die</strong> Rede, und von ihrer »Mission<br />

mit allen Mitteln«. Fast wöchentlich erschienen nun Berichte, <strong>die</strong> schil<strong>der</strong>ten,<br />

wie Scientologen Wirtschaftsunternehmen unterwan<strong>der</strong>ten, wie sie versuchten,<br />

in politischen Parteien Positionen zu besetzen und ganze Landstriche im<br />

Osten unter ihre Kontrolle zu bringen. Der Top-Scientologe Gunther Träger<br />

stellte damals fest, dass »<strong>der</strong> öffentliche Gegenwind langsam dem Geschäft<br />

abträglich« wurde: »Offenbar hatten ganze Kohorten von Journalisten und politischen<br />

Hinterbänklern das Einprügeln auf <strong>Scientology</strong> als Volkssport entdeckt.<br />

(...) Die Wogs erwiesen sich durch ihre unqualifizierte Kritik eben als<br />

aberrierte Unterdrücker.« 60<br />

»Aberriert« soll verwirrt bedeuten, und als »Wogs«<br />

(Kanaken o<strong>der</strong> Kaffer) bezeichnen Scientologen <strong>die</strong> Menschen außerhalb<br />

ihrer Sekte, ein Schimpfwort aus <strong>der</strong> englischen Kolonialzeit, das in Asien<br />

noch heute »Nicht-Weiße« bezeichnet, das <strong>Scientology</strong> ihren Mitglie<strong>der</strong>n aber<br />

als angebliche Abkürzung für »Worthy Oriental Gentleman« (werter orientalischer<br />

Herr) verkauft - wohl ein rassistischer Witz des Herrn Hubbard. 61<br />

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