10.02.2013 Aufrufe

Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Als wir an <strong>der</strong> Rezeption nach einer Guidtd Tour durch das Haus fragten, überraschten<br />

wir <strong>die</strong> Empfangsdame sichtlich. Diese herbe Blondine im Navydress<br />

war nichtscientologische Besucher offenbar nicht gewohnt und fand unseren<br />

Wunsch so ungewöhnlich, dass sie ihn schließlich erfüllte. Wir sollten nicht<br />

versäumen, uns im hoteleigenen Kino einen Hubbard-Film anzusehen, sagte<br />

sie noch. Wir waren wohl <strong>die</strong> ersten nichtamerikanischen Journalisten, <strong>die</strong><br />

das »Flaggschiff <strong>der</strong> technischen Perfektion« von innen sehen konnten. An<br />

eine junge Frau aus Israel erging <strong>die</strong> Or<strong>der</strong>, uns zu begleiten. Sie bezeichnete<br />

sich als Jüdin und gleichzeitig Scientologin, eine »Glaubens«-Kombination,<br />

<strong>die</strong> man wohl bizarr nennen kann. Sie war freundlich und offen, doch wenn<br />

sie redete, sprach sie Sätze von glorios nichtssagen<strong>der</strong> Bedeutsamkeit. »Ein<br />

Wesen ist nur so wertvoll, wie es an<strong>der</strong>en zu helfen vermag«, deklamierte sie,<br />

o<strong>der</strong>: »Es werden sich nur <strong>die</strong> durchsetzen, <strong>die</strong> sich durchsetzen können.«<br />

Wenn man nachfragte, gab sie keine Erläuterungen ab, son<strong>der</strong>n wie<strong>der</strong>holte<br />

den Satz, als wäre sie eine Maschine.<br />

Auf unserem Rundgang bekamen wir zwar nicht viel, aber sicher mehr als<br />

geplant zu sehen. Wir konnten junge Managertypen im sonnendurchfluteten<br />

Innenhof beobachten, <strong>die</strong> hektisch an ihren Zigaretten zogen und offensichtlich<br />

vom Sea-Org-Personal hofiert wurden. Schaute man in <strong>die</strong> weißgetünchten,<br />

schmucklosen Flure <strong>der</strong> Nebengebäude, war dort alles voller Menschen,<br />

<strong>die</strong> ebenfalls rauchten und - erkennbar an <strong>der</strong> Kleidung - nicht zur Sea Org<br />

gehörten. Viele von ihnen wirkten nervös und hektisch, als ob sie unter großem<br />

Druck standen; sie hatten einen irritierten, gehetzten Blick, <strong>der</strong> auswich,<br />

wenn man sie ansah. Sie vermittelten uns ein so starkes Gefühl von Angst<br />

und Bedrohung, dass wir unsere Begleiterin danach fragten. Sie konnte o<strong>der</strong><br />

wollte uns aber nicht erklären, was dort vorging. Während <strong>der</strong> Besichtigung<br />

begegneten wir vielen <strong>der</strong> Angestellten, <strong>die</strong> unangenehm kühl und einschüchternd<br />

wirkten. Sie hatten Macht und ließen das alle spüren.<br />

Die Israelin führte uns in einige <strong>der</strong> vielen verschachtelten, mit offenen<br />

Zwischentüren verbundenen Zimmer des großen alten Hotels. Hier ging es<br />

nüchtern zu. Diese Räume glichen Zellen; kein Vergleich mit dem Pomp und<br />

Prunk <strong>der</strong> Lobby. In je<strong>der</strong> Stube saßen sich mehrere Menschen paarweise<br />

gegenüber, starrten sich in <strong>die</strong> Augen o<strong>der</strong> hielten <strong>die</strong> Li<strong>der</strong> geschlossen. Sie<br />

wirkten ernst und traurig. Manchmal redete auch <strong>der</strong> eine leise, aber scharf<br />

auf den an<strong>der</strong>en ein. Das waren <strong>die</strong> Auditing-Räume, in denen sogar Kin<strong>der</strong><br />

bearbeitet wurden, von denen einige kaum älter als vier, fünf Jahre alt sein<br />

konnten. »Sie lernen und stu<strong>die</strong>ren«, erklärte unsere Begleiterin. Sie zog einige<br />

Werke Hubbards aus den Regalen und zeigte sie uns. »Die Wissenschaft<br />

vom Wissen«, erläuterte sie. Dann griff sie in an<strong>der</strong>e Fächer: »Unser Kurs­<br />

material« - Hefte mit Titeln wie ERFOLG IM BERUF, WIE ICH EINE ERFOLGREI­<br />

CHE EHE FÜHRE, WIE ICH EINE ERFOLGREICHE EHE AUFRECHTERHALTE.<br />

330

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!