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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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nen Dollar verklagt wurden und <strong>die</strong> »Kirche« zahlreiche Gerichtsverfahren<br />

gegen den IRS angestrengt hatte. Er verkündete auch ganz offen, dass man<br />

Detektive angeheuert habe, »um das Privatleben <strong>der</strong> IRS-Führungskräfte auf<br />

Schwachstellen zu durchleuchten«. 24<br />

Die Hubbard-Dekrete im Kopf, hatten <strong>die</strong> Scientologen 1984 eine »Nationale<br />

Koalition <strong>der</strong> IRS-Ankläger (Whistleblower)« ins Leben gerufen, <strong>der</strong>en<br />

Verbindung zu <strong>Scientology</strong> allerdings sorgfältig verschleiert wurde, wie es <strong>die</strong><br />

ehemalige Top-Scientologin Stacy Brooks Young bezeugt: »Der IRS gewährte<br />

<strong>Scientology</strong> keine Steuerbefreiung, deshalb wurde er als ganz beson<strong>der</strong>er<br />

Feind betrachtet. Was sie mit einem Feind tun müssen, ist, ihn zu verfolgen,<br />

zu belästigen und einzuschüchtern und sich darum zu bemühen, seine Verbrechen<br />

aufzudecken, bis er bereit ist, mit Ihnen Ihr Spiel zu spielen. Die ganze<br />

Idee war, eine Koalition zu schaffen, <strong>die</strong> <strong>der</strong> lange Arm von <strong>Scientology</strong> war, so<br />

dass einfach mehr Glaubwürdigkeit bestand.« 25<br />

Die angebliche Bürgerinitiative<br />

veröffentlichte landesweit in großen Zeitungen Aufrufe, Unkorrektheiten<br />

o<strong>der</strong> kriminelle Handlungen von Steuerbeamten an sie zu melden, und konnte<br />

dann tatsächlich einige Korruptionsfälle aufdecken. Als <strong>der</strong> amerikanische<br />

Kongress auf Initiative <strong>der</strong> ominösen »Koalition« mutmaßliche Fehltritte hoher<br />

IRS-Funktionäre untersuchte, lieferten <strong>die</strong> Scientologen dazu belastendes<br />

Material. »Die Behörden hassen es wie <strong>die</strong> Pest, wenn man <strong>die</strong> Wahrheit über<br />

sie veröffentlicht, und deshalb haben sie sich dann mit uns an den Verhandlungstisch<br />

gesetzt«, erzählte uns Franz Riedl offenherzig. Der Hamburger<br />

Sektenmann nannte das Abkommen den »ganz großen Durchbruch« und erwartete<br />

damals Ähnliches für Deutschland: »Es macht doch jetzt keinen Sinn<br />

mehr, dass wir hier 'ne kriminelle Vereinigung sind und in Amerika eine<br />

Bona-Fide-Religion.«<br />

Doch Franz Riedl hatte doppelt unrecht. <strong>Scientology</strong> wurde und wird in<br />

Deutschland (bislang) nicht als kriminelle Vereinigung eingestuft, besaß o<strong>der</strong><br />

besitzt aber in Amerika auch nicht den Status einer »Religion«, schon gar<br />

nicht auf Treu und Glauben (bona fide). Wer immer das behauptet, wie <strong>die</strong><br />

Scientologen es penetrant tun, <strong>der</strong> liegt falsch. 26<br />

Den »Status« einer Kirche<br />

gibt es Amerika ebenso wenig wie in den meisten an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> westlichen<br />

<strong>Welt</strong>. Im Gegenteil: Die amerikanische Verfassung legt <strong>die</strong> strikte Trennung<br />

von Staat und Kirche in ihrem ersten Zusatzartikel, dem berühmten<br />

First Amendment fest. »Es gibt in den Vereinigten Staaten keine Behörde, <strong>die</strong><br />

über <strong>die</strong> Anerkennung von Religionen als solche entscheidet«, erklärte Elroy<br />

J. Carlson, stellvertreten<strong>der</strong> Presseattache <strong>der</strong> amerikanischen Botschaft in<br />

Deutschland. 27<br />

Es ist das Ur-Paradox <strong>der</strong> amerikanischen Gesellschaft, <strong>die</strong><br />

Religion gerade dadurch zu schützen, dass <strong>der</strong> Staat sie komplett ignoriert.<br />

Kirchensteuern staatlich einzuziehen, wäre dort undenkbar, denn es würde<br />

bedeuten, dass <strong>der</strong> Staat definiert, was Religion ist. Dass er es per Steuerbe-<br />

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