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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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teufelt alle Psychopharmaka als »Nazi-Methoden« und kämpft gegen eine<br />

»<strong>Welt</strong>verschwörung <strong>der</strong> Psychiater«. Tom Cruise, <strong>der</strong> Leinwandliebling <strong>der</strong><br />

Frauen, wirkte plötzlich wie ein unbeherrschter, rechthaberischer Macho.<br />

Kurz darauf kam es erneut zum Eklat, als Cruise in <strong>der</strong> ToDAY-Talkshow<br />

des Sen<strong>der</strong>s NBC noch einmal kundtat, Brooke Shields habe keine Ahnung,<br />

wovon sie rede, und sich einen heftigen Schlagabtausch mit dem Gastgeber<br />

Matt Lauer lieferte. 132<br />

Jäh ging <strong>der</strong> Sunnyboy in Angriffshaltung, seine Mimik<br />

wurde feindselig, er schaltete um auf Prediger. »Sie versteht <strong>die</strong> Geschichte<br />

<strong>der</strong> Psychiatrie nicht. Sie versteht sie ebensowenig wie du, Matt. Ich schon«,<br />

eiferte er auf einem sehr hohem Tonskala-Niveau, das laut Hubbard »absoluten<br />

Kommando<strong>will</strong>en« zeigen soll, »einen Geisteszustand, in dem man immer<br />

gewinnt«. 133<br />

Diesmal sprach <strong>der</strong> 43-Jährige im Originalton <strong>Scientology</strong><br />

gegen <strong>die</strong> Klinische Psychologie. »Ich mache Jagd auf <strong>die</strong> Psychiatrie, <strong>die</strong>se<br />

falschen Etiketten, <strong>die</strong>se Pseudo-Wissenschaft« wetterte er »mit Pitbull-Miene«<br />

(Süddeutsche Zeitung), und er erläuterte auch, warum: »Ich hatte viel Energie<br />

als Kind. Sie wollten mich unter Drogen setzen. Konnten sie nicht. Meine Mutter<br />

sagte nein, unter keinen Umständen, in keinem Fall. Und ich bin dankbar.<br />

Hätte ich <strong>die</strong>se Drogen nehmen müssen, wäre ich heute nicht hier. Ich hätte<br />

nie so Karriere gemacht.« 134<br />

Als das Gespräch immer hitziger wurde und <strong>der</strong><br />

Mo<strong>der</strong>ator einzuwenden wagte, dass Psychopharmaka einigen seiner Bekannten<br />

durchaus geholfen hätten, sprach Cruise ihm jegliche Kenntnis ab über<br />

Medikamente wie Ad<strong>der</strong>all und Ritalin, <strong>die</strong> etwa bei hyperaktiven Kin<strong>der</strong>n<br />

eingesetzt werden. Es sei absolut unverantwortlich, solche »Drogen« im Fernsehen<br />

zu propagieren, sagte er in herrischem Ton. Auch das war <strong>Scientology</strong><br />

live: Als böse »Drogen« gelten dort jegliche Medikamente außer denen, <strong>die</strong><br />

<strong>Scientology</strong> empfiehlt, denn <strong>die</strong> heißen im Sektenjargon »Vitamine«. Sogar vor<br />

Aspirin wird sektenintern gewarnt. Andrew Morton schreibt, entsetzt hätten<br />

ehemalige Scientologen im Fernsehen beobachtet, wie sich Tom Cruise vor<br />

ihren Augen quasi in den <strong>Scientology</strong>-Boss David Miscavige verwandelte. »Er<br />

hörte sich bei dem Interview genauso an wie David Miscavige. Es war fast so,<br />

als hätte Miscavige Tom seine Persönlichkeit eingeflößt. Es war gruselig«, sagte<br />

Karen Pressley, ehemals enge Mitarbeiterin des Sektenführers und Autorin<br />

eines Buches über <strong>Scientology</strong>. 135<br />

Seine Intimkenntnis <strong>der</strong> Psychiatrie gab Tom Cruise anschließend noch<br />

einmal in einem Interview mit Entertainment Weekly zum Besten, wie<strong>der</strong> im<br />

Tonfall arroganter Selbstherrlichkeit. 136<br />

Darin erklärte er, <strong>die</strong> Psychiatrie sei<br />

eine »Nazi-Wissenschaft«, nicht umsonst habe Methadon zunächst »Adolphine«<br />

geheißen, nach Adolf Hitler. Das ist jedoch pure Legende, genauso wie<br />

<strong>der</strong> <strong>Scientology</strong>-Mythos, dass am Jugoslawien-Krieg und am 11. September<br />

Psychiater schuld seien (<strong>die</strong> Serbenführer Radovan Karadzic und Ratko Mladic<br />

sind Psychiater; laut <strong>Scientology</strong> auch Osama bin Ladens rechte Hand, Aiman<br />

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