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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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wovon <strong>Scientology</strong> ein Lied singen kann. Ihr Status wechselte, 1957 befreite<br />

das Finanzamt sie von Steuerzahlungen, hob <strong>die</strong> Maßnahme aber zehn Jahre<br />

später mit <strong>der</strong> Begründung wie<strong>der</strong> auf: »Die Aktivitäten von <strong>Scientology</strong> sind<br />

kommerziell. Die <strong>Scientology</strong>-Kirche <strong>die</strong>nt den privaten Interessen des Grün<strong>der</strong>s<br />

L. Ron Hubbard.« 8<br />

Der Sektenchef sprach daraufhin von »Einkommensteuerangriffen<br />

von Seiten <strong>der</strong> Vereinigten Staaten« auf ihn, hinter denen<br />

»Gruppen von Psychiatern« stünden. 9<br />

<strong>Scientology</strong> lehnte das Urteil ab und<br />

beschloss, sich nicht daran zu halten - 26 Jahre lang zahlte sie einfach keine<br />

Steuern. 10<br />

Über <strong>die</strong> Jahre hatte <strong>der</strong> IRS zahllosen <strong>Scientology</strong>-Unternehmen <strong>die</strong> Steuerfreiheit<br />

verweigert, immer wie<strong>der</strong> hatten Steuerfahn<strong>der</strong> <strong>die</strong> »Kirche« aufs Korn<br />

genommen und wurden von den Gerichten dabei unterstützt. Beispielsweise<br />

verwarf das US-Steuergericht (des Bundes) 1984 eine Berufung <strong>der</strong> Scientologen<br />

und urteilte, <strong>der</strong> kalifornische <strong>Scientology</strong>-Zweig habe ein Geschäft<br />

aus <strong>der</strong> Religion gemacht und »fast ein Jahrzehnt dafür konspiriert, <strong>die</strong> Vereinigten<br />

Staaten zu betrügen«. 11<br />

Die Sekte sollte damals 1,3 Millionen Dollar<br />

Steuern nachzahlen, was sie ebenfalls verweigerte und stattdessen ihre Anwälte<br />

in Stellung brachte. Noch 1992 - als <strong>die</strong> Verhandlungen mit <strong>der</strong> Steuerbehörde<br />

bereits auf Hochtouren liefen - erklärte <strong>der</strong> US Claims Court, das<br />

oberste Berufungsgericht in Washington, dass <strong>der</strong> »kommerzielle Charakter<br />

von <strong>Scientology</strong>« offensichtlich sei. 12<br />

Tatsächlich galt <strong>Scientology</strong> bis zu <strong>der</strong> seltsamen Wende von 1993 in den<br />

USA ähnlich wie heute in Deutschland als eine gefährliche und verrückte<br />

Organisation. »Vom schicken Image eines Jungdynamiker-Kults mit Schwerpunkt<br />

bei den Schönen und Schönlingen von Hollywood war Anfang <strong>der</strong><br />

Neunziger noch nicht viel zu spüren; kein Studiochef hätte es gewagt, für<br />

<strong>die</strong> bizarre Glaubensgemeinschaft einen Finger zu rühren, geschweige denn<br />

einen offenen Brief an Helmut Kohl zu unterzeichnen«, formulierte <strong>der</strong> Spiegel.<br />

13<br />

Gerichtsentscheide fielen aus wie jener des Richters Paul Breckenridge<br />

vom Obersten Gerichtshof Kaliforniens, <strong>der</strong> <strong>Scientology</strong> 1984 »offenkundig<br />

schizophren und paranoid« nannte. 14<br />

Derart harte Urteile hatte es bislang in<br />

Deutschland nicht gegeben. Im Mai 1991 erschien <strong>der</strong> wohl wichtigste und<br />

einflussreichste Zeitungsartikel, <strong>der</strong> je über <strong>Scientology</strong> veröffentlicht wurde,<br />

als das Time Magazine <strong>Scientology</strong> in seiner Titelgeschichte über den »Kult<br />

<strong>der</strong> Habgier« als »ungeheuer gewinnträchtige Gaunerei im <strong>Welt</strong>maßstab«<br />

beschrieb, welche durch eine »mafiaartige Einschüchterung von Mitglie<strong>der</strong>n<br />

und Kritikern« erreicht werde. 15<br />

Diesen Artikel und beson<strong>der</strong>s seinen Autor<br />

Richard Behar betrachtete <strong>die</strong> Sekte damals zu Recht als ernstzunehmendes<br />

Hin<strong>der</strong>nis ihrer »Verhandlungen« mit dem IRS um <strong>die</strong> Steuerbefreiung.<br />

Behar schil<strong>der</strong>te in seinem Text auch, wie <strong>die</strong> Scientologen versuchten, <strong>die</strong><br />

Time-Veröffentlichung zu sabotieren: »Wegen <strong>der</strong> Geschichte in Time wurden<br />

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