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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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unmissverständlich auf »offensichtlich illegale und internationale Menschenrechtskonventionen<br />

verletzende« Praktiken hin - und <strong>die</strong> Multis unterwarfen<br />

sich geradezu devot. Der Focus berichtete: »Arbeitnehmern eine Erklärung abzuverlangen,<br />

sie seien keine Scientologen, wi<strong>der</strong>spreche <strong>der</strong> Unternehmenspolitik,<br />

schrieb Stanley Witkow, Manager des <strong>Welt</strong>konzerns General Electric,<br />

am 29.10.1998 dem Washingtoner Anwalt William Walsh«, <strong>der</strong> <strong>Scientology</strong><br />

vertrat. Man habe daher <strong>die</strong> deutsche Konzerntochter CompuNet angewiesen,<br />

»eine solche Erklärung nicht mehr zur Bedingung für eine Anstellung zu<br />

machen«. 173<br />

Noch weiter ging <strong>der</strong> in <strong>die</strong> Vereinigten Staaten ausgewan<strong>der</strong>te<br />

deutsche Scientologe Gerhard Waterkamp, seines Zeichens Operieren<strong>der</strong> Thetan<br />

<strong>der</strong> Stufe 5 und Chef einer <strong>Scientology</strong>-nahen Alliance for Liberty and<br />

Rights of Minorities. 174<br />

Waterkamp stellte auf einer Internetseite deutsche Firmen<br />

an den Pranger, <strong>die</strong> angeblich »Min<strong>der</strong>heiten diskriminieren«, nahm <strong>die</strong><br />

Seite nach Protesten aber wie<strong>der</strong> vom Netz. Nach Focus-Informationen wussten<br />

deutsche Verfassungsschützer von mindestens 800 Firmen, <strong>die</strong> anwaltliche<br />

Drohbriefe zugesandt bekommen hatten. Demnach knickten auch IBM,<br />

Ford und <strong>der</strong> Immobilienmulti RE/MAX vor den Scientologen ein. Die Konzernspitze<br />

von Ford habe sich anbie<strong>der</strong>nd an den »lieben Reverend Jentzsch«<br />

im <strong>Scientology</strong>-Hauptquartier gewandt, um ihm Vollzug zu melden: »Ford<br />

Deutschland habe den per Vorstandsbeschluss gerade eingeführten Schutz<br />

vor <strong>der</strong> Organisation wie<strong>der</strong> abgeschafft.« 175<br />

Nur wenige Unternehmen wie <strong>die</strong><br />

zu Bertelsmann gehörende BMG Entertainment hätten sich <strong>der</strong> Drohkulisse<br />

nicht gebeugt; <strong>die</strong> Firma habe erklärt, man könne nicht so tun, als ob <strong>die</strong> US-<br />

Gesetze global gültig seien. In den USA aber konnten <strong>die</strong> Folgen teuer werden.<br />

Die New Yorker Zweigstelle <strong>der</strong> Deutschen Bank zahlte nach Angaben<br />

von <strong>Scientology</strong> im August 1998 einer ehemaligen Mitarbeiterin 125000 Dollar<br />

Schadenersatz wegen »Diskriminierung«. Sie war angeblich wegen ihrer<br />

<strong>Scientology</strong>-Mitgliedschaft gemobbt und entlassen worden. Die Deutsche<br />

Bank lehnte eine Stellungnahme zu dem Fall ab. 176<br />

Für Amerika war das eigentliche Problem aber we<strong>der</strong> Windows 2000 noch<br />

<strong>der</strong> angebliche »Sektenfilter« in Deutschland. Zwar wurde Deutschland nicht<br />

offiziell verurteilt, doch eines hatte <strong>die</strong> Kongressanhörung unzweifelhaft offengelegt:<br />

ein massives Defizit im öffentlichen Umgang mit <strong>Scientology</strong> in den<br />

USA. Eine echte Diskussion über totalitäre Sekten fand in <strong>der</strong> US-Gesellschaft<br />

praktisch nicht statt. Eine absolute Seltenheit waren Stimmen wie <strong>die</strong> des UN-<br />

Son<strong>der</strong>berichterstatters zu religiösen Fragen, Abdelfattah Amor. Der tunesische<br />

Jurist hatte <strong>der</strong> Bundesrepublik Ende 1998 trotz einiger Kritik vor allem<br />

am Umgang mit den Muslimen eine »Tradition <strong>der</strong> Toleranz« in <strong>der</strong> Religionsfrage<br />

bescheinigt. Die Behauptung von <strong>Scientology</strong>, ihre Mitglie<strong>der</strong> würden<br />

wie <strong>die</strong> Juden unter Hitler verfolgt, nannte Amor »schockierend«, »bedeutungslos«<br />

und »kindisch«. 177<br />

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