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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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David Miscavige, <strong>der</strong> 26-jährige Putschist aus Philadelphia, hielt nun <strong>die</strong> alleinige,<br />

<strong>die</strong> absolute Macht in seinen Händen. Er war am Ziel. Endlich war er<br />

auch <strong>der</strong> »geistliche Führer« <strong>der</strong> kalifornischen »Religion« geworden. Jetzt<br />

konnte er sich dem Vermächtnis des verstorbenen »Grün<strong>der</strong>s« widmen, <strong>der</strong><br />

laut dem <strong>Scientology</strong>-Anwalt Earl Cooley auf dem Sterbebett gesagt haben soll:<br />

»Ihr habt all <strong>die</strong> Werkzeuge, all <strong>die</strong> Mittel, <strong>die</strong>sen Planeten einzunehmen und<br />

<strong>die</strong> Menschheit zu retten.« 174<br />

Vor allem konnte Miscavige umgehend das drängendste<br />

aller Probleme angehen, den Kampf gegen <strong>die</strong> Bundes Steuerbehörde<br />

Internal Revenue Service, wobei <strong>die</strong> Dinge nicht gut standen. Im Oktober 1984<br />

hatte das Washingtoner Berufungsgericht ein Urteil des höchsten Gerichtes in<br />

Los Angeles bestätigt, wonach <strong>der</strong> kalifornische <strong>Scientology</strong>-Zweig einen Millionenbetrag<br />

an Steuern nachzahlen müsse; das Urteil konnte als Präzedenzfall<br />

katastrophale Auswirkungen in an<strong>der</strong>en Bundesstaaten zeitigen. Ebenso<br />

fatal waren <strong>die</strong> vernichtenden Worte, <strong>die</strong> <strong>der</strong> Richter Paul G. Breckenridge<br />

nach Anhörung zahlreicher Zeugen über <strong>die</strong> Sekte fand, <strong>der</strong>en Grün<strong>der</strong> er als<br />

»pathologischen Lügner« bezeichnete und ihm »seinen Egoismus, seine Gier,<br />

seinen Geiz, sein Begehren nach Macht sowie Rachsucht und Aggressivität«<br />

vorwarf. Über Mary Sue Hubbard, <strong>die</strong> nach einem weiteren Jahr Gefängnis<br />

freigelassen worden war und als Zeugin ausgesagt hatte, befand <strong>der</strong> Jurist, sie<br />

sei »zweifellos ein erbarmungswürdiges Individuum« - verurteilt, von <strong>Scientology</strong><br />

verstoßen und vom Ehemann im Stich gelassen -, aber sie sei auch<br />

verstockt und unaufrichtig. 175<br />

Nur drei Wochen später fällte <strong>der</strong> Richter John<br />

Latey am High Court in London ein Urteil in einem <strong>Scientology</strong> betreffenden<br />

Sorgerechts streit, das sich in seiner Schärfe nur in Nuancen von <strong>die</strong>sem<br />

Spruch unterschied. »Korrupt, finster und gefährlich« nannte Latey das Sektenunternehmen,<br />

»unmoralisch, verdorben und bösartig«. 176<br />

In dem kalifornischen Prozess ging es auch um Akten über Hubbard und<br />

<strong>Scientology</strong>, <strong>die</strong> <strong>Scientology</strong>s Anwälte als »gestohlen« bezeichneten und <strong>der</strong>en<br />

Publikation sie unbedingt verhin<strong>der</strong>n wollten. Es handelte sich um eine Art<br />

Zeitbombe - etwa 5000 Dokumente, <strong>die</strong> <strong>der</strong> ehemalige Sea-Org-Offizier Gerald<br />

Armstrong im Auftrag von <strong>Scientology</strong> gesammelt hatte. Armstrong, <strong>der</strong><br />

mit Hubbard auf <strong>der</strong> »Apollo« gefahren und sogar von ihm getraut worden<br />

war, hatte 19 81 vom neuen Management den Auftrag erhalten, eine autorisierte<br />

Biographie des »Grün<strong>der</strong>s« zu verfassen. Bei seinen Recherchen fielen<br />

ihm natürlich schnell <strong>die</strong> Ungereimtheiten in Hubbards Leben auf. Viele<br />

Zeugnisse, <strong>die</strong> er fand, entlarvten den Commodore als Aufschnei<strong>der</strong>, Lügner<br />

und Kurpfuscher. Armstrong ist ein schmächtiger, sehr ernsthafter Mann<br />

mit langen Haaren, dem während seiner Nachforschungen buchstäblich <strong>die</strong><br />

Augen aufgingen. »Für mich brach nach und nach eine <strong>Welt</strong> zusammen. Ich<br />

begann zu verstehen, dass <strong>Scientology</strong> ein einziger großer Betrug war«, sagte<br />

er uns im Jahr 2000. Seinen Erkenntnisprozess beför<strong>der</strong>te <strong>die</strong> Brutalität, mit<br />

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