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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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unterdrücken, desto stärker wuchs das Interesse <strong>der</strong> Nutzer. Täglich kamen<br />

Hun<strong>der</strong>te, ja Tausende hinzu, <strong>die</strong> den Fall McPherson gegen <strong>Scientology</strong> online<br />

verfolgten. Es war eine historische Premiere, <strong>die</strong> erste große weltweite<br />

Internet-Ermittlung und -Solidaritätskampagne. Die Internetcommunity trug<br />

viel dazu bei, dass seit dem zweiten Todestag Lisa McPhersons 1997 regelmäßige<br />

Demonstrationen in Clearwater und Los Angeles stattfanden, <strong>die</strong> das<br />

<strong>Scientology</strong>-Imperium gewaltig störten. An <strong>der</strong> Kampagne konnte man erstmals<br />

auch <strong>die</strong> Wechselwirkung eines Internetaufruhrs mit den »alten« Me<strong>die</strong>n<br />

stu<strong>die</strong>ren, denn nach einer gewissen Zeit schlug Online wie<strong>der</strong> um in<br />

Offline; und als <strong>die</strong> traditionellen Me<strong>die</strong>n sich einschalteten, wurde es für <strong>die</strong><br />

Sekte noch ungemütlicher. Längst gilt <strong>Scientology</strong>, <strong>die</strong> sich selbst als einzige<br />

bedeutende neue Glaubensgemeinschaft des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts rühmt, auch<br />

auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite des Atlantiks als »Amerikas kontroverseste Religion«<br />

(Rolling Stone). 121<br />

Der Fall Lisa McPherson verschaffte aber auch dem schon<br />

länger anhaltenden Krieg um <strong>die</strong> Deutungshoheit über <strong>Scientology</strong> im Internet<br />

neue Aufmerksamkeit.<br />

Dieser Krieg war am 13. Februar 1995 eskaliert, als <strong>Scientology</strong>-Anwälte unter<br />

Polizeischutz das Haus des früheren hochrangigen Scientologen Dennis<br />

Erlich in Glendale in Kalifornien durchsuchten, sämtliche Räume fotografierten<br />

und seine Computer, Backups, Disketten, Modem und den Scanner<br />

mitnahmen - <strong>die</strong> gesamten privaten und geschäftlichen Dateien. Als er <strong>die</strong><br />

Computer zurückbekam, funktionierten sie nicht mehr richtig, und es fehlten<br />

Dateien von <strong>der</strong> Festplatte. 122<br />

Erlich war bekannt dafür, dass er Texte aus <strong>Scientology</strong>-Büchern<br />

zum Beweis für <strong>die</strong> fragwürdigen Methoden <strong>der</strong> Sekte im Internet<br />

verbreitete. Er hatte sich geweigert, damit aufzuhören, und berief sich<br />

auf ein US-Gesetz namens »Fair Use« (fairer Gebrauch) zum Schutz <strong>der</strong> Meinungsfreiheit,<br />

das es gestattet, Zitate zu benutzen. »Die effektivste Methode,<br />

<strong>die</strong> Sekte bloßzustellen, besteht darin, ihre eigenen Dokumente zu benutzen,<br />

um zu zeigen, worum es sich handelt«, argumentierte er. Die Razzia habe<br />

seine verfassungsmäßigen Rechte verletzt. 123<br />

Nur fünf Tage vorher hatten Polizisten an <strong>die</strong> Tür von Johan »Julf« Helsingius<br />

in Helsinki geklopft, einem 36-jährigen Informatiker, <strong>der</strong> dort seit drei<br />

Jahren den ersten und populärsten anonymen Remailer <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> unter <strong>der</strong><br />

Internetadresse anon.penet.fi unterhielt. Der Finne wurde das erste »reale«<br />

Opfer des <strong>Scientology</strong>-Krieges. Seinen Server, mit dem es möglich war, <strong>die</strong><br />

eigene Internetadresse für <strong>die</strong> elektronische Kommunikation zu anonymisieren,<br />

hatten einige Kunden genutzt, um internes <strong>Scientology</strong>-Material unerkannt<br />

in verschiedenen Diskussionsforen zu veröffentlichen. »Ich bin total<br />

schockiert!«, schrieb Helsingius an seine Kunden nach <strong>der</strong> Razzia. »Aufgrund<br />

einer Anfrage von Interpol bekam <strong>die</strong> finnische Polizei einen Durchsuchungsund<br />

Beschlagnahmebefehl für meine Wohnung und den Server anon.penet.fi<br />

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