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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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erst einige Monate später dämmern. Am 14. Dezember 2006 verschickte Gandow<br />

jedenfalls eine Pressemitteilung, in <strong>der</strong> er auf den <strong>Scientology</strong>-Coup hinwies.<br />

Schnell bekam er eine Rückmeldung aus <strong>der</strong> Berliner Senats Verwaltung<br />

für Familie und Soziales. Man erhalte seit Tagen schon aufgeregte Anrufe und<br />

Briefe von Anwohnern aus Charlottenburg: »Passanten sagen, sie seien aggressiv<br />

von <strong>Scientology</strong>-Werbern belästigt worden. Auch Jugendliche würden angegangen.«<br />

An <strong>der</strong> Haltestelle vor dem Bürohaus würden Fahrgäste <strong>der</strong>art mit<br />

Werbematerial bedrängt, dass ein Aussteigen aus dem Bus kaum noch möglich<br />

sei.<br />

Im Rathaus Charlottenburg läuteten damals sozusagen alle Alarmglocken.<br />

»Wir versuchten herauszufinden, welche Mittel wir hatten«, sagt Stadtrat Marc<br />

Schulte, »wir mussten lei<strong>der</strong> feststellen, dass sie begrenzt waren.« Schulte<br />

lernte schnell, dass er es mit einem kaum zu unterschätzenden Gegner zu<br />

tun bekam. »Die Scientologen haben noch vor <strong>der</strong> Eröffnung einen Antrag auf<br />

Akteneinsicht nach dem neuen Informationsfreiheitsgesetz gestellt.« Bundesweit<br />

nutzt niemand <strong>die</strong> Möglichkeiten <strong>die</strong>ses Gesetzes wie <strong>Scientology</strong>, wohl<br />

um <strong>die</strong> Ämter zu verunsichern. 37<br />

Er habe damit aber kein Problem gehabt,<br />

sagt <strong>der</strong> Stadtrat, er pflege eine transparente Verwaltung. »Aber wenn dann<br />

bei <strong>der</strong> Sitzung des Bezirksparlaments <strong>Scientology</strong>-Vertreter auftauchen und<br />

wenn sie dauernd vor <strong>der</strong> Tür meines Büros stehen, das ist schon nicht ohne.«<br />

Damals sei ihm bewusst geworden, dass er als Quasi-Chef des Ressorts »Inneres«<br />

auch persönlich gefährdet sein könnte. »Ich bin offen schwul, <strong>die</strong> sind<br />

gegen Schwule, da macht man sich schon Gedanken. Aber ich sagte mir, verfall<br />

jetzt nur nicht in Panik!«<br />

Am 8. Januar 2007 erschien <strong>die</strong> Berliner Boulevardzeitung B.Z. mit <strong>der</strong><br />

Schlagzeile: »<strong>Wie</strong> schützen Sie uns vor <strong>Scientology</strong>, Herr Körting?« »Still und<br />

heimlich« habe sich <strong>Scientology</strong> »eingeschlichen«, <strong>die</strong> Politiker hätten versagt.<br />

38<br />

Man rätselte, was genau in <strong>der</strong> Otto-Suhr-Allee geschehen sollte und<br />

was von dort wohl zu befürchten sei. Die Bild-Zeitung berichtete, dass vor<br />

<strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lassung bereits Kin<strong>der</strong> angesprochen und an den Lügendetektor<br />

namens E-Meter angeschlossen worden seien. Ein Junge erzählte dem Blatt:<br />

»Man hat mir zwei Metallrohre in <strong>die</strong> Hand gedrückt. Da hat man gesagt, da<br />

sind Sensoren drin, <strong>die</strong> zeigen an 'nem Tachometer an, ob man unter Stress<br />

steht o<strong>der</strong> gelockert ist. Und da hat er mich halt über mein Privatleben ausgefragt.«<br />

Ein an<strong>der</strong>er Junge sagte: »Da hat er mir ein Heft gezeigt, hat gesagt:<br />

Das hilft dir dann beim Lernen und wie du es machen sollst... Es kostet<br />

4,50 Euro.« 39<br />

Nun rächte es sich, dass Berlin <strong>die</strong> Beobachtung von <strong>Scientology</strong> durch den<br />

Verfassungsschutz 2003 eingestellt hatte. Behörden und Politiker wurden<br />

ebenso kalt erwischt wie <strong>die</strong> Bürger. Berlins Innensenator Ehrhart Körting erfuhr<br />

aus <strong>der</strong> Zeitung, wer dort einziehen würde. In einer ersten Stellungnahme<br />

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