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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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einzigartig gut erhalten. In kurzer Zeit gelang es dem Münchner, <strong>die</strong> Zwickauer<br />

Stadtväter für sein <strong>Projekt</strong> zu begeistern. Die städtische Denkmalpflegerin<br />

Steffi Haupt geriet ins Schwärmen, als wir sie in ihrem kleinen Büro befragten:<br />

»Er tauchte hier auf und hatte Visionen. Er konnte <strong>die</strong> Faszination von<br />

Osterstein vermitteln, so dass alle sagten, das ist was Tolles.« Am 16. Dezember<br />

1993 war es dann so weit. Zum Vorzugspreis von vier Millionen Mark erwarb<br />

<strong>die</strong> Schloss Osterstein GmbH das 17232 Quadratmeter große Citygrundstück<br />

vom Bundesvermögensamt; Finanzier war <strong>die</strong> Dresdner Bank. »Damit ist das<br />

letzte Hin<strong>der</strong>nis gefallen, um das Gemäuer von Grund auf zu erneuern«, erklärte<br />

<strong>der</strong> Münchner. 108<br />

Immer wie<strong>der</strong> verkündete er: »Schloss Osterstein wird<br />

zur Perle Zwickaus.« Er nannte sogar schon einen Termin für <strong>die</strong> Eröffnung<br />

des Hotels - den 30. Juni 1995. Die Presse lobte den Retter des Wahrzeichens<br />

und schrieb: »Schloss Osterstein erwacht«. 109<br />

Im April 1994 rückten tatsächlich Bagger und Radla<strong>der</strong> an und begannen<br />

mit ersten Abbrucharbeiten. Doch plötzlich rissen sie nicht nur wie vorgesehen<br />

den maroden Ostflügel des Karl-May-Gefängnisses ab, son<strong>der</strong>n zerschlugen<br />

auch dessen übrige, gut erhaltene Bausubstanz. Als <strong>die</strong> städtischen<br />

Denkmalpfleger endlich protestierten, war es zu spät. Fliegerbauer schob <strong>die</strong><br />

Schuld auf den Abbruchunternehmer, <strong>der</strong> aber beweisen konnte, dass er genau<br />

nach Vertrag gehandelt hatte. Für Klaus-Peter S., den Geschäftsführer <strong>der</strong><br />

Gesellschaft für Entsorgung und Recycling, ging es immerhin um 400000<br />

Mark, <strong>die</strong> er damals von Fliegerbauer eingefor<strong>der</strong>t hatte, aber wegen »unsachgemäßen<br />

Abrisses« nie erhielt. Er rutschte in <strong>die</strong> Insolvenz. Mag sein, dass<br />

ihn <strong>die</strong>s zu einer Verzweiflungstat trieb, <strong>die</strong> 1998 <strong>die</strong> ganze Republik in Atem<br />

hielt. Es war Klaus-Peter S., <strong>der</strong> im Namen angeblicher »Freunde <strong>der</strong> Eisenbahn«<br />

<strong>die</strong> Deutsche Bahn um zehn Millionen Mark zu erpressen versuchte<br />

und im Januar 2000 wegen räuberischer Erpressung und Mordversuchs zu<br />

lebenslänglicher Haft verurteilt wurde. 110<br />

Kurt Fliegerbauer fand den Abriss des historischen Zellenhauses damals<br />

halb so wild, er schaffe schließlich »Raum für lukrative Neubauten«. 111<br />

Als<br />

trotzdem negative Berichte in <strong>der</strong> Presse zunahmen, veranstaltete <strong>der</strong> große<br />

Zampano am 23. September 1994 ein Happening - <strong>die</strong> sogenannte Grundsteinlegung<br />

von Schloss Osterstein. Vor fast hun<strong>der</strong>t Gästen präsentierte er<br />

überraschend ein völlig neues Baukonzept für Osterstein, das unter an<strong>der</strong>em<br />

ein Kaufhaus vorsah, wo einmal das Gefängnis stand. Bei Spanferkel und<br />

Schnittchen feierte man gemeinsam <strong>die</strong> Zukunft, und <strong>der</strong> CDU-Baubürgermeister<br />

Dietmar Vettermann bekräftigte: »Herr Fliegerbauer, Sie finden bei<br />

uns immer offene Türen.« 112<br />

Doch <strong>die</strong> Türen von Schloss Osterstein blieben<br />

weitgehend verschlossen; jahrelang gingen dort nur Archäologen ihrer Arbeit<br />

nach. Kurt Fliegerbauer hatte das Interesse an dem morschen Wahrzeichen<br />

<strong>der</strong> Stadt offenbar verloren. Er hatte schon vor dem Abriss des Karl-May-Ge-<br />

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