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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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Arbeitsgerichte sein, »alle Fälle wirklicher o<strong>der</strong> vermeintlicher Ausbeutung zu<br />

lösen«. 65<br />

Dass das Thema <strong>Scientology</strong> in Deutschland nicht völlig aus den Me<strong>die</strong>n<br />

und <strong>der</strong> Öffentlichkeit verschwand, ist im Wesentlichen <strong>der</strong> Hamburger<br />

Beauftragten Caberta zuzuschreiben. »Ich war oft nahe daran, aufzugeben«,<br />

sagt sie, »aber irgendjemand musste <strong>die</strong>sen Job doch machen.«<br />

Sie konnte sich bestätigt fühlen, als das Oberverwaltungsgericht Münster<br />

nach Jahren des juristischen Tauziehens seine mit Spannung erwartete Entscheidung<br />

darüber traf, ob <strong>Scientology</strong> in Deutschland zu Recht vom Verfassungsschutz<br />

beobachtet werde. Am 12. Februar 2008 verkündete das Gericht,<br />

<strong>der</strong> »begründete Verdacht verfassungsfeindlicher Bestrebungen« rechtfertige<br />

<strong>die</strong>se Überwachung - auch mit nachrichten<strong>die</strong>nstlichen Mitteln. 66<br />

Für <strong>die</strong><br />

Entscheidung sei es unerheblich, ob <strong>Scientology</strong> eine Religionsgemeinschaft<br />

sei. Wichtig seien hingegen <strong>die</strong> Hinweise, dass <strong>Scientology</strong> eine Gesellschaftsordnung<br />

anstrebe, »in <strong>der</strong> zentrale Verfassungswerte wie <strong>die</strong> Menschenwürde<br />

und das Recht auf Gleichbehandlung außer Kraft gesetzt o<strong>der</strong> eingeschränkt<br />

werden« sollten. »Insbeson<strong>der</strong>e besteht <strong>der</strong> Verdacht, dass in einer scientologischen<br />

Gesellschaft nur Scientologen <strong>die</strong> staatsbürgerlichen Rechte zustehen<br />

sollen.« Es gebe aktuelle Erkenntnisse über Aktivitäten von <strong>Scientology</strong>,<br />

das scientologische Programm in Deutschland umzusetzen, scientologische<br />

Prinzipien in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft zu verbreiten und »Einfluss<br />

auf staatliche Funktionsträger und Gesetzgebung zu gewinnen«. Beson<strong>der</strong>es<br />

Augenmerk lege <strong>Scientology</strong> dabei auf <strong>die</strong> Hauptstadt Berlin, beispielsweise<br />

auch mit Programmen in <strong>der</strong> Schülernachhilfe. »Alle <strong>die</strong>se Aktivitäten legen<br />

nahe, dass es den Klägern darum geht, scientologische Prinzipien mehr und<br />

mehr in <strong>der</strong> Gesellschaft zu verbreiten.« Die gravierenden Vorwürfe ergäben<br />

sich, so <strong>die</strong> Richter, aus einer Vielzahl von Schriften wie auch aus den Aktivitäten<br />

von <strong>Scientology</strong> und ihrer Mitglie<strong>der</strong>. Das Gericht erklärte das <strong>Scientology</strong>-<br />

Mantra vom unpolitischen Glaubensverein daher für irreführend und falsch,<br />

denn wer »auf <strong>die</strong> Errichtung einer >neuen< Gesellschaftsordnung« ziele, <strong>der</strong><br />

sei laut Bundesverfassungsschutzgesetz definitionsgemäß politisch. Aus den<br />

internen Schriften ergäben sich außerdem »zunehmend konkrete Absichten<br />

zur Umsetzung ihrer scientologischen Vorstellungen« - und genau das sei<br />

Politik.<br />

Mit <strong>die</strong>sem Urteil haben <strong>die</strong> Münsteraner Richter deutsche Rechtsgeschichte<br />

geschrieben. Scientologen hatten vor dem Gerichtsgebäude demonstriert und<br />

angekündigt, notfalls bis vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte<br />

zu ziehen. Doch dann akzeptierte <strong>Scientology</strong> das Votum überraschend<br />

am 28. April 2008 - und damit ist es rechtskräftig. Die Sekte war über ihre<br />

eigenen internen, angeblich heiligen Schriften gestolpert, <strong>die</strong> laut Hubbard-<br />

Richtlinie »unverän<strong>der</strong>lich« sind, soweit sie nicht ausdrücklich aufgehoben<br />

werden. Während sie sonst gegen jeden zu Felde ziehen, <strong>der</strong> aus ihren ge-<br />

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