10.02.2013 Aufrufe

Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Räuber eine Spur. Mit Hilfe eines speziellen Programms namens Lazarus des<br />

früheren amerikanischen Scientologen Homer Wilson Smith gelang es nachzuweisen,<br />

dass <strong>die</strong> Postings unter Hinweis auf »Copyrightverletzungen« gecancelt<br />

wurden. Damit war klar, dass sie aus dem Umfeld <strong>der</strong> Church kommen<br />

mussten. Am 10. Januar 1995 for<strong>der</strong>te <strong>die</strong> berüchtigte <strong>Scientology</strong>-Anwältin<br />

Helena Kobrin <strong>die</strong> Betreiber <strong>der</strong> Usenet-Server offiziell auf, <strong>die</strong> Newsgroup<br />

zu schließen, weil <strong>die</strong>se ständig <strong>die</strong> Gesetze verletze und außerdem <strong>die</strong> copyrightgeschützte<br />

Bezeichnung <strong>Scientology</strong> illegalerweise in ihrem Namen führe.<br />

129<br />

Darum kümmerte sich zunächst niemand, aber <strong>die</strong> Drohung ließ erstmals<br />

Stimmen auch in <strong>der</strong> »realen Öffentlichkeit« laut werden, <strong>die</strong> vor einer<br />

Internetzensur durch <strong>Scientology</strong> warnten, und brachte dem Forum dadurch<br />

massenhaft Zulauf von Neugierigen. Eine Hackergruppe namens »Cult of the<br />

Dead Cow« (Kult <strong>der</strong> toten Kuh) veröffentlichte sogar eine förmliche »Kriegserklärung«<br />

gegen <strong>die</strong> Sekte. 130<br />

Statt auf <strong>die</strong> Kritik einzugehen, reagierte <strong>Scientology</strong> wie gewohnt mit Drohungen,<br />

Anzeigen und Gerichtsklagen. Aus <strong>der</strong> Fehde <strong>der</strong> Sekte mit einigen<br />

Kritikern im Internet wurde ein Krieg gegen das Internet. Kurze Zeit nach Kobrins<br />

Drohschreiben erhoben <strong>die</strong> <strong>Scientology</strong>-Anwälte gerichtliche Klage gegen<br />

eine Reihe von Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Newsgroup, darunter <strong>der</strong> Kritiker Keith<br />

Henson und <strong>die</strong> Ex-Scientologen Dennis Erlich, Arnaldo Lerma und Lawrence<br />

Wollersheim, <strong>die</strong> sie als »Internet-Terroristen« schmähten. Kobrins »Blitzkrieg«,<br />

befand <strong>die</strong> US-Fachzeitschrift American Lawyer, sei ein »charakteristischer<br />

Overkill«: »Die Kirche hat sich nie gescheut, mit einer Aggressivität zu<br />

prozessieren, <strong>die</strong> selbst Tabakfirmen wie dumme Jungen aussehen lässt: Sie<br />

überschwemmt Gerichte mit Verhandlungen, legt gegen alles Berufung ein,<br />

prozessiert immer aufs Neue, beschuldigt Gegner <strong>der</strong> Geisteskrankheit und<br />

Schlimmerem und ermittelt und klagt sogar gegen <strong>die</strong> Anwälte <strong>der</strong> Gegenseite.«<br />

131<br />

Es folgten <strong>die</strong> ersten zivilrechtlichen Durchsuchungen, <strong>die</strong> auf einer juristisch<br />

sehr wackligen Grundlage standen. Denn Arnaldo Lerma zum Beispiel<br />

publizierte Aussagen und Dokumente von Steven Fishman aus dessen Prozess,<br />

<strong>die</strong> zwar angeblich geheime Materialien - 61 Seiten über Lord Xenu -<br />

enthielten, jedoch spätestens seit dem Prozess nicht mehr geheim waren. Der<br />

Sekte gelang es aber sogar in Europa, <strong>die</strong> Staatsanwaltschaften gegen ihre Kritiker<br />

zu mobilisieren. Nicht nur <strong>der</strong> Finne Helsingius bekam Besuch von <strong>der</strong><br />

Polizei, son<strong>der</strong>n auch <strong>die</strong> Internetaktivisten Karin Spaink in den Nie<strong>der</strong>landen<br />

und Zenon Panoussis in Schweden sowie einige Betreiber von Servern wie<br />

Netcom und XS4ALL, <strong>die</strong> es gewagt hatten, Dokumente aus dem Fishman-<br />

Prozess zu publizieren. Als deutliche Warnung für alle Offline-Me<strong>die</strong>n wurde<br />

sogar <strong>die</strong> Washington Post gerichtlich belangt, obwohl sie lediglich einen kurzen<br />

Absatz aus dem OT-3-Kurs abgedruckt hatte. Beim Prozess wütete <strong>die</strong><br />

514

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!