10.02.2013 Aufrufe

Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

atte an sich. Was sich daraus entwickelte, ist <strong>die</strong> Geschichte einer wohlwollenden<br />

Me<strong>die</strong>nkampagne, wie sie <strong>die</strong> totalitäre Sekte nicht mit viel Geld hätte<br />

kaufen können.<br />

Am 3. Juli 2007 überließ <strong>die</strong> FAZ mehr als eine Seite dem Regisseur Florian<br />

Henckel von Donnersmarck, <strong>der</strong> mit seinem Stasidrama DAS LEBEN DER<br />

ANDEREN (Hauptrolle: Ulrich Mühe) im Februar den Oscar für den besten<br />

ausländischen Film erhalten hatte. 20<br />

Donnersmarck lieferte eine flammendpeinliche<br />

Eloge auf Tom Cruise ab, <strong>die</strong> viele als Bewerbungsschreiben für<br />

Hollywood interpretierten, <strong>die</strong> mit ihrem unerhörten, neunationalen Pathos<br />

aber das Feuilleton in ganz Deutschland elektrisierte. Der Regisseur schrieb,<br />

Tom Cruise biete in <strong>der</strong> Rolle Stauffenbergs <strong>die</strong> Chance, den deutschen Wi<strong>der</strong>ständler<br />

auch international bekannt zu machen. In grotesker Übertreibung befand<br />

er, »<strong>der</strong> größte Star <strong>der</strong> Siegernation« werde das »Ansehen Deutschlands<br />

mehr beför<strong>der</strong>n, als es zehn Fußballweltmeisterschaften hätten tun können«,<br />

und er jubelte, als wäre er nicht recht bei Sinnen: »Deutschlands Hoffnung<br />

heißt Tom Cruise.« Vollends vergriff er sich im Ton, als er Stauffenberg einen<br />

deutschen »Übermenschen« nannte, eine Terminologie, <strong>die</strong> von Friedrich<br />

Nietzsche stammt, von den Nazis benutzt wurde und auch den Scientologen<br />

nicht eben unbekannt ist: Das Wort soll <strong>die</strong> moralische Selbstermächtigung<br />

des an keine Regeln gebundenen Individuums bezeichnen.<br />

Sieben Tage später warf sich Schirrmacher selbst für das VALKYRiE-<strong>Projekt</strong><br />

mit dem ganzen Gewicht <strong>der</strong> Zeitung in <strong>die</strong> Bresche - eines Blattes, das<br />

noch vier Monate zuvor kommentiert hatte: »Die Vorstellung, Stauffenbergs<br />

letzte Worte >Es lebe das heilige Deutschlands könnten auf <strong>der</strong> Leinwand von<br />

einem Mann gesprochen werden, <strong>der</strong> sich >Thetan< nennen lässt und an den<br />

außerirdischen Ursprung <strong>der</strong> Menschheit glaubt, ist mehr, als <strong>der</strong> stärkste<br />

Kino-Magen verkraften kann.« 21<br />

Aus <strong>der</strong> Zugehörigkeit Stauffenbergs zum<br />

esoterischen Stefan-George-Kreis in den 1920er Jahren konstruierte Schirrmacher<br />

ein überraschendes Argument für Tom Cruise: Wenn Gesinnung<br />

und Ideologie Verbotsgründe wären, dürfte »<strong>der</strong> wahre Stauffenberg heute<br />

Stauffenberg nicht spielen«. 22<br />

Umgehend begannen auch an<strong>der</strong>e Me<strong>die</strong>n, auf<br />

Donnersmarck-Schirrmachers Linie einzuschwenken und von einer Rettung<br />

des nationalen Images durch Tom Cruise zu schwärmen. »Vieles spricht für<br />

das Argument, dass es für das Ansehen Deutschlands gut sei, wenn ein <strong>Welt</strong>star<br />

wie Tom Cruise >mit riesigem Aufwand Deutschlands größten Sohn anpreisen<br />

<strong>will</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!