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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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Entscheidung kritisierte <strong>der</strong> Mitherausgeber <strong>der</strong> Hamburger Zeit, Josef Joffe,<br />

im Stauffenberg-Sommer 2007 mit den Worten: »Schon einmal wurde Tom<br />

Cruise aus Berlin vertrieben ...« 58<br />

Wolfgang Thierse erinnert sich auch, dass <strong>die</strong> US-amerikanische Botschaft<br />

in Berlin in jenem Jahr interessierte Bundestagsabgeordnete zu einem Treffen<br />

mit Tom Cruise in ihren Räumlichkeiten einlud. »Ich habe wegen <strong>Scientology</strong><br />

davon abgeraten«, sagt er. Sein Fraktionskollege Sebastian Edathy, damals stellvertreten<strong>der</strong><br />

innenpolitischer Sprecher <strong>der</strong> SPD-Fraktion, nahm <strong>die</strong> Einladung<br />

an. »Ich bin souverän genug«, sagt er am Telefon. Es sei um <strong>die</strong> Premiere des<br />

neuen Cruise-Films COLLATERAL gegangen. Auf Edathys Bundestags-Website<br />

kann man unter einem gemeinsamen Foto mit dem Schauspieler nachlesen,<br />

dass er am 8. September 2004 mit Cruise zusammentraf, »um über Fragen<br />

<strong>der</strong> deutschen Innenpolitik zu diskutieren«, »insbeson<strong>der</strong>e <strong>die</strong> Themen Bürgerrechte<br />

und Extremismus-Bekämpfung«. 59<br />

Also ging es um <strong>Scientology</strong>?<br />

»Die Einladung war verbunden mit <strong>der</strong> Frage, ob ich mit ihm über <strong>Scientology</strong><br />

reden wolle. Man ließ durchblicken, dass man mit <strong>der</strong> Beobachtung von <strong>Scientology</strong><br />

durch den Verfassungsschutz Probleme habe«, sagt <strong>der</strong> Abgeordnete.<br />

Er sei bei <strong>der</strong> Filmpremiere <strong>der</strong> einzige Gast aus dem Bundestag gewesen.<br />

Mit Tom Cruise habe er höchstens zehn Minuten geredet. »Wir haben eher<br />

über Kino gesprochen. Die Frage <strong>Scientology</strong> haben wir nicht ernsthaft erörtert.«<br />

Cruise habe sich zwar über den Verfassungsschutz beklagt. »Aber ich<br />

bin darauf nicht eingegangen. Ich habe im Übrigen daraus kein Geheimnis<br />

gemacht, son<strong>der</strong>n das Treffen mit Bild auf meine Homepage gestellt.« <strong>Scientology</strong><br />

hatte es jedenfalls via US-Botschaft geschafft, eine »Kommunikationslinie«<br />

zu einem wichtigen Abgeordneten zu »etablieren«. Im Jahr 2007 war<br />

Sebastian Edathy Vorsitzen<strong>der</strong> des Bundestags-Innenausschusses geworden.<br />

Nun äußerte er sich skeptisch über ein <strong>Scientology</strong>-Verbot, wie es Innenminister<br />

Wolfgang Schäuble prüfen lassen wollte: »Ich habe Zweifel, dass man<br />

ausreichende Beweise findet, um <strong>Scientology</strong> zu verbieten.« 60<br />

In einem Interview<br />

hatte er zuvor Cruises Stauffenberg-Film als »eine Chance« bezeichnet,<br />

»dass sich auch jüngere Leute mit dem Thema beschäftigen, und dass es vielleicht<br />

auch außerhalb von Deutschland wahrgenommen wird, dass es eben<br />

auch Wi<strong>der</strong>stand gegeben hat während <strong>der</strong> Zeit des historischen Nationalsozialismus«.<br />

61<br />

Inzwischen, im Windschatten von 9/11, war es den Scientologen gelungen,<br />

<strong>die</strong> Lage in den deutschen Orgs wie<strong>der</strong> zu stabilisieren. Als <strong>die</strong> staatliche Zurückhaltung<br />

dem Psychokonzern neue Spielräume öffnete, schickte <strong>die</strong> Organisation<br />

ihre Stoffs (etwa mit <strong>der</strong> Kavalkade <strong>der</strong> Ehrenamtlichen Geistlichen) verstärkt<br />

auf Werbetour. Aus internen Papieren und Statistiken <strong>der</strong> Hamburger<br />

Zentrale <strong>der</strong> Jahre 2003 bis 2005, <strong>die</strong> uns zugespielt wurden, lassen sich erstmals<br />

einigermaßen verlässliche Rekrutierungszahlen ablesen. Demnach hatte<br />

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