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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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da bin, und mir liegt so sehr, sehr, sehr viel an euch.« Es ist <strong>der</strong> Moment, in<br />

dem klar wird, was Tom Cruise für <strong>Scientology</strong> bedeutet - er zahlt zurück,<br />

was <strong>Scientology</strong> ihm gegeben hat. Er ist <strong>der</strong> Mutmacher. Der Helfer. Er sagt:<br />

»Wenn du als Scientologe an einem Unfall vorbeifährst, dann ist das etwas<br />

an<strong>der</strong>es, als wenn jemand an<strong>der</strong>s vorbeifährt. Du weißt dann, dass du etwas<br />

tun musst, denn du weißt, dass du <strong>der</strong> Einzige bist, <strong>der</strong> wirklich helfen kann.<br />

Und genau das ist es, was mich antreibt.« Der <strong>Welt</strong>star pausiert eine Sekunde,<br />

seine linke Hand tappt aufs Pult, er fragt: »Was meint ihr: Sollen wir <strong>die</strong>sen<br />

Ort säubern?« Atemlose Stille, dann ein gemeinsamer Schrei <strong>der</strong> Scientologen:<br />

»Yeah!« Tom Cruise blickt stolz zu David Miscavige, ruft: »Leute, wir zählen<br />

auf euch!« - »Yeah!« Cruise macht einen 180-Grad-Schwenk nach rechts:<br />

»Auf LRH!« Seine Hand fährt an <strong>die</strong> Schläfe, er salutiert vor einem riesigen<br />

Foto des »Grün<strong>der</strong>s« Hubbard. Männlich rau umarmen sich Cruise und Miscavige.<br />

Frenetischer Beifall brandet auf, als sich das <strong>Scientology</strong>-Volk von den<br />

Sitzen erhebt. Ende <strong>der</strong> Übertragung. 189<br />

Der zuständige Gawker-Redakteur kommentierte das bizarre Video: »Wenn<br />

das Sofaspringen von Tom Cruise bei Oprah eine Acht auf <strong>der</strong> Grusel-Richterskala<br />

war, ist <strong>die</strong>ses Video eine Zehn.« 190<br />

Zehn Tage später saßen wir Andrew<br />

Morton in einem großen Berliner Hotel gegenüber. Gerade war sein Buch<br />

auf Deutsch herausgekommen, er musste viele Interviews geben. Wir fragten<br />

ihn, wie er <strong>die</strong> Rolle deutscher Journalisten in <strong>der</strong> Debatte um Tom Cruise<br />

und den Stauffenberg-Film bewerte. Er sagte: »Sie sind alle auf Tom Cruise<br />

hereingefallen. Sie haben sich von seinem Hollywood-Glanz blenden lassen.<br />

Bessere Reklame hätten sich Cruise und <strong>die</strong> Sekte nicht wünschen können.«<br />

Der 54-jährige Bestsellerautor nahm einen Schluck Tee und bekräftigte seine<br />

These: »Der Film war das Trojanische Pferd von <strong>Scientology</strong>, um Deutschland<br />

aufzurollen.« In seinem Buch klingt es noch martialischer, da ist von dem<br />

»Wüstenbunker« <strong>die</strong> Rede, in dem Cruise und Miscavige ihre »Deutschlandoffensive«<br />

planten, und von den »Panzern«, mit denen ihre »ideologischen<br />

Sturmtruppen« <strong>die</strong> Berliner City umstellt hätten. 191<br />

Vielleicht müssen Briten<br />

so schreiben, wenn sie an Berlin denken. Morton jedenfalls versicherte,<br />

hochrangige Ex-Scientologen hätten ihm berichtet, das Stauffenberg-<strong>Projekt</strong><br />

sei ein strategisch geplanter Coup gewesen, um das Image von <strong>Scientology</strong> in<br />

Deutschland zu verbessern. »Deutschland ist ein reiches Land und mit seinen<br />

82 Millionen potentiellen Kunden ein fetter Brocken für <strong>Scientology</strong>. Seit dem<br />

Stauffenberg-Film wird hier wie<strong>der</strong> über <strong>Scientology</strong> gesprochen. Das ist ein<br />

Erfolg! Das hat Tom Cruise erreicht.«<br />

Mortons Buch und das riesige Me<strong>die</strong>ninteresse, das ihm entgegenschlug,<br />

brachte viele deutsche Feuilletonisten in eine missliche Lage. Morton führte<br />

sie darin einem globalen Publikum als naive deutsche Romantiker vor, <strong>die</strong><br />

dem Lächeln eines Hollywoodstars auf den Leim gegangen waren. Nun konn-<br />

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