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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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Oberstaatsanwalt arbeitete später als Jurist im bayerischen Innenministerium,<br />

dann als Richter und gilt als einer <strong>der</strong> profiliertesten <strong>Scientology</strong>-Kritiker <strong>der</strong><br />

Bundesrepublik. Der <strong>Sektenkonzern</strong> aber steckte den Angriff aus München<br />

locker weg und stand Ende <strong>der</strong> 1980er Jahre besser da als je zuvor. In Hochglanzbroschüren<br />

bejubelte <strong>die</strong> Organisation ihre »Expansion in Deutschland<br />

und Europa«. Und Ursula Caberta dachte, dass sich wenig getan hätte.<br />

Aber es hatte sich doch etwas geän<strong>der</strong>t. Auch wenn <strong>die</strong> offiziellen Verlautbarungen<br />

<strong>der</strong> Sekte stets harmlos klingen, von »Glücklichsein«, »spiritueller<br />

Freiheit« und »lebensverän<strong>der</strong>nden Gewinnen« künden - je mehr Missionen<br />

und Orgs <strong>die</strong> Hubbardisten eröffneten, je aggressiver sie auf dem Immobilienmarkt<br />

agierten, desto unaufhaltsamer breitete sich in <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

ein Misstrauen ihnen gegenüber aus. Die Folge war beispielsweise, dass <strong>Scientology</strong><br />

keine Agentur fand, als sie 1987 eine Werbekampagne starten wollte,<br />

um ihr Image aufzumöbeln. Nicht einmal <strong>die</strong> deutsche Dependance <strong>der</strong> großen,<br />

wegen ihrer Propaganda-Fälschungen aus dem ersten amerikanischen<br />

Irak-Krieg berüchtigten Firma Hill & Knowlton, <strong>die</strong> in Amerika <strong>die</strong> PR-Arbeit<br />

für sie machte, wollte sich dazu bereitfinden. Den Job musste dann <strong>der</strong> hauseigene<br />

Werbefachmann übernehmen. 55<br />

Spätestens seit Mitte <strong>der</strong> 1980er Jahre stießen <strong>die</strong> Thetanen, wo immer sie<br />

in Deutschland operierten, auf Wi<strong>der</strong>stand aus <strong>der</strong> Bevölkerung. Selbsthilfegruppen<br />

wie <strong>die</strong> Berliner Eltern- und Betroffeneninitiative (EBI) unterstützen<br />

seither Aussteiger und Angehörige von Scientologen mit Informationen<br />

und Beratung. Ihr Job ist mühsam, oft fühlen sie sich alleingelassen. Daniela<br />

Weber von <strong>der</strong> Berliner EBI sagt: »Die Politiker schieben <strong>die</strong>se Aufgabe weit<br />

weg. Sie sind froh, dass wir uns mit dem Problem auseinan<strong>der</strong>setzen. Dafür<br />

ernten wir Schulterklopfen, aber das ist auch alles.« Während <strong>die</strong> Sekte<br />

mit einer millionenschweren »Kriegskasse« gegen ihre Feinde - Aussteiger,<br />

Journalisten, Psychiater, Geheim<strong>die</strong>nste, Interpol - zu Felde zieht, müssen<br />

engagierte Kritiker wie Daniela Weber ihre Arbeit bis heute von dem eigenen<br />

Taschengeld und privaten Spenden finanzieren. Nur wenige Bundeslän<strong>der</strong><br />

wie Baden-Württemberg, Bayern o<strong>der</strong> Hamburg haben eigene staatliche Sektenbeauftragte<br />

bestellt.<br />

Doch auch <strong>die</strong> Justiz tut sich schwer mit Prozessen, <strong>die</strong> scientologische<br />

Strukturen berühren, da sich <strong>die</strong> Hubbardisten auf <strong>die</strong> Religionsfreiheit berufen<br />

und Straftaten im Einzelfall nachgewiesen und einem konkreten Täter<br />

zugeordnet werden müssen. Tatbestände von Wucher, Betrug, Unterschlagung<br />

bis hin zur vorsätzlichen Konkursverschleppung sind nach Angaben von<br />

Aussteigern hun<strong>der</strong>tfach verwirklicht. Aber zur Straftat gehört <strong>der</strong> Vorsatz -<br />

Strafurteile gegen Scientologen sind deshalb selten. Man kann ihnen kaum<br />

nachweisen, dass sie <strong>die</strong> Gesetze vorsätzlich verletzen wollten, denn sie glauben<br />

ja, das Richtige zu tun. Außerdem scheuen sich Aussteiger oft, gegen <strong>die</strong><br />

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