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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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Jensen fabrizierte nun aus <strong>die</strong>sen Problemen <strong>die</strong> angebliche For<strong>der</strong>ung deutscher<br />

Regierungsvertreter, den Verkauf von Windows 2000 und seiner Software<br />

in Deutschland »zu verbieten«. Er erklärte, das Ganze sei ein ernstzunehmen<strong>der</strong><br />

Angriff auf <strong>die</strong> Vereinigten Staaten von Amerika. Er warnte <strong>die</strong><br />

Kongressabgeordneten vor einem »Embargo, das mit regierungsamtlicher religiöser<br />

Diskriminierung gerechtfertigt wird«, und sagte: »Ein ausländisches<br />

und beson<strong>der</strong>s ein deutsches Embargo amerikanischer Software muss als<br />

feindliche Handlung angesehen werden.« 166<br />

Es waren <strong>die</strong>se (falschen) Vorwürfe, <strong>die</strong> kurz zuvor schon zu einiger Aufregung<br />

in den USA geführt hatten, bis hin zum Ruf, eine Beschwerde gegen<br />

Deutschland bei <strong>der</strong> World Trade Organization einzureichen. Die direkt dem<br />

Weißen Haus unterstellte Handelsbehörde USTR hatte im Mai 2000 verkündet,<br />

dass <strong>die</strong> »Benachteiligung von Scientologen bei Ausschreibungen in<br />

Deutschland« ein ernstes Hin<strong>der</strong>nis für den freien <strong>Welt</strong>handel darstelle. Gemeint<br />

war <strong>der</strong> deutsche »Sektenfilter«, in dem Executive Software offenbar als<br />

erste Firma hängengeblieben war. Übrigens sagten <strong>die</strong> Amerikaner stets »Sektenfilter«<br />

statt »Schutzerklärung« - <strong>der</strong> scientologisch redefinierte Sachverhalt<br />

hatte hier bereits Eingang in den offiziellen Sprachgebrauch <strong>der</strong> US-Politik<br />

gefunden. Allein <strong>die</strong>s war ein gewaltiger Erfolg für <strong>Scientology</strong>, umso mehr<br />

noch <strong>die</strong> Tatsache, dass <strong>die</strong> Organisation erstmals ihre angebliche Verfolgung<br />

nicht als »Menschenrechtsverletzung«, son<strong>der</strong>n als weit schwerer wiegenden<br />

Angriff auf den bilateralen Handel zwischen den USA und Deutschland verkaufen<br />

konnte.<br />

Tatsächlich ging es <strong>die</strong>smal um mehr als um Worte und Redefinitionen: um<br />

sehr viel Geld für Microsoft und um schutzwürdige Interessen <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

Deutschland. In Rede stand jedoch we<strong>der</strong> ein Verbot von »Diskeeper«<br />

noch von Windows 2000 - beides for<strong>der</strong>te im Ernst kein deutscher Politiker<br />

-, son<strong>der</strong>n <strong>die</strong> brisante Verbindung <strong>der</strong> beiden Programme. Der eigentliche<br />

Hintergrund <strong>der</strong> Affäre war schlicht Angst vor Spionage. Die bayerische<br />

Regierung begründete ihre For<strong>der</strong>ung nach einer »Schutzerklärung« von Firmen,<br />

<strong>die</strong> öffentliche Aufträge ausführten, seit je mit dem Risiko, dass Scientologen<br />

staatliche Behörden infiltrieren könnten. Beson<strong>der</strong>s heikel erschien den<br />

Bayern dabei alles, was mit Software zu tun hatte - wie bei Windows 2000.<br />

Bayerns damaliger Innenminister Günther Beckstein sah eine erhebliche »Sicherheitsgefahr«,<br />

denn mit »Diskeeper« könnte eine »Ausforschung und Infiltration<br />

von Arbeitgebern und Geschäftspartnern« möglich sein. 167<br />

Das war<br />

keine ganz unberechtigte Angst, wenn man sich <strong>die</strong> jüngere Geschichte des<br />

<strong>Scientology</strong>-Konzerns und seine bekannt gewordenen weltweiten Spionageoperationen<br />

vor Augen hält - 1990 in Dänemark, 1994 in Frankreich, 1996<br />

in Griechenland und Russland, 1998 in Kanada (siehe Kapitel »Gegenwind«).<br />

Auch Deutschland war betroffen: Nach einem Bericht <strong>der</strong> Stuttgarter Nach-<br />

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