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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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Ideenhintergrund <strong>die</strong> menschlichen Beziehungen steuert. Bei Sekten sei daher<br />

nicht <strong>die</strong> Psychotechnik als solche das Instrument, um Menschen zu steuern,<br />

son<strong>der</strong>n <strong>die</strong> »Vermittlung <strong>der</strong> neuen <strong>Welt</strong>anschauung« und »<strong>die</strong> Gruppenumgebung<br />

als Ganzes«. <strong>Scientology</strong> besitze zwar ein außerordentlich verfeinertes<br />

Arsenal von Manipulationsmethoden, aber seine gewalttätige Wirkung<br />

entfalte es nur im Kontext des ideologischen Systems. »Deshalb können wir,<br />

wenn wir vor möglicherweise gefährlichen Gruppen warnen, nicht primär <strong>die</strong><br />

Methoden, <strong>die</strong> sie benutzen, anprangern, son<strong>der</strong>n es muss um das Ziel <strong>der</strong><br />

jeweiligen Gruppe und ihren ideologischen Hintergrund gehen.« 104<br />

Die Psychotechniken<br />

sind ein Teil <strong>der</strong> Ideologie und nicht umgekehrt. Für <strong>die</strong> Parallele<br />

zwischen Sekte und Gewalt-Ehe bedeutet das: Den Ausstieg aus beidem<br />

schafft man oft erst, wenn man sich gedanklich aus dem Wahnsystem löst.<br />

Wenn man so weit ist zu sagen, es reicht. An <strong>die</strong>sen Punkt kam Tina Turner -<br />

und schließlich auch Robert Vaughn Young, <strong>der</strong> ein Jahr nach dem missglückten<br />

Versuch gemeinsam (und endgültig) mit seiner Frau Stacy aus <strong>der</strong> »Gold«-<br />

Basis von <strong>Scientology</strong> flüchtete.<br />

Mehr als zwei Jahre benötigen Sektenopfer im Durchschnitt, so Flo Conway<br />

und Jim Siegelman, um anschließend in <strong>die</strong> Gesellschaft zurückzufinden.<br />

<strong>Wie</strong> <strong>die</strong> amerikanischen Psychologen herausfanden, leiden 22 Prozent an<br />

sexuellen Störungen und 28 Prozent an Wahnvorstellungen und Sinnestäuschungen.<br />

Conway und Siegelman waren <strong>die</strong> Ersten, <strong>die</strong> auf <strong>die</strong> beson<strong>der</strong>e<br />

Gefährdung von Scientologen hinwiesen. Laut ihren Angaben unternahmen<br />

44 Prozent <strong>der</strong> Ex-Scientologen Selbsttötungs- und Selbstverstümmelungsversuche<br />

- deutlich mehr als Aussteiger aus an<strong>der</strong>en Sekten. 105<br />

»In <strong>der</strong> therapeutischen<br />

Beratung war wie<strong>der</strong>holt ein Vakuum erkennbar, welches beim<br />

Verlassen <strong>der</strong> Sekte entstanden ist«, erklärte auch <strong>der</strong> Psychiater Norbert Nedopil<br />

aus München. 106<br />

Nach seiner Stu<strong>die</strong> von 2002 klagen fast alle abtrünnigen<br />

Scientologen über Nie<strong>der</strong>geschlagenheit und Depressionen, mehr als <strong>die</strong><br />

Hälfte außerdem über <strong>die</strong> Unfähigkeit, an<strong>der</strong>en zu vertrauen, Überidealisierung<br />

von Personen und Schuldgefühle wegen des Ausstiegs. 107<br />

Allerdings gibt es keine Vergleichszahlen, also Daten über Depressionen<br />

und Suizidversuche innerhalb von <strong>Scientology</strong>. Es existieren aber Hinweise,<br />

dass es sich um eine ernst zu nehmende Größe handelt. In einem Memorandum<br />

des Bundesjustizministeriums vom 4. Mai 1992 heißt es dazu: »Auffällig<br />

ist <strong>die</strong> Zahl <strong>der</strong> Personen, bei denen nach Kontakten mit <strong>Scientology</strong> laut<br />

Angehörigenberichten eine psychiatrische Behandlung notwendig war o<strong>der</strong><br />

<strong>die</strong> Selbstmord begingen.« 108<br />

Nach Polizeiangaben kam es im Raum Stuttgart<br />

in den 1980er Jahren zu 15 Psychiatrie- und zehn Selbstmordfällen im Umkreis<br />

<strong>der</strong> <strong>Scientology</strong>-Organisation. Das wäre bei etwa 1000 <strong>Scientology</strong>-Mitglie<strong>der</strong>n<br />

in <strong>der</strong> Region eine dramatisch hohe Zahl. <strong>Wie</strong> Aussteiger berichten,<br />

werden Scientologen, <strong>die</strong> in eine psychische Krise rutschen, zuweilen streng<br />

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