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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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ioo-Millionen-Dollar-<strong>Projekt</strong>es würden nun wohl Action- und Schlachtenszenen<br />

in <strong>der</strong> Wüste von New Mexico nachgedreht, auch um <strong>die</strong> Herkunft <strong>der</strong><br />

seltsamen Augenklappe zu erklären, lästerte das Branchenblatt Variety. Schon<br />

sahen manche Beobachter böse historische Parallelen. Der Anschlag auf Hitler,<br />

um den es in VALKYRIE geht, wurde ebenfalls zweimal verschoben - und<br />

scheiterte am Ende. 209<br />

Die Entwicklung war bitter für Tom Cruise. Filmverzögerung und Kritikerspott<br />

bedrohten den Neustart seiner Karriere ebenso wie sie <strong>die</strong> verdeckte<br />

Agenda des Films gefährdeten, durch Verbindung des deutschen Helden mit<br />

seinem Gesicht Sympathie für <strong>Scientology</strong> in Deutschland zu erzeugen. Die<br />

neuen Probleme ließen <strong>die</strong> Aufregung des Feuilletons im Jahr zuvor wie eine<br />

Farce erscheinen. Im April 2008 wurden dann weitere Einzelheiten des VAL-<br />

KYRiE-Drehbuchs bekannt, dem Tobias Kniebe in <strong>der</strong> Süddeutschen Zeitung<br />

nach dem Lesen einer Fassung vom Januar 2007 »historische Kompetenz«<br />

bescheinigt hatte. Nun konnte Peter Steinbach von <strong>der</strong> Gedenkstätte Deutscher<br />

Wi<strong>der</strong>stand im Bendlerblock das Drehbuch in <strong>der</strong> Fassung vom Juni 2007 einsehen,<br />

und er kam zu einer völlig an<strong>der</strong>en Bewertung: »Der Stauffenberg, den<br />

Cruise spielt, hat mit Deutschland so viel zu tun wie Graf Dracula mit Rumänien.«<br />

So werde Stauffenberg laut Drehbuch von seinem Mitverschwörer Ludwig<br />

Beck eine Zyankali-Kapsel angeboten, <strong>die</strong> er ablehne. »Es ist perfide, zu<br />

unterstellen, <strong>die</strong> Nazi-Gegner hätten sich durch Gift ihrer Verantwortung entziehen<br />

wollen«, sagte <strong>der</strong> Historiker am Telefon. »Sie haben im Gegenteil den<br />

Prozess genutzt, um den Machthabern <strong>die</strong> Wahrheit zu sagen.« Im Filmtrailer<br />

explo<strong>die</strong>rt <strong>die</strong> Bombe nicht in einer Baracke, son<strong>der</strong>n in einem Betonbunker.<br />

»Das ist Geschichtsfälschung. Im Bunker wären Hitler und alle an<strong>der</strong>en tot<br />

gewesen. Aber zufällig fand <strong>die</strong> Besprechung in einer Holzbaracke statt, <strong>der</strong>en<br />

Wände <strong>die</strong> Sprengwellen nicht halten.« Steinbach, <strong>der</strong> damals <strong>die</strong> Dreharbeiten<br />

im Bendlerblock scharf kritisiert hatte, berichtete, er habe das Gefühl gehabt,<br />

deshalb »nach <strong>Scientology</strong>-Art« bis ins Private attackiert worden zu sein.<br />

»Man hat mir nachgestellt, mein persönliches Umfeld ausgeforscht, mich mit<br />

allen Mitteln versucht zu desavouieren.« In <strong>der</strong> FAZ erschien mitten in <strong>der</strong><br />

Cruise-Stauffenberg-Debatte ein gehässiger Artikel über Steinbachs akademische<br />

Karriere, in dem er als Institutsdiktator dargestellt wurde, <strong>der</strong> sich mit<br />

vielen Kollegen überwerfe; ein Szenario wie in Handbüchern, <strong>die</strong> L. Ron Hubbard<br />

für seinen Geheim<strong>die</strong>nst zur Verleumdung von Kritikern verfasste. 210<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Verschiebung fiel <strong>die</strong> Premiere des Stauffenberg-Epos nun<br />

mit den Filmfestspielen in Berlin zusammen, Cruises wohl letzte Chance,<br />

etwas für den Film und für <strong>Scientology</strong> in Deutschland zu tun. Umgehend<br />

kursierte in <strong>der</strong> deutschen Hauptstadt das Gerücht, VALKYRIE solle <strong>die</strong> Berlinale<br />

2009 eröffnen. Der Festivalchef Dieter Kosslick dementierte <strong>die</strong>s nicht,<br />

sagte aber: »Ich muss mir den Film überhaupt erst mal angucken.« 211<br />

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