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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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SEKTEN mit uns zugespielten Interna bisher unbekannte Strukturen des<br />

scientologischen Immobilienimperiums in Zwickau, Leipzig, Dresden und<br />

vor allem in Berlin aufdecken.<br />

Die Berliner Demo war allerdings weniger an <strong>die</strong> deutsche als vielmehr an<br />

<strong>die</strong> amerikanische Öffentlichkeit gerichtet. Die Bil<strong>der</strong> von Scientologen, <strong>die</strong><br />

ihre herzzerreißenden Diskriminierungsgeschichten den aus Amerika angereisten<br />

Reportern vor den Kameras erzählten, <strong>die</strong>nten dem gleichen Ziel wie<br />

<strong>die</strong> Aktivitäten <strong>der</strong> Sektenlobbyisten in Washington: den Druck auf <strong>die</strong> deutsche<br />

Regierung zu erhöhen. Es galt, eine Bedrohung für <strong>Scientology</strong> zu »handhaben«,<br />

<strong>die</strong> den Hubbard-Jüngern lebensgefährlich vorkam: <strong>die</strong> Beratungen<br />

<strong>der</strong> Sekten-Enquetekommission des Bundestages, <strong>die</strong> an<strong>der</strong>thalb Jahre zuvor<br />

in Bonn begonnen hatten und sich nun dem Ende zuneigten. Am Schluss<br />

<strong>der</strong> Arbeit sollten Handlungsempfehlungen für das Parlament und <strong>die</strong> Regierung<br />

stehen. Bei <strong>Scientology</strong> befürchtete man amtliche Restriktionen, neue<br />

Gesetze, unter Umständen sogar ein Verbot. Kurz vor <strong>der</strong> Berliner Demonstration<br />

hatte <strong>die</strong> Hamburger Org einen dramatischen Hilferuf über das Internet<br />

versandt, <strong>der</strong> ihre Panik verriet: »Wir sehen es so: Wenn <strong>Scientology</strong> in<br />

Deutschland verboten wird, gerät Europa in ernste Gefahr. Wenn Europa in<br />

Gefahr ist, sind auch <strong>die</strong> USA in Gefahr. Und damit auch <strong>der</strong> Rest <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>.« 32<br />

Es galt also, <strong>die</strong> Parlamentskommission zu stoppen. <strong>Wie</strong> ein solches Vorhaben<br />

zu »handhaben« sei, das konnten <strong>die</strong> Scientologen in den Richtlinienbriefen<br />

ihres Hasspredigers L. Ron Hubbard nachschlagen: »Stimme niemals einer<br />

Untersuchung <strong>der</strong> <strong>Scientology</strong> zu. Stimme nur einer Untersuchung <strong>der</strong> Angreifer<br />

zu.« 33<br />

In <strong>der</strong> Enquetekommission hörten zwölf Bundestagsabgeordnete und ebenso<br />

viele Experten zwei Jahre lang mehr als 100 Sektenmitglie<strong>der</strong> und -ausSteiger,<br />

Sektenbeauftragte, Juristen und Journalisten an (auch wir waren zweimal<br />

geladen), um einen Überblick über <strong>die</strong> Szene »sogenannter Sekten und Psychogruppen«<br />

in <strong>der</strong> Bundesrepublik zu gewinnen. Diese Kommission war nie<br />

ein Wunschkind des Bundestages gewesen; beson<strong>der</strong>s <strong>die</strong> Grünen meinten,<br />

Sekten gingen den Staat nichts an, son<strong>der</strong>n seien eine »Privatangelegenheit<br />

Erwachsener«. Außerdem warfen sie <strong>der</strong> Kommission vor, nicht <strong>die</strong> Aktivitäten<br />

sektiererischer Gruppen innerhalb <strong>der</strong> großen Kirchen wie des katholischen<br />

Opus Dei o<strong>der</strong> gewisser evangelikaler Sekten auf <strong>die</strong> Tagesordnung<br />

gesetzt zu haben. Schnell stellte sich heraus, dass es in dem Gremium unüberbrückbare<br />

Gegensätze gab. Während <strong>die</strong> Abgeordneten und Experten von<br />

Union, SPD, FDP und PDS <strong>die</strong> Gefahren <strong>der</strong> Sekten im Blick hatten, sahen<br />

sich <strong>die</strong> Grünen dazu berufen, <strong>die</strong> Psychogruppen in Schutz zu nehmen. Die<br />

Streitigkeiten waren so heftig, dass <strong>der</strong> Spiegel von einem »Kin<strong>der</strong>garten <strong>der</strong><br />

Exorzisten« schrieb und davon, dass es unter den Experten selber oft zuging<br />

»wie in einer Psychogruppe«. 34<br />

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