Lebenslagen in Deutschland - Bundesministerium für Arbeit und ...
Lebenslagen in Deutschland - Bundesministerium für Arbeit und ...
Lebenslagen in Deutschland - Bundesministerium für Arbeit und ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
zu e<strong>in</strong>em Abstieg. Stattdessen gelangen auch <strong>in</strong> diesen Risikogruppen knapp 80% nicht <strong>in</strong> die<br />
Armutsrisikozone. In diesem Abschnitt untersuchen wir, welche Faktoren den Nichtabstieg<br />
von Risikogruppen begünstigen – mit anderen Worten: wir suchen nach Schutzfaktoren.<br />
Im Fall des <strong>Arbeit</strong>splatzverlusts ist der größte Schutz vor e<strong>in</strong>em Abstieg der schnelle<br />
Wiedere<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> den <strong>Arbeit</strong>smarkt. Dieser wird durch hohe Bildung begünstigt, wie sowohl<br />
<strong>in</strong> der Literatur als auch <strong>in</strong> unseren Analysen deutlich wurde. Hier sollen allerd<strong>in</strong>gs noch darüber<br />
h<strong>in</strong>aus gehende „Schutzfaktoren“ untersucht werden, die e<strong>in</strong>en Wiedere<strong>in</strong>stieg möglicherweise<br />
begünstigen. Dabei konzentrieren wir uns nun nicht mehr auf unveränderliche oder<br />
nur sehr langfristig bee<strong>in</strong>flussbare Faktoren wie Schulbildung oder Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>,<br />
sondern betrachten Ereignisse oder Umstände, die sich über den Lebenslauf verändern <strong>und</strong><br />
zum<strong>in</strong>dest im Pr<strong>in</strong>zip auch kurzfristig bee<strong>in</strong>flusst werden können.<br />
Für diesen Abschnitt wechseln wir die Perspektive. Wir vergleichen Personen, die Risiken<br />
ausgesetzt s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> absteigen, mit jenen, die den gleichen Risiken ausgesetzt s<strong>in</strong>d <strong>und</strong><br />
nicht absteigen. Um den E<strong>in</strong>fluss der Schutzfaktoren unabhängig von weiteren E<strong>in</strong>flüssen zu<br />
erfassen, verwenden wir <strong>für</strong> diese Analyse Regressionsmodelle. Die berechneten Effekte aus<br />
diesen Modellen drücken aus, um wie viele Prozentpunkte sich die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit erhöht,<br />
oberhalb der Armutsrisikozone zu bleiben, wenn e<strong>in</strong> bestimmtes Merkmal vorhanden ist.<br />
Der erste Schutzfaktor, der untersucht wird, ist die Teilnahme an beruflichen Fortbildungen.<br />
Wir gehen der Frage nach, ob die Nachteile niedriger Schulbildung durch Weiterbildung<br />
ausgeglichen werden können. Dieckhoff (2007) konnte zeigen, dass <strong>Arbeit</strong>slosigkeitsepisoden<br />
von Personen, die an beruflicher Weiterbildung teilgenommen haben, kürzer ausfallen.<br />
Wir untersuchen nun, ob dieser Vorteil auch bei der Vermeidung von Abstiegen hilft.<br />
Leider werden im SOEP nur alle drei Jahre Weiterbildungsmaßnahmen erfasst. Die Befragten<br />
werden gebeten, alle Weiterbildungen zu berichten, an denen sie <strong>in</strong> den letzten drei Jahren<br />
teilgenommen haben. Durch diese langen Zeiträume ist es wahrsche<strong>in</strong>lich, dass die Befragten<br />
länger zurückliegende Weiterbildungen vergessen. E<strong>in</strong>e Auszählung des Indikators <strong>für</strong> jedes<br />
Jahr bestätigt diese Vermutung: Die berichteten Weiterbildungen häufen sich <strong>in</strong> den Jahren, <strong>in</strong><br />
denen die Frage gestellt wurde. Für die Jahre dazwischen gaben die Befragten deutlich weniger<br />
Weiterbildungsmaßnahmen an.<br />
Wir konzentrieren uns im Folgenden auf Fortbildungsmaßnahmen, also zum Beispiel<br />
Maßnahmen zur Aufstiegsqualifikation. Bei den Fortbildungsmaßnahmen, die wir <strong>in</strong> der Analyse<br />
betrachten, handelt es sich zum größten Teil um berufsbegleitende Maßnahmen <strong>und</strong> nicht<br />
etwa um Fortbildungen während e<strong>in</strong>er <strong>Arbeit</strong>slosigkeitsepisode, da wir ausschließlich Personen<br />
betrachten, die zuvor beschäftigt waren. Tabelle 10 zeigt die Verteilung der Teilnahme an<br />
Fortbildungen <strong>in</strong> den letzten 3 Jahren <strong>für</strong> das Jahr 2009 nach Bildungsabschluss. Es wird deutlich,<br />
dass gerade Niedrigqualifizierte - die größte Risikogruppe nach <strong>Arbeit</strong>splatzverlusten -<br />
unterdurchschnittlich häufig an Fortbildungen teilnehmen. Die Gruppe, die also am meisten<br />
aufzuholen hätte, bildet sich nur äußerst selten weiter. Dies deckt sich mit den Ergebnissen<br />
anderer Studien. So stellen zum Beispiel Hubert <strong>und</strong> Wolf (2007) fest, dass sozial benachteiligte<br />
Gruppen seltener an Weiterbildung teilnehmen.<br />
116