Lebenslagen in Deutschland - Bundesministerium für Arbeit und ...
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Haushalt leben <strong>und</strong> ke<strong>in</strong> eigenes E<strong>in</strong>kommen haben, s<strong>in</strong>d denen <strong>für</strong> K<strong>in</strong>der ähnlich, denn auch<br />
hier spielen die sozialen Merkmale der Herkunftsfamilie e<strong>in</strong>e wesentliche Rolle.<br />
Neben den hier genannten möglichen Risikofaktoren gibt es auch e<strong>in</strong>e Reihe von<br />
Schutzfaktoren vor K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> Jugendarmut. Als Schutzfaktoren bezeichnet man zunächst<br />
Merkmale, die die potenziell schädlichen Auswirkungen von Belastungen verm<strong>in</strong>dern oder<br />
ausgleichen. Wie bei den Risikofaktoren gibt es auch hier gr<strong>und</strong>sätzlich zwei Gruppen: (a)<br />
personale Ressourcen wie z.B. Resilienz (d.h. protektive Faktoren, die <strong>in</strong> der Person des K<strong>in</strong>des<br />
begründet s<strong>in</strong>d, wie z.B. e<strong>in</strong>e optimistische Lebense<strong>in</strong>stellung, Problemlösungsfähigkeiten<br />
oder hohes Selbstwertgefühl) <strong>und</strong> (b) soziale Ressourcen, d.h. Faktoren, die <strong>in</strong> der Betreuungsumwelt<br />
des K<strong>in</strong>des <strong>und</strong> hier wiederum <strong>in</strong>ner- <strong>und</strong>/oder außerhalb der Familie liegen.<br />
(Holz 2006). Wichtig ist, dass die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>er Störung durch Risikofaktoren<br />
zwar erhöht, aber nicht determ<strong>in</strong>iert wird. Risikofaktoren müssen also nicht zwangsläufig zu<br />
e<strong>in</strong>er negativen Entwicklung führen, denn protektive Faktoren können auch unter Armutsbed<strong>in</strong>gungen<br />
e<strong>in</strong>e hohe Selbstwirksamkeitserfahrung <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en unproblematischen Sozialisations-<br />
<strong>und</strong> Lebensverlauf von K<strong>in</strong>dern gewährleisten (Groh-Samberg <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>mann 2006).<br />
Dazu zählt neben e<strong>in</strong>em sicheren B<strong>in</strong>dungsmuster zwischen Eltern <strong>und</strong> K<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>er Balance<br />
zwischen diszipl<strong>in</strong>ierenden <strong>und</strong> unterstützenden Erziehungsmethoden <strong>und</strong> der E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong><br />
verwandtschaftliche <strong>und</strong> nachbarschaftliche soziale Netzwerke auch e<strong>in</strong>e gute Schule bzw.<br />
Wohngegend (ebenda). Die K<strong>in</strong>derstudie der AWO/ISS führt als Schutzfaktoren u.a. e<strong>in</strong> gutes<br />
(Alltags-) Bewältigungshandeln von Eltern, das Erlernen von positiven Handlungsstrategien,<br />
e<strong>in</strong>e gel<strong>in</strong>gende - weil geförderte - soziale Integration <strong>in</strong> Peergroups sowie das soziale <strong>und</strong><br />
schulische Umfeld an. Die Studie kommt aber zu dem Schluss, dass es letztlich nicht die<br />
Selbstheilungskräfte der Familie s<strong>in</strong>d, sondern soziale Förderung, Ausgleich <strong>und</strong> Umverteilung,<br />
die von Armut betroffenen K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong>e wirkliche Zukunft ermöglichen (Holz 2006).<br />
Gerade im Bereich der K<strong>in</strong>derarmutsforschung stößt man immer wieder auf den Begriff<br />
der Resilienz. Bei der Resilienzförderung geht es darum, K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> überaus belasteten Lebenssituationen<br />
den Zugang zu Schutzfaktoren zu ermöglichen, welche ihre Widerstandsfähigkeit<br />
mobilisieren <strong>und</strong> stärken (Zander 2008: 40, Zander 2010). Solche Schutzfaktoren kann<br />
das K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>erseits <strong>in</strong> sich selbst f<strong>in</strong>den, Schutzfaktoren können aber auch von se<strong>in</strong>em näheren<br />
sozialen Umfeld, etwa der Familie oder dem weiteren sozialen Umfeld (K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen,<br />
Nachbarschaft, Projekte) ausgehen (ebenda). Weil Eltern offenbar nur <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en<br />
begrenzten Zeitraum <strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d, die negativen Auswirkungen von Armutslagen auf ihre<br />
K<strong>in</strong>der abzufedern (vgl. Alt <strong>und</strong> Lange 2009), haben K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen als kompensatorische<br />
Sozialisations<strong>in</strong>stanz e<strong>in</strong>e besondere Bedeutung, wenn es darum geht, die Widerstandsfähigkeit<br />
von K<strong>in</strong>dern zu fördern (Wustmann 2004). Das aus der Entwicklungsforschung<br />
stammende Konzept der Resilienz ist allerd<strong>in</strong>gs nicht unumstritten. Das zentrale Problem<br />
liegt <strong>in</strong> der Übertragbarkeit <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Bedeutung von Armutsbewältigung. Richtet sich<br />
die Interpretation auf die Überw<strong>in</strong>dung der Armutssituation selbst, wird der impliziten Annahme<br />
Vorschub geleistet, dass der Wegfall von Transferbezug oder der Ausstieg aus der<br />
statistischen Armut das Problem beseitig. Gleichzeitig wäre e<strong>in</strong> langer oder dauerhafter Auf-<br />
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