Lebenslagen in Deutschland - Bundesministerium für Arbeit und ...
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Berufliches Gymnasium vs. Schule verlassen ohne Abitur<br />
In den e<strong>in</strong>fachen Zusammenhangsanalysen hat sich immer wieder gezeigt, dass die sozialen<br />
Merkmale des Elternhauses eher ger<strong>in</strong>ge Unterschiede h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>es Besuchs e<strong>in</strong>es beruflichen<br />
Gymnasiums hervorbr<strong>in</strong>gen. Vielmehr sche<strong>in</strong>t <strong>für</strong> Jugendliche aus weniger vorteilhaft<br />
ausgestatteten Elternhäusern der Weg über das berufliche Gymnasium e<strong>in</strong>e Möglichkeit zu<br />
se<strong>in</strong>, das Abitur zu erreichen. Entsprechend ger<strong>in</strong>ger zeigen sich auch die Effekte <strong>für</strong> den<br />
Kontrast zwischen dem Besuch e<strong>in</strong>es beruflichen Gymnasiums versus dem Verlassen der<br />
Schule ohne Abitur.<br />
Wichtigste E<strong>in</strong>flussgröße <strong>für</strong> Jugendliche auch bei diesem Vergleich ist wiederum die<br />
Bildung der Eltern. Jedoch s<strong>in</strong>d die Effekte deutlich ger<strong>in</strong>ger im Vergleich zu den Effekten<br />
beim allgeme<strong>in</strong>bildenden Gymnasium. Generell gilt aber auch hier, dass je ger<strong>in</strong>ger die formale<br />
Bildung der Eltern ist, umso höher wird das Risiko, die Schule ohne Abitur zu verlassen<br />
anstatt e<strong>in</strong> berufliches Gymnasium zu besuchen. Die Effekte der elterlichen Bildung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
Westdeutschland tendenziell stärker ausgeprägt als <strong>in</strong> Ostdeutschland.<br />
Drei weitere Effekte haben e<strong>in</strong>en zusätzlichen E<strong>in</strong>fluss zur elterlichen Bildung. Erstens<br />
haben Jugendlichen, bei denen nur e<strong>in</strong> Elternteil erwerbstätig ist, e<strong>in</strong> etwas höheres Risiko,<br />
die Schule ohne Abitur zu verlassen. Man würde auch vermuten, dass dies <strong>für</strong> die Familien<br />
zutrifft, bei denen beide Eltern nicht arbeiten. Dieser Effekt wird jedoch statistisch nicht<br />
signifikant. Inhaltlich <strong>in</strong>teressanter ist der zweite Effekt: Jugendliche, deren Familien <strong>Arbeit</strong>slosengeld<br />
II beziehen, haben e<strong>in</strong> erhöhtes Risiko, die Schule ohne Abitur zu verlassen (statt<br />
auf e<strong>in</strong> berufliches Gymnasium zu gehen). Dieser Effekt ist signifikant <strong>und</strong> sehr ähnlich zu<br />
dem Effekt, der das Verlassen der Schule mit dem Besuch e<strong>in</strong>es allgeme<strong>in</strong>bildenden Gymnasiums<br />
kontrastiert. Auch hier zeigt sich also der Effekt des Transferbezugs auf die Bildungsbeteiligung<br />
von 17- bis 19-Jährigen. Schließlich haben weibliche Jugendliche e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>geres<br />
Risiko, die Schule ohne Abitur zu verlassen.<br />
Alle anderen Effekte erweisen sich als statistisch nicht signifikant, d.h. es gibt ke<strong>in</strong>e<br />
substantiellen Unterschiede im Effekt der jeweiligen sozialen Merkmale. Dies gilt <strong>in</strong>sbesondere<br />
<strong>für</strong> die familiäre Situation, den Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>, aber auch <strong>für</strong> den E<strong>in</strong>fluss der<br />
f<strong>in</strong>anziellen Situation des Elternhauses. Es zeigt sich erneut ke<strong>in</strong> Unterschied <strong>in</strong> der Bildungsbeteiligung<br />
je nachdem, ob e<strong>in</strong> Jugendlicher aus e<strong>in</strong>em armutsgefährdeten Haushalt kommt<br />
oder nicht. Dies deutete sich allerd<strong>in</strong>gs bereits <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>fachen Zusammenhangsanalysen an,<br />
wo bereits die Vermutung formuliert wurde, dass die beruflichen Gymnasien e<strong>in</strong> Weg s<strong>in</strong>d,<br />
über den ursprünglich sozial benachteiligte Jugendliche doch noch den Weg zum Abitur f<strong>in</strong>den.<br />
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