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Lebenslagen in Deutschland - Bundesministerium für Arbeit und ...

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3. Bildungsübergänge von K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

Die Bildungsbeteiligung im K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> Jugendalter <strong>und</strong> vor allem die erreichten Bildungsabschlüsse<br />

haben <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> e<strong>in</strong>e herausragende Bedeutung <strong>für</strong> den weiteren Lebensweg.<br />

Bildungsabschlüsse s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> wesentlicher E<strong>in</strong>flussfaktor <strong>für</strong> die spätere Erwerbsbeteiligung,<br />

die Karrierechancen, das E<strong>in</strong>kommen, das <strong>Arbeit</strong>slosigkeitsrisiko, die Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> vieles<br />

mehr (vgl. Allmend<strong>in</strong>ger 1989, Müller et al. 1998, Lauer/Ste<strong>in</strong>er 2001, Gangl 2003, Schiener<br />

2006, Kuntz 2011). Die Bildungsbeteiligung im K<strong>in</strong>des- <strong>und</strong> Jugendalter ist auch von überragender<br />

Bedeutung <strong>für</strong> die Vermeidung <strong>und</strong> Überw<strong>in</strong>dung von Armut im späteren Lebensverlauf,<br />

wie <strong>in</strong> den nachfolgenden Kapiteln gezeigt wird (vgl. Giesecke et al. 2010). Daher untersucht<br />

dieses Kapitel, welche K<strong>in</strong>der vorteilhafte bzw. wenig vorteilhafte Bildungsabschlüsse<br />

erreichen <strong>und</strong> welche Risikofaktoren <strong>und</strong> Schutzmechanismen es gibt, um die betreffenden<br />

Abschlüsse zu erreichen bzw. zu vermeiden.<br />

Die folgenreichste Bildungsentscheidung im deutschen Bildungssystem ist nach wie<br />

vor der Übergang nach der Gr<strong>und</strong>schule <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e weiterführende Schule, da dieser – aufgr<strong>und</strong><br />

der ger<strong>in</strong>gen Mobilität <strong>in</strong>nerhalb der Schulformen der Sek<strong>und</strong>arstufe I – nachhaltig die Weichen<br />

<strong>für</strong> die spätere Bildungskarriere legt (vgl. Baumert et al. 2010, Kle<strong>in</strong> et al. 2010). Entsprechend<br />

untersuchen wir die Bildungsbeteiligung unmittelbar nach der Gr<strong>und</strong>schule als<br />

e<strong>in</strong>en wesentliches Merkmal, das im Lebensverlauf das Armutsrisiko erhöhen oder verr<strong>in</strong>gern<br />

kann. Dabei unterscheiden wir verschiedene Schulformen: Die Förderschule ist die Schulform,<br />

die das größte Risikopotential <strong>für</strong> die weitere Bildungs- <strong>und</strong> Berufslaufbahn darstellt<br />

(Powell/Pfahl 2011). Mehr als drei Viertel aller Absolvent<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Absolventen von Förderschulen<br />

verlassen ihre Schule ohne e<strong>in</strong>en Bildungsabschluss, ca. 21,5% erreichen e<strong>in</strong>en<br />

Hauptschulabschluss, 2,1% e<strong>in</strong>en Realschulabschluss <strong>und</strong> nur 0,1% e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>geschränkte oder<br />

allgeme<strong>in</strong>e Hochschulreife (Zahlen <strong>für</strong> 2008, siehe KMK 2010). Dabei variiert der Anteil an<br />

Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülern e<strong>in</strong>es Jahrgangs an Förderschulen zwischen 3% <strong>in</strong> Schleswig-<br />

Holste<strong>in</strong> <strong>und</strong> über 9% <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern. Diese großen Unterschiede können offensichtlich<br />

nicht alle<strong>in</strong> auf Merkmale der K<strong>in</strong>der zurückgeführt werden, vielmehr liegen auch<br />

sozial konstruierte Diagnosen („Lernbeh<strong>in</strong>derung“) <strong>und</strong> schlichte ökonomische Bedürfnisse<br />

der Schulbehörden h<strong>in</strong>ter der großen nationalen <strong>und</strong> <strong>in</strong>ternationalen Variation (Pfahl/Powell<br />

2011, Powell 2011). 5<br />

5 Förderschulen s<strong>in</strong>d Schulen, an denen K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendliche lernen, die „<strong>in</strong> ihren Bildungs-, Entwicklungs<strong>und</strong><br />

Lernmöglichkeiten soweit bee<strong>in</strong>trächtigt s<strong>in</strong>d, dass ihre Teilhabe am Leben <strong>in</strong> der Gesellschaft wesentlich<br />

erschwert ist“ (Bildungsbericht 2010: 69). Der Besuch e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tegrativen allgeme<strong>in</strong>bildenden Schule gegenüber<br />

dem Besuch e<strong>in</strong>er Förderschule ist zu bevorzugen, wenn die „organisatorischen, personellen <strong>und</strong> sächlichen<br />

Voraussetzungen da<strong>für</strong> erfüllt s<strong>in</strong>d“ (Bildungsbericht 2010: 69). Da das Bildungswesen <strong>in</strong> den Kompetenzbereich<br />

der B<strong>und</strong>esländer fällt <strong>und</strong> dort unterschiedlich ausgestaltet wird, kommt es zu länderspezifischen Differenzen<br />

im Anteil von Förderschüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Förderschülern.<br />

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