29.12.2013 Aufrufe

Lebenslagen in Deutschland - Bundesministerium für Arbeit und ...

Lebenslagen in Deutschland - Bundesministerium für Arbeit und ...

Lebenslagen in Deutschland - Bundesministerium für Arbeit und ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

mehrdimensionalen Perspektive, muss man feststellen, dass sich <strong>Deutschland</strong> im <strong>in</strong>ternationalen<br />

Vergleich <strong>in</strong> den letzten Jahren zwar etwas verbessert hat, aber auch hier immer noch<br />

nicht über das Mittelmaß h<strong>in</strong>aus kommt (Bertram 2008; Bertram <strong>und</strong> Kohl 2010).<br />

Was aber macht die Armutsbedrohung so schlimm <strong>für</strong> K<strong>in</strong>der? S<strong>in</strong>d K<strong>in</strong>der Armutsrisiken<br />

ausgesetzt, kann das negative Auswirkungen auf ihren Bildungserfolg, auf ihre Fre<strong>und</strong>schaftsbeziehungen<br />

<strong>und</strong> sogar auf die k<strong>in</strong>dliche Persönlichkeitsentwicklung haben (Alt <strong>und</strong><br />

Lange 2009). E<strong>in</strong>e Position unterhalb der Armutsrisikoschwelle gilt als der größte Risikofaktor<br />

<strong>für</strong> die Entwicklung subjektiven Wohlbef<strong>in</strong>dens von K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> deren späteren Lebenschancen<br />

(Holz 2006). Vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> gew<strong>in</strong>nt das Thema K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> Jugendarmutsrisiken<br />

nicht nur an Relevanz, wenn es darum geht, völkerrechtlichen Verb<strong>in</strong>dlichkeiten<br />

wie der UN-K<strong>in</strong>derrechtskonvention zu entsprechen. Auch volkswirtschaftliche Überlegungen<br />

spielen e<strong>in</strong>e Rolle: Investitionen <strong>in</strong> K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendliche s<strong>in</strong>d mittel- <strong>und</strong> langfristig<br />

auch Investitionen <strong>in</strong> die Zukunft der Gesellschaft (u.a. Allmend<strong>in</strong>ger et al. 2011; Biedenkopf<br />

et al. 2009). E<strong>in</strong> s<strong>in</strong>nvoller Weg, Ansätze zu entwickeln, die den Anteil von K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> Jugendlichen,<br />

die von Armut bedroht werden, reduzieren, ist die Identifikation von Faktoren,<br />

die vermehrt dazu führen (Risikofaktoren) bzw. davor bewahren (Schutzfaktoren).<br />

2.2. Schutz- <strong>und</strong> Risikofaktoren<br />

E<strong>in</strong> Risikofaktor ist e<strong>in</strong> Merkmal, das bei e<strong>in</strong>er Gruppe von Individuen, die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

des Auftretens e<strong>in</strong>er Störung im Vergleich zu e<strong>in</strong>er unbelasteten Kontrollgruppe erhöht<br />

(Holz 2006: 10). Allgeme<strong>in</strong> gibt es verschiedene Gruppen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>, die e<strong>in</strong> überdurchschnittliches<br />

Armutsrisiko haben. Dazu zählen Paare mit m<strong>in</strong>destens drei K<strong>in</strong>dern (e<strong>in</strong> Anteil<br />

von 13,9% dieser Personengruppe lebt unterhalb der Armutsrisikoschwelle), Alle<strong>in</strong>erziehenden<br />

(35%), Migranten (24%), <strong>Arbeit</strong>slosen (40,9%), <strong>und</strong> eben auch K<strong>in</strong>der mit ca. 15% (Volkert<br />

2008). Da K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Regel nicht über eigene E<strong>in</strong>kommen verfügen, orientieren sich<br />

die Armutsrisikoquoten am E<strong>in</strong>kommen des Haushalts, <strong>in</strong> dem das jeweilige K<strong>in</strong>d lebt. Wenn<br />

e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d also von Armut bedroht ist, dann bef<strong>in</strong>det sich jede andere Person im Haushalt (Geschwister,<br />

Eltern etc.) ebenfalls unter der Armutsrisikoschwelle. Das größte Armutsrisiko <strong>für</strong><br />

K<strong>in</strong>der besteht <strong>in</strong> der Erwerbs- oder <strong>Arbeit</strong>slosigkeit der Eltern oder e<strong>in</strong>es Elternteils (Eggen<br />

2008; BMFSFJ 2010: 59). Aus e<strong>in</strong>er Ereignisperspektive heraus konstatiert Meier-Gräwe<br />

(2006), dass Armutslagen <strong>in</strong> der Regel als Folge e<strong>in</strong>es kritischen Lebensereignisses auftreten,<br />

wie z.B. der Trennung oder Scheidung von (Ehe-) Partnern, aber auch als Folge der Geburt<br />

e<strong>in</strong>es (weiteren) K<strong>in</strong>des. Dagegen stellen Fertig <strong>und</strong> Tamm fest, dass K<strong>in</strong>der aus der Perspektive<br />

der Eltern nicht per se e<strong>in</strong> Armutsrisiko darstellen, wenn es sich um e<strong>in</strong>en Paarhaushalt<br />

handelt. Alle<strong>in</strong>erziehende <strong>und</strong> damit auch deren K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> der Tat überproportional<br />

von Armut betroffen (Fertig <strong>und</strong> Tamm 2005: 243, Böhnke <strong>und</strong> Schröder 2010). Auch<br />

Butterwegge sieht Auslöser <strong>für</strong> K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> Jugendarmut <strong>in</strong> Lebensereignissen wie z.B. dem<br />

Tod des Alle<strong>in</strong>ernährers, Erwerbslosigkeit von Eltern(teilen) <strong>und</strong>/oder deren Trennung oder<br />

22

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!