Lebenslagen in Deutschland - Bundesministerium für Arbeit und ...
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Gr<strong>und</strong>sätzlich glaubt die Bevölkerung zwar an die eigene Handlungsmacht, daran<br />
dass gesellschaftlicher Aufstieg durch <strong>in</strong>dividuelles Bemühen möglich ist. Dennoch haben <strong>in</strong><br />
den Augen der Bevölkerung nicht alle Menschen dieselben Chancen darauf, dass sich dieses<br />
Bemühen tatsächlich auszahlt. So gilt e<strong>in</strong>e gute Ausbildung als der zentrale Aufstiegsfaktor.<br />
Die Chance auf e<strong>in</strong>e Ausbildung, die den eigenen Fähigkeiten entspricht, ist jedoch nach Ansicht<br />
der Bevölkerung nicht <strong>für</strong> alle gegeben.<br />
8.2 Die Wahrnehmung der eigenen Stellung <strong>in</strong> der Gesellschaft<br />
Wie wir <strong>in</strong> den vorhergehenden Abschnitten gesehen haben, wird die deutsche Gesellschaft<br />
als sehr ungleich <strong>und</strong> ungerecht wahrgenommen. In den folgenden Abschnitten wollen wir<br />
nun danach schauen, ob <strong>und</strong> <strong>in</strong> welchem Ausmaß diese Sichtweise auch auf das eigene Leben<br />
übertragen wird.<br />
Fühlen sich die Befragten von Ungleichheit <strong>und</strong> Ungerechtigkeit betroffen? Wo sehen<br />
sie ihre eigene Stellung im Ungleichheitsgefüge der Gesellschaft <strong>und</strong> wie unterscheidet sich<br />
diese Wahrnehmung danach, welche sozioökonomische Position die Individuen e<strong>in</strong>nehmen?<br />
Welche Auf- oder Abstiegsperspektive sehen sie <strong>in</strong> ihrem eigenen Leben?<br />
Solchen Fragen s<strong>in</strong>d die folgenden Abschnitte gewidmet. Wir betrachten dabei drei<br />
Dimensionen der subjektiven Wahrnehmung der eigenen Stellung <strong>in</strong> der Gesellschaft. Zum<br />
Ersten wollen wir wissen, wo sich die Menschen <strong>in</strong>nerhalb des Gefüges sozialer Ungleichheit<br />
verorten. Wo sehen sie ihre eigene Stellung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er vertikalen Verteilung von Armut <strong>und</strong><br />
Reichtum? Wie haben sich diese Positionierungen im Laufe der Zeit verändert? Speziell <strong>in</strong>teressiert<br />
uns zum Zweiten, wer die eigene Position <strong>in</strong> der Gesellschaft als Armut bezeichnet.<br />
Schließlich betrachten wir auch die subjektive Wahrnehmung sozialer Mobilität.<br />
Diese Fragen werden wir hauptsächlich mit Hilfe der Daten der Studie „Sozialstaatliche<br />
Transformation“ vornehmen. Wie <strong>in</strong> Abschnitt 8.1.1 bereits beschrieben, wurden den Befragten<br />
<strong>in</strong> dieser Studie drei Bilder vorgelegt, die mögliche Verteilungen von „Armut <strong>und</strong><br />
Reichtum“ darstellen: das Dreieck, die Zwiebel <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Rechteck. Die Befragten wurden<br />
dazu aufgefordert e<strong>in</strong>e Abbildung auszuwählen, die ihren Vorstellungen von der aktuellen<br />
Gesellschaft am meisten entspricht <strong>und</strong> darum gebeten, ihre eigene Position im Gefüge von<br />
Armut <strong>und</strong> Reichtum zu bestimmen <strong>und</strong> zwar die aktuelle Position, die Position ihrer Eltern<br />
als die Befragten selbst 15 Jahre alt waren <strong>und</strong> die Position, die sie glauben, <strong>in</strong> 10 Jahren e<strong>in</strong>zunehmen.<br />
Dazu wurden verschiedenfarbige Klebepunkte verteilt, die dann alle <strong>in</strong> e<strong>in</strong>es der<br />
gewählten Gesellschaftsbilder geklebt wurden. Des Weiteren wurden die Befragten gebeten,<br />
e<strong>in</strong>e L<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> das ausgewählte Bild zu zeichnen, von der sie annehmen, dass darunter die „arme“<br />
Bevölkerung zu identifizieren ist.<br />
Auf Gr<strong>und</strong>lage dieser Daten können wir also nicht nur Aussagen darüber machen, wo<br />
sich die Befragten heute <strong>in</strong> der Gesellschaft positionieren, sondern auch darüber, welche soziale<br />
Mobilität sie wahrnehmen: Haben sie ihre Position im Vergleich zu den eigenen Eltern<br />
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