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Lebenslagen in Deutschland - Bundesministerium für Arbeit und ...

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Hauptschulen wechseln. Entsprechend ist zu überprüfen, über welche Mechanismen die ökonomischen<br />

Ressourcenunterschiede wirken <strong>und</strong> ob gegebenenfalls die Regelsätze <strong>für</strong> ALG-II-<br />

Familien mit jüngeren K<strong>in</strong>dern zu überdenken s<strong>in</strong>d.<br />

Im Schulbereich können e<strong>in</strong>e Reihe von <strong>in</strong>stitutionellen Veränderungen getroffen<br />

werden, die e<strong>in</strong>en Abbau sozialer Unterschiede <strong>und</strong> die Vermeidung von ger<strong>in</strong>g qualifizierten<br />

K<strong>in</strong>dern mit sich br<strong>in</strong>gen. Der Ausbau von Ganztagsschulen ist e<strong>in</strong>e zentrale Empfehlung aus<br />

der Bildungsforschung (Baumert et al. 2011, Solga 2008, Allmend<strong>in</strong>ger 2011). Dies sollte<br />

verb<strong>und</strong>en se<strong>in</strong> mit e<strong>in</strong>em zusätzlichen Angebot an Lehrkräften oder pädagogischen Assistent<strong>in</strong>nen<br />

bzw. Assistenten, um jeweils <strong>in</strong>dividuell gebotene Lehrangebote <strong>und</strong> Fördermöglichkeiten<br />

anbieten zu können. Gleichzeitig sollten verstärkte Anstrengungen <strong>für</strong> <strong>in</strong>tegrativen Unterricht<br />

unternommen werden. Besonders sollte e<strong>in</strong>er Entwicklung entgegengewirkt werden,<br />

die vermehrt K<strong>in</strong>der auf Förderschulen verteilt. Die Spannweite des Anteils von K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong><br />

Förderschule<strong>in</strong>richtungen ist so groß, dass sie ganz offensichtlich nicht oder nicht alle<strong>in</strong> auf<br />

<strong>in</strong>dividuellen Merkmalen der K<strong>in</strong>der beruht, sondern andere Überlegungen zu e<strong>in</strong>em mitunter<br />

hohen <strong>und</strong> steigenden Anteil von Sonderschüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Sonderschülern führen. E<strong>in</strong>e wichtige<br />

E<strong>in</strong>flussgröße hierbei ist der demographische Wandel <strong>und</strong> die damit zurückgehenden<br />

Schülerzahlen <strong>in</strong> manchen Regionen, was die Schließung oder Zusammenlegung mancher<br />

Förderschulen mit sich br<strong>in</strong>gen würde.<br />

Im Schulbereich sollten zudem die Lehrer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Lehrer besser geschult werden,<br />

<strong>in</strong>sbesondere h<strong>in</strong>sichtlich der diagnostischen Kompetenz (Anders et al. 2010). Nur so können<br />

sie als pädagogische Experten die Förderbedarfe der K<strong>in</strong>der besser erkennen. Eltern <strong>und</strong> Lehrer<strong>in</strong>nen<br />

bzw. Lehrer sollten zudem geme<strong>in</strong>sam versuchen, bei den K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong>e positive E<strong>in</strong>stellung<br />

zum Lernen zu wecken. Diese E<strong>in</strong>stellung hilft Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülern aus Elternhäusern<br />

mit weniger guten Bildungschancen, solche Nachteile wettzumachen (OECD<br />

2011). In der gleichen Studie wird auch angeführt, dass der verstärkte Unterricht <strong>in</strong> Naturwissenschaften<br />

e<strong>in</strong>e Möglichkeit ist, K<strong>in</strong>der aus benachteiligten Elternhäusern erfolgreicher am<br />

Bildungssystem teilhaben zu lassen. Dah<strong>in</strong>ter steckt vermutlich auch der Mechanismus, dass<br />

die Rezeption von naturwissenschaftlichen Erkenntnissen weniger abhängig ist von der<br />

Sprach- <strong>und</strong> Ausdrucksweise der K<strong>in</strong>der, entsprechend können K<strong>in</strong>der aus bildungsfernen<br />

Elternhäusern hier eher Erfolgserlebnisse <strong>und</strong> damit mehr Lernmotivation aufbauen. Lernmotivation<br />

kann auch durch Rollenvorbilder aufgebaut werden. Insofern sollten Klassen nach<br />

Möglichkeit sozial so heterogen gemischt se<strong>in</strong>, dass solche Mechanismen <strong>für</strong> die Benachteiligten<br />

greifen können.<br />

Die mangelnde Heterogenität im Klassenraum ist <strong>in</strong>sbesondere <strong>für</strong> Sonder- <strong>und</strong><br />

Hauptschulklassen e<strong>in</strong> Problem, da entsprechende erfolgreiche Rollenvorbilder fehlen. Stattdessen<br />

werden Lernmethoden e<strong>in</strong>geübt, die später nur bed<strong>in</strong>gt anschlussfähig <strong>für</strong> weiterführende<br />

Schulen s<strong>in</strong>d. Zusätzlich werden <strong>in</strong> diesen Schulformen weniger Kompetenzen vermittelt,<br />

so dass es am Ende zu e<strong>in</strong>er doppelten Benachteiligung dieser Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler<br />

kommt. Verschärft wird dieser Bef<strong>und</strong> durch die frühe <strong>in</strong>stitutionelle Trennung von K<strong>in</strong>dern<br />

<strong>in</strong> der Regel nach der 4. Klasse. Dabei zeigt sich, dass sich Interessen, Fähigkeiten <strong>und</strong> auch<br />

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