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Lebenslagen in Deutschland - Bundesministerium für Arbeit und ...

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Abitur abzuschließen statt auf e<strong>in</strong>em allgeme<strong>in</strong>bildenden Gymnasium zu se<strong>in</strong>. Besonders<br />

stark s<strong>in</strong>d diese Effekte <strong>für</strong> die Bildung der Mutter. Die Jugendlichen, deren Mutter maximal<br />

e<strong>in</strong>en Hauptschulabschluss hat, haben e<strong>in</strong> 6- (West) bis 7-mal (Ost) höheres Risiko, ohne Abitur<br />

die Schule zu verlassen, als Jugendliche, deren Mutter Abitur hat. Die Bildung der Väter<br />

vergrößert mit den entsprechenden Ausprägungen dieses Risiko noch e<strong>in</strong>mal um das ca. dreifache.<br />

Ebenfalls sehr stark ausgeprägt <strong>für</strong> Jugendliche s<strong>in</strong>d die Effekte von Eltern mit Hauptschule<br />

<strong>und</strong> Lehre im Vergleich zu Eltern mit Abitur.<br />

Bei dem Erwerbsstatus der Eltern bestätigen sich die H<strong>in</strong>weise aus den e<strong>in</strong>fachen Zusammenhangsanalysen.<br />

Im Unterschied zu früheren Bildungsentscheidungen haben Familien,<br />

<strong>in</strong> denen nur e<strong>in</strong> Elternteil arbeitet, ke<strong>in</strong>en Vorteil h<strong>in</strong>sichtlich des Besuchs e<strong>in</strong>es allgeme<strong>in</strong>bildenden<br />

Gymnasiums. Lediglich die Eltern, die beide erwerbslos s<strong>in</strong>d, erhöhen das Risiko<br />

leicht <strong>für</strong> ihre jugendlichen Nachkommen, die Schule ohne Abitur zu verlassen.<br />

Wie bereits gezeigt, haben K<strong>in</strong>der aus <strong>Arbeit</strong>slosengeld-II-Haushalten e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere<br />

Teilnahmerate an e<strong>in</strong>em allgeme<strong>in</strong>bildenden Gymnasium <strong>und</strong> verlassen stattdessen eher die<br />

Schule ohne Abitur, auch unter Kontrolle der anderen sozialen Merkmale. Dieser Bef<strong>und</strong><br />

steht im Kontrast zu den Bef<strong>und</strong>en <strong>für</strong> das K<strong>in</strong>desalter. Dort war der E<strong>in</strong>fluss von ALG II<br />

unbedeutend. Da im Modell <strong>für</strong> die Jugendlichen auch die tatsächliche f<strong>in</strong>anzielle Situation<br />

(Armutsgefährdung) berücksichtigt wurde <strong>und</strong> diese ke<strong>in</strong>en Effekt hatte, ist fraglich, warum<br />

Jugendliche, deren Familien ALG II beziehen, schlechtere Bildungschancen haben. Denkbar<br />

ist, dass die Bildungsaspiration der Jugendlichen das Abitur nicht e<strong>in</strong>schließt. Zum e<strong>in</strong>en<br />

können die Aspirationen durch Bezugsgruppen geprägt se<strong>in</strong>, die <strong>in</strong> der gleichen Situation s<strong>in</strong>d<br />

<strong>und</strong> die nicht sehr viel Wert auf Bildung legen. Zum anderen kann es vernünftig se<strong>in</strong>, durch<br />

e<strong>in</strong>en mittleren Abschluss <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Lehre e<strong>in</strong>en gewissen Lebensstandard ohne Transferleistungsbezug<br />

zu sichern, anstatt zu versuchen, das allgeme<strong>in</strong>e Abitur zu erreichen.<br />

Die E<strong>in</strong>flüsse der familiären Situation s<strong>in</strong>d vergleichsweise ger<strong>in</strong>g. Jugendliche, die<br />

bei e<strong>in</strong>em alle<strong>in</strong>erziehenden Elternteil leben, haben sogar e<strong>in</strong>en leichten Vorteil h<strong>in</strong>sichtlich<br />

des Besuchs e<strong>in</strong>es allgeme<strong>in</strong>bildenden Gymnasiums. Leben die Jugendlichen mit m<strong>in</strong>destens<br />

zwei weiteren K<strong>in</strong>dern im Haushalt, steigt h<strong>in</strong>gegen das Risiko, die Schule ohne Abitur zu<br />

verlassen.<br />

Der Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> der Jugendlichen spielt <strong>in</strong> Ostdeutschland e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge<br />

Rolle. Lediglich wenn beide Elternteile e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> haben, steigt das Risiko<br />

leicht <strong>für</strong> das Verlassen der Schule ohne Abitur etwas an. In Westdeutschland ragt der Effekt<br />

<strong>für</strong> Eltern heraus, bei denen e<strong>in</strong> Elternteil im Ausland geboren wurde. Jugendliche aus solchen<br />

Familien haben e<strong>in</strong> viel kle<strong>in</strong>eres Risiko, die Schule ohne Abitur zu verlassen bzw. umgekehrt,<br />

sie haben e<strong>in</strong>e viel höhere Chance, e<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>bildendes Gymnasium zu besuchen.<br />

Schließlich zeigt das Modell, dass weibliche Jugendliche seltener das Risiko haben,<br />

ohne Abitur die Schule zu verlassen, sie gehen häufiger auf e<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>bildendes Gymnasium<br />

als männliche Jugendliche.<br />

Insgesamt ist <strong>für</strong> Jugendliche der Kontrast zwischen dem Besuch e<strong>in</strong>es allgeme<strong>in</strong>bildendem<br />

Gymnasiums <strong>und</strong> dem Verlassen der Schule ohne Abitur besonders stark durch die<br />

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