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Lebenslagen in Deutschland - Bundesministerium für Arbeit und ...

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Verwendet man als Informationen zur sozialen Herkunft jedoch nicht die Berufe der<br />

Eltern, sondern direkt das berichtete E<strong>in</strong>kommen, so ergeben sich etwas andere Ergebnisse.<br />

Die Studie von Blanden (2005) <strong>und</strong> Schnitzle<strong>in</strong> (2008) verwenden Daten des Sozioökonomischen<br />

Panels (SOEP) <strong>und</strong> f<strong>in</strong>den heraus, dass der Zusammenhang zwischen dem<br />

E<strong>in</strong>kommen der Elterngeneration <strong>und</strong> der K<strong>in</strong>dergeneration im <strong>in</strong>ternationalen Vergleich lediglich<br />

mittelmäßig stark ausfällt. Vor allem die Studie von Blanden wird häufig rezipiert, u.a.<br />

auch <strong>in</strong> der bekannten <strong>und</strong> umstrittenen Studie „The Spirit Level“ von Wilk<strong>in</strong>son <strong>und</strong> Pickett<br />

(2010). Es gibt jedoch e<strong>in</strong>e Reihe von Problemen mit dem Vergleich von E<strong>in</strong>kommensdaten<br />

zwischen den Generationen. Die Messung des E<strong>in</strong>kommens f<strong>in</strong>det aufgr<strong>und</strong> des noch recht<br />

jungen Panels <strong>für</strong> die Eltern- <strong>und</strong> <strong>für</strong> die K<strong>in</strong>dergeneration zu unterschiedlichen Zeitpunkten<br />

der Karriere statt. Entsprechend s<strong>in</strong>d die E<strong>in</strong>kommensangaben zwischen den Generationen<br />

nur bed<strong>in</strong>gt vergleichbar. Die Fallzahlen s<strong>in</strong>d sehr kle<strong>in</strong>, unter 300 Befragte bei Blanden <strong>und</strong><br />

jeweils ca. 500 Männer <strong>und</strong> Frauen bei Schnitzle<strong>in</strong>. Im Vergleich hierzu verwenden die vorliegenden<br />

Analysen berufliche Informationen von 5000 bis 15000 Befragten. (Zufällige)<br />

Messfehler bei der Erhebung des E<strong>in</strong>kommens bee<strong>in</strong>flussen darüber h<strong>in</strong>aus je nach zugr<strong>und</strong>e<br />

liegender E<strong>in</strong>kommensverteilung die Ergebnisse <strong>und</strong> damit die <strong>in</strong>ternationale E<strong>in</strong>ordnung<br />

unterschiedlich stark. Diese H<strong>in</strong>weise können als Erklärung <strong>für</strong> den Unterschied zwischen<br />

E<strong>in</strong>kommens- <strong>und</strong> beruflicher Mobilität herangezogen werden. Darüber h<strong>in</strong>aus ist es aber<br />

auch <strong>in</strong>haltlich denkbar, dass berufliche Positionen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> im Vergleich zum E<strong>in</strong>kommen<br />

e<strong>in</strong>e bedeutendere Rolle spielen als dies <strong>in</strong> anderen Ländern der Fall ist. Letztlich<br />

entscheidend ist, dass es <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> je nach Sichtweise e<strong>in</strong>en mittleren oder sehr starken<br />

E<strong>in</strong>fluss des Elternhauses auf den Werdegang der Folgegeneration gibt, <strong>und</strong> es stellt sich die<br />

Frage, welche Ursachen es hier<strong>für</strong> gibt <strong>und</strong> was getan werden kann, um diesen E<strong>in</strong>fluss zu<br />

verr<strong>in</strong>gern.<br />

Die <strong>in</strong>ternational vergleichende soziologische Forschung hebt <strong>in</strong>sbesondere zwei Zusammenhänge<br />

hervor: 1.) Je ger<strong>in</strong>ger das Ausmaß an E<strong>in</strong>kommensungleichheit, desto höher<br />

ist die soziale Mobilität (Erikson/Goldthorpe 1992), oder anders formuliert: je ger<strong>in</strong>ger die<br />

Verteilungsungleichheiten, desto ger<strong>in</strong>ger die Chancenungleichheiten. 2.) Je stärker der herkunftsspezifische<br />

Bildungserfolg, desto weniger offen ist die Gesellschaft, d.h. umso ungleicher<br />

s<strong>in</strong>d die Chancen auf soziale Auf- <strong>und</strong> Abstiege verteilt (Pollak 2009). Diese Punkte führen<br />

letztendlich an den Anfang der vorliegenden Studie. Um mehr soziale Aufstiege zu ermöglichen,<br />

müssen alle relevanten Übergänge im Lebensverlauf betrachtet werden <strong>und</strong> bereits<br />

mit begleitenden Maßnahmen im Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dalter begonnen werden (vgl. Baumert et al. 2011).<br />

Der Ausbau von K<strong>in</strong>derbetreuungse<strong>in</strong>richtungen <strong>für</strong> K<strong>in</strong>der unter 3 Jahren, die Qualitätssicherung<br />

von K<strong>in</strong>dergärten <strong>und</strong> die bedarfsorientierte Unterstützung von benachteiligten K<strong>in</strong>dern<br />

vor Schulbeg<strong>in</strong>n s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige der wichtigen Punkte, die unter anderem der Expertenrat „Herkunft<br />

<strong>und</strong> Bildungserfolg“ (Baumert et al. 2011) <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Studie <strong>für</strong> das Land Baden-<br />

Württemberg hervorgehoben hat <strong>und</strong> dessen Empfehlungen generell auf die Reduktion von<br />

Herkunftseffekten <strong>und</strong> damit auf die Erhöhung der Chancengleichheiten abzielen. Weitere<br />

Maßnahmen betreffen den Jugendbereich, den Übergang <strong>in</strong> die Berufsausbildung <strong>und</strong> <strong>in</strong> den<br />

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