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Lebenslagen in Deutschland - Bundesministerium für Arbeit und ...

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8.2.3 Subjektive Armut<br />

In der Verortung auf e<strong>in</strong>er vertikalen Achse sozialer Ungleichheit positionieren sich die meisten<br />

Befragten <strong>in</strong> der Mitte. Dennoch haben wir Unterschiede <strong>in</strong> Abhängigkeit der sozioökonomischen<br />

Ausstattung ausmachen können. Im Besonderen Männer <strong>und</strong> Frauen, die <strong>Arbeit</strong>slosengeld<br />

II erhalten, positionieren tiefer als alle anderen. Im Folgenden wollen wir diese Betrachtung<br />

weiter spezifizieren <strong>und</strong> danach schauen, welche Befragten ihre eigenen Lebenssituation<br />

als Armut bezeichnen. Wie <strong>in</strong> Abschnitt 8.2 bereits angekündigt, beziehen wir uns<br />

dazu auf die Daten des Projektes „Sozialstaatliche Transformation“. Die Befragten konnten<br />

hier zwischen drei verschiedenen Gesellschaftsbildern jenes auswählen, das ihrer Vorstellung<br />

der Verteilung von Armut <strong>und</strong> Reichtum am meisten entspricht. Innerhalb des Bildes haben<br />

sie dann e<strong>in</strong>en Punkt <strong>für</strong> die E<strong>in</strong>schätzung der eigenen aktuellen Gesellschaftsposition verortet<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>e L<strong>in</strong>ie gezeichnet, unterhalb derer ihrer Me<strong>in</strong>ung nach die „arme“ Bevölkerung zu<br />

f<strong>in</strong>den ist. Diese subjektive Armutsl<strong>in</strong>ie können wir <strong>in</strong>s Verhältnis zur eigenen Stellung der<br />

Befragten setzen <strong>und</strong> so e<strong>in</strong>e Aussage darüber treffen, wer sich selbst als arm bezeichnet. Als<br />

subjektiv arm gelten alle Befragten, die die Armutsl<strong>in</strong>ie oberhalb oder durch den eigenen Stellungspunkt<br />

zeichnen.<br />

Uns <strong>in</strong>teressiert nun zum e<strong>in</strong>en, welche Befragtengruppen sich als arm bezeichnen <strong>und</strong><br />

zum anderen, ob diese Selbstbeschreibung zur formalen Def<strong>in</strong>ition der E<strong>in</strong>kommensarmut<br />

passt, ob also subjektiv arme Befragte auch tatsächlich über weniger als 60 Prozent des mittleren<br />

Nettoäquivalenze<strong>in</strong>kommens verfügen <strong>und</strong> auch umgekehrt, ob e<strong>in</strong>kommensarme Personen<br />

ihre eigenen Position so beschreiben.<br />

Von allen befragten Männern <strong>und</strong> Frauen bezeichnen sich 21 Prozent als arm – e<strong>in</strong>en<br />

Unterschied nach Geschlecht gibt es nicht 75 . Wer bezeichnet sich nun als arm?<br />

Mit Hilfe e<strong>in</strong>er logistischen Regression haben wir verschiedene sozioökonomische<br />

Merkmale darauf h<strong>in</strong> überprüft ob, sie e<strong>in</strong>en signifikanten E<strong>in</strong>fluss darauf haben, dass Menschen<br />

ihre eigene Lebenssituation als Armut deklarieren. Neben dem Ausbildungsniveau, dem<br />

Äquivalenze<strong>in</strong>kommen <strong>und</strong> Lebensalter, ist <strong>in</strong> die Analyse auch e<strong>in</strong>gegangen ob die Befragten<br />

über Ersparnisse oder Schulden verfügen <strong>und</strong> welchen Status sie auf dem <strong>Arbeit</strong>smarkt<br />

haben.<br />

Wie aus Tabelle 26 zunächst e<strong>in</strong>mal hervorgeht, haben bis auf das Lebensalter alle<br />

diese Merkmale e<strong>in</strong>en signifikanten E<strong>in</strong>fluss darauf, ob man die eigene Lebenslage als Armut<br />

bezeichnet. Die Chance, sich selbst als arm zu beschreiben, verr<strong>in</strong>gert sich mit steigendem<br />

E<strong>in</strong>kommen. sie ist auch ger<strong>in</strong>ger, wenn Befragte über Ersparnisse oder Haus- bzw. Gr<strong>und</strong>besitz<br />

verfügen. Im Vergleich zu Empfängern von <strong>Arbeit</strong>slosengeld II ist die Chance aller anderen<br />

Statusgruppen ger<strong>in</strong>ger, die eigene Lage als Armut zu beschreiben. Schuldner haben e<strong>in</strong>e<br />

höhere Chance, subjektiv arm zu se<strong>in</strong> als Personen ohne Schulden <strong>und</strong> schließlich ist auch der<br />

Ausbildungsabschluss relevant. Im Vergleich zu Befragten, die über e<strong>in</strong>en Hochschul- oder<br />

75 An dieser Stelle ist noch e<strong>in</strong>mal hervorzuheben, dass es sich nicht um e<strong>in</strong>en <strong>für</strong> die gesamte Bevölkerung<br />

repräsentativen Datensatz handelt. Der Berechnungen wurden gewichtet, um die Verteilung der Stichprobengruppen<br />

(Erwerbstätige, Empfänger/-<strong>in</strong>nen <strong>Arbeit</strong>slosengeld II <strong>und</strong> I) <strong>in</strong> den erhobenen Kreisen auszugleichen.<br />

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