Lebenslagen in Deutschland - Bundesministerium für Arbeit und ...
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Individualmerkmalen – darunter auch die <strong>in</strong> Abschnitt 3.2.1 betrachteten Schutzfaktoren –<br />
<strong>und</strong> nach Charakteristika des früheren <strong>Arbeit</strong>splatzes unterschieden.<br />
Insgesamt s<strong>in</strong>d etwa zwei Drittel derjenigen, die ihren <strong>Arbeit</strong>splatz zwischen 50 <strong>und</strong><br />
54 verlieren, <strong>und</strong> knapp 40 Prozent derjenigen, die ihn zwischen 55 <strong>und</strong> 59 verlieren, bei wenigstens<br />
e<strong>in</strong>er der drei darauffolgenden Befragungen erwerbstätig. Dauerhaft wiederbeschäftigt<br />
s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>gegen nur e<strong>in</strong> knappes Viertel der 50 bis 54-Jährigen <strong>und</strong> weniger als e<strong>in</strong> Zehntel<br />
der 55- bis 59-Jährigen. Die Wiederbeschäftigungschancen von Frauen <strong>und</strong> Männern unterscheiden<br />
sich kaum. Personen <strong>in</strong> den alten B<strong>und</strong>esländern, mit höherer Bildung <strong>und</strong> Personen<br />
ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> haben bessere Wiedere<strong>in</strong>stiegschancen. H<strong>in</strong>weise auf positive<br />
Effekte von Weiterbildungsteilnahmen gibt es nur <strong>für</strong> die Gruppe der 55-59-Jährigen. Die<br />
Fallzahlen s<strong>in</strong>d hier aufgr<strong>und</strong> der ger<strong>in</strong>gen Weiterbildungsbeteiligung älterer <strong>Arbeit</strong>nehmer<br />
aber sehr ger<strong>in</strong>g. Zudem verr<strong>in</strong>gert sich der Effekt der Weiterbildung auch <strong>für</strong> diese Gruppe<br />
erheblich, wenn andere Merkmale <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>fachen Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitsmodell (Ergebnisse<br />
nicht berichtet) konstant gehalten werden. In erster L<strong>in</strong>ie liegt dies am Zusammenhang zwischen<br />
der Weiterbildungsbeteiligung <strong>und</strong> dem Alter bei <strong>Arbeit</strong>splatzverlust. Weiterbildungsteilnahmen<br />
kommen fast ausschließlich bei den 55 <strong>und</strong> 56-Jährigen vor, die auch unabhängig<br />
davon deutlich höhere Wiedere<strong>in</strong>stiegschancen haben als Personen, die ihren <strong>Arbeit</strong>splatz im<br />
Alter von 57-59 verlieren. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die ger<strong>in</strong>gen Wiedere<strong>in</strong>stiegsquoten<br />
der 57-59-Jährigen wohl nicht alle<strong>in</strong> auf deren schlechten Beschäftigungschancen,<br />
sondern auch darauf beruhen dürften, dass diese Gruppen Zugang zur sogenannten 58er-<br />
Regelung 26 <strong>und</strong> damit deutlich ger<strong>in</strong>gere Anreize hatten, e<strong>in</strong>e Wiederbeschäftigung anzustreben.<br />
Die Ergebnisse <strong>in</strong> Tabelle 11 verdeutlichen, dass der <strong>Arbeit</strong>splatzverlust <strong>für</strong> viele ältere<br />
<strong>Arbeit</strong>nehmer die dauerhafte Beendigung der Erwerbstätigkeit <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en vorzeitigen Übergang<br />
<strong>in</strong> den Ruhestand nach sich zieht. Ausgehend von dieser Beobachtung untersuchen wir<br />
nun die f<strong>in</strong>anziellen Konsequenzen des Erwerbsaustritts <strong>und</strong> unterscheiden dabei zwischen<br />
freiwilligen Austritten <strong>und</strong> unfreiwilligen Austritten, wie sie etwa durch e<strong>in</strong>en <strong>Arbeit</strong>splatzverlust<br />
oder ges<strong>und</strong>heitliche Probleme ausgelöst werden. 27 Internationale Studien zeigen, dass<br />
unfreiwillige vorzeitige Erwerbsaustritte erhöhte ökonomische Risiken nach sich ziehen<br />
(Smith 2006; Barrett <strong>und</strong> Brzozwski 2010, Lachance <strong>und</strong> Seligman 2010). Für <strong>Deutschland</strong><br />
s<strong>in</strong>d uns ke<strong>in</strong>e vergleichbaren Studien bekannt. Es liegen aber e<strong>in</strong>ige Ergebnisse vor, die zum<strong>in</strong>dest<br />
darauf h<strong>in</strong>deuten, dass das Ausmaß <strong>in</strong>dividueller Kontrolle über den Rentene<strong>in</strong>tritt<br />
<strong>Arbeit</strong>splatzverlust liegt dieser <strong>für</strong> fast alle Befragte bereits 12 Monate oder länger zurück, so dass derartige<br />
Zufallsunterschiede kaum noch <strong>in</strong>s Gewicht fallen dürften.<br />
26 Auf Gr<strong>und</strong>lage der sogenannten 58er-Regelung konnten ältere <strong>Arbeit</strong>slose <strong>Arbeit</strong>slosengeld (bis zu e<strong>in</strong>er<br />
Höchstdauer von zwischenzeitlich 32 Monaten) beziehen, ohne dem <strong>Arbeit</strong>smarkt zur Verfügung zu stehen,<br />
wenn sie sich verpflichteten, zum frühestmöglichen Zeitpunkt e<strong>in</strong>e Altersrente zu beziehen. Dies war <strong>in</strong> der<br />
Regel mit der Vollendung des 60. Lebensjahres der Fall, wenn die Altersrente nach <strong>Arbeit</strong>slosigkeit bezogen<br />
werden konnte.<br />
27 Wir konzentrieren wir uns auf die Folgen des Erwerbsaustritts <strong>und</strong> vermeiden andere <strong>in</strong> der Forschung verbreitete<br />
Ruhestandsdef<strong>in</strong>itionen (z.B. Selbste<strong>in</strong>schätzung, Rentenbezug), weil es <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie der mit dem Erwerbsaustritt<br />
e<strong>in</strong>hergehende Wegfall des Erwerbse<strong>in</strong>kommens ist, der den Übergang <strong>in</strong> den Ruhestand zu e<strong>in</strong>em<br />
ökonomischen Risiko macht.<br />
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