Lebenslagen in Deutschland - Bundesministerium für Arbeit und ...
Lebenslagen in Deutschland - Bundesministerium für Arbeit und ...
Lebenslagen in Deutschland - Bundesministerium für Arbeit und ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
es untersuchtes Risiko hemmt Aufstiege so sehr wie die Tatsache, alle<strong>in</strong>erziehend zu se<strong>in</strong>.<br />
Alle<strong>in</strong>erziehende zeigen die ger<strong>in</strong>gste Aufwärtsmobilität.<br />
Die Bef<strong>und</strong>e zur Aufwärtsmobilität unterscheiden sich nur graduell zwischen den drei<br />
untersuchten Konzepten. Der Lebensstandard sche<strong>in</strong>t <strong>in</strong>sgesamt am wenigsten stark durch<br />
kurzfristige Ereignisse bee<strong>in</strong>flusst zu se<strong>in</strong>. Er zeigt häufig trotz veränderter E<strong>in</strong>kommenssituation<br />
e<strong>in</strong>e Persistenz. Insbesondere wenn Schulden vorliegen führt e<strong>in</strong>e verbesserte E<strong>in</strong>kommensposition<br />
häufig nicht zu e<strong>in</strong>er Erhöhung des Lebensstandards, während umgekehrt Ersparnisse<br />
zu e<strong>in</strong>er Persistenz des gesicherten Lebensstandards trotz ger<strong>in</strong>gen E<strong>in</strong>kommens<br />
führen.<br />
Für E<strong>in</strong>stellungen, Netzwerke <strong>und</strong> Aktivitäten im sozialen Nahraum können dagegen<br />
ke<strong>in</strong>e starken Effekte nachgewiesen werden. E<strong>in</strong>e Ausnahme ist, <strong>in</strong> Bezug auf den Lebensstandard,<br />
die Selbstwirksamkeit: Personen, die <strong>in</strong> hohem Maße überzeugt s<strong>in</strong>d, selbst <strong>für</strong> ihr<br />
Schicksal verantwortlich zu se<strong>in</strong>, gel<strong>in</strong>gt es eher e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>gen Lebensstandard zu überw<strong>in</strong>den.<br />
Die hier verwendeten Daten s<strong>in</strong>d nicht geeignet, die Wirkung von räumlich oder zeitlich<br />
begrenzten Interventionen, wie beispielsweise Maßnahmen der B<strong>und</strong>esagentur <strong>für</strong> <strong>Arbeit</strong>,<br />
zu messen. Hier<strong>für</strong> haben wir die Bef<strong>und</strong>e aus der Literatur zusammen getragen, die zeigen,<br />
dass sich die Teilnahme an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen im SGB II sich überwiegend<br />
positiv auf die <strong>in</strong>dividuellen <strong>Arbeit</strong>smarktchancen der Geförderten auswirkt <strong>und</strong> so auch die<br />
Chancen, den Bezug zu verlassen, erhöht.<br />
Empfehlungen <strong>für</strong> die Politik<br />
Will man verh<strong>in</strong>dern, dass sich armutsnahe Lagen verfestigen, so gilt es die aufgezeigten<br />
Hemmnisse zu beseitigen oder <strong>in</strong> ihrer Wirkungsweise zu bee<strong>in</strong>flussen.<br />
E<strong>in</strong>e wesentliche Ressource ist Bildung. Mit ger<strong>in</strong>ger Bildung erhöht sich zunächst das<br />
Risiko, überhaupt <strong>in</strong> Armut zu geraten (vgl. Kapitel 5). Zudem verr<strong>in</strong>gert e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Qualifikation<br />
die Chance, aus Armut heraus e<strong>in</strong>e Erwerbstätigkeit aufzunehmen. Schließlich führt<br />
e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Qualifikation <strong>in</strong> vielen Fällen dazu, dass selbst dann, wenn e<strong>in</strong>e Erwerbstätigkeit<br />
aufgenommen wird, ke<strong>in</strong> sozialer Aufstieg gel<strong>in</strong>gt. Als besonders fatal erweist es sich, wenn<br />
Personen über ke<strong>in</strong>en allgeme<strong>in</strong>bildenden oder berufsbildenden Abschluss verfügen. Politisches<br />
Ziel muss es se<strong>in</strong>, dass möglichst wenige Personen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e solche Lage geraten. Kapitel<br />
3 gibt H<strong>in</strong>weise, wie dieses Ziel erreicht werden kann. E<strong>in</strong>e detaillierte Evaluation darüber,<br />
welche Maßnahmen dazu geeignet s<strong>in</strong>d, den Anteil Jugendlicher, die das Bildungssystem ohne<br />
Abschluss verlassen, zu reduzieren, übersteigt die Möglichkeiten dieses Gutachtens. Wir<br />
empfehlen verstärkte Forschungsbemühungen zur Beurteilung der Auswirkungen von verschiedenen<br />
Aspekten des Bildungssystems (z.B. frühk<strong>in</strong>dliche Förderung, Ganztagsschulen,<br />
Gesamtschulen, Alter des Übergangs <strong>in</strong> weiterführende Schulen) auf den Anteil derjenigen,<br />
die weder e<strong>in</strong>en allgeme<strong>in</strong>bildenden oder berufsbildenden Abschluss erwerben. Dabei s<strong>in</strong>d<br />
K<strong>in</strong>der aus benachteiligten Verhältnissen, (z.B. K<strong>in</strong>der aus Familien Gr<strong>und</strong>sicherungsbezug,<br />
K<strong>in</strong>der aus bildungsfernen Schichten, K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>), die derzeit e<strong>in</strong> be-<br />
212