Lebenslagen in Deutschland - Bundesministerium für Arbeit und ...
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steht, erfolgte ab Mitte der 1990er Jahre e<strong>in</strong> schrittweiser Rückbau der „Frühverrentungspolitik“,<br />
unter anderem durch die Heraufsetzung der Regelaltersgrenzen <strong>für</strong> verschiedene Rentenarten<br />
wie zum Beispiel die Altersrente nach <strong>Arbeit</strong>slosigkeit <strong>und</strong> die E<strong>in</strong>führung versicherungsmathematischer<br />
Abschläge. E<strong>in</strong> gewisser Erfolg sche<strong>in</strong>t diesen Maßnahmen <strong>in</strong>sofern<br />
bereits beschieden gewesen zu se<strong>in</strong>, als die Erwerbsbeteiligung Älterer zuletzt klar zugenommen<br />
hat (Eichhorst 2008; BMAS 2010). Zugleich birgt der Abbau von Frühverrentungsmöglichkeiten<br />
aber auch gewisse sozialpolitische Risiken: Zweifellos subventionierte die großzügige<br />
Absicherung älterer <strong>Arbeit</strong>sloser aus heutiger Sicht vielfach letztlich die Nichterwerbstätigkeit<br />
pr<strong>in</strong>zipiell beschäftigungsfähiger Älterer. Zugleich gewährleistete sie aber auch, dass<br />
die materielle Lage von Älteren mit ernstzunehmenden Beschäftigungsproblemen relativ gut<br />
abgesichert war. Für diese Gruppe könnten die skizzierten Entwicklungen ohne flankierende<br />
Regelungen <strong>für</strong> Härtefälle daher mit e<strong>in</strong>em Anstieg von Verarmungsrisiken gegen Ende der<br />
Erwerbskarriere <strong>und</strong> beim Übergang <strong>in</strong> den Ruhestand e<strong>in</strong>hergehen (Aust <strong>und</strong> Kremer 2007;<br />
Bäcker et al. 2009).<br />
Vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> gehen wir <strong>in</strong> diesem Abschnitt etwas genauer auf die Situation<br />
der Über-50-Jährigen e<strong>in</strong>. In e<strong>in</strong>em ersten Schritt untersuchen wir, ob sich das Risiko,<br />
durch e<strong>in</strong>en <strong>Arbeit</strong>splatzverlust zu verarmen, zwischen den 30 bis 49-Jährigen <strong>und</strong> den 50 bis<br />
64-Jährigen unterscheidet. Angesichts der vergleichsweise schlechten Wiederbeschäftigungschancen<br />
älterer <strong>Arbeit</strong>sloser knüpfen wir anschließend an die Analysen zu Schutz- <strong>und</strong> Risikofaktoren<br />
an <strong>und</strong> untersuchen, unter welchen Bed<strong>in</strong>gungen älteren <strong>Arbeit</strong>slosen die Rückkehr<br />
<strong>in</strong> Beschäftigung am ehesten gel<strong>in</strong>gt. Schließlich betrachten wir von diesen Ergebnissen<br />
ausgehend, welche Verarmungsrisiken mit dem endgültigen Erwerbsaustritt bzw. dem Übergang<br />
<strong>in</strong> den Ruhestand verb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d. Dabei unterscheiden wir <strong>in</strong> noch näher zu erläuternder<br />
Weise zwischen freiwilligen <strong>und</strong> unfreiwilligen vorzeitigen Erwerbsaustritten, wie sie vor<br />
allem durch <strong>Arbeit</strong>splatzverluste oder ges<strong>und</strong>heitliche Probleme ausgelöst werden.<br />
Abbildung 54 zeigt, wie sich das Verarmungsrisiko nach e<strong>in</strong>em <strong>Arbeit</strong>splatzverlust<br />
zwischen den 30 bis 49-Jährigen <strong>und</strong> den 50 bis 64-Jährigen unterscheidet, wobei sich die<br />
Altersangaben auf das Alter zum Zeitpunkt des <strong>Arbeit</strong>splatzverlusts beziehen. Im Vergleich<br />
zu gleichaltrigen Erwerbstätigen ohne <strong>Arbeit</strong>splatzverlust kommen Armutse<strong>in</strong>tritte <strong>in</strong> der höheren<br />
Altersgruppe besonders bei Männern seltener vor (oberer Teil der Abbildung). E<strong>in</strong> etwas<br />
anderes Bild ergibt sich aber, wenn nur E<strong>in</strong>tritte <strong>in</strong> längerfristige Armut mit e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong>destdauer<br />
von 3 Jahren betrachtet werden. Das entsprechende Risiko sche<strong>in</strong>t bei den älteren<br />
Männern sogar ger<strong>in</strong>gfügig höher zu se<strong>in</strong> als bei den jüngeren.<br />
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