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Die Islamische Revolution in Iran als Gegenstand der Politischen ...

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<strong>Die</strong> <strong>Islamische</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> <strong>als</strong> <strong>Gegenstand</strong> <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> Bildung und<br />

<strong>als</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung für den sozialwissenschaftlichen Unterricht<br />

E<strong>in</strong>e wissenschaftlich-kategoriale Diskussion kann dies deutlich machen und sollte daher didaktisch genutzt<br />

werden: die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung über die Klassifikation <strong>der</strong> vormo<strong>der</strong>nen orientalischen Lebens- und Wirtschaftsform,<br />

<strong>der</strong>en Persistenz vielfach <strong>als</strong> e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Wurzeln <strong>der</strong> <strong>Islamische</strong>n <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> angesehen wird. 203<br />

Welche Konsequenzen für den Stellenwert historischer Ausführungen <strong>in</strong> dieser Untersuchung haben die genannten<br />

Überlegungen? Es sollen grundsätzlich zwei Zugänge vorgestellt („erprobt“ und am Beispiel „diskutiert“) werden:<br />

- Historische Darstellungen im Vergleich unterschiedlicher Diskursebenen, die vom Alltagsbewusstse<strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler ausgehen, Darstellungen <strong>in</strong> den aktuellen Medien zu Grunde legen und nutzen und<br />

wissenschaftliche Diskurse, soweit sie im didaktischen Umfeld erarbeitbar und anwendbar ersche<strong>in</strong>en, vor<br />

allem <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf die Maßstabshaltigkeit von Realitätsperspektiven und die Entwicklung fachlicher<br />

Distanzfähigkeit.<br />

- <strong>Iran</strong> und die Dritte-Welt-Didaktik. Bis zur <strong>Islamische</strong>n <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> neigte die Politikwissenschaft und<br />

mit ihr die Politikdidaktik dazu, <strong>Iran</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Šah-Zeit <strong>als</strong> typisches Beispiel von Dritte-Welt-Gesellschaften und<br />

ihrer vormo<strong>der</strong>nen Politik darzustellen. <strong>Die</strong> <strong>Revolution</strong> hat diese fachliche Gewissheit grundsätzlich <strong>in</strong> Frage<br />

gestellt. Da dies ke<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfall ist, son<strong>der</strong>n da die „Dritte Welt“-Forschung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e grundsätzliche Legitimationskrise<br />

geraten zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t, ist e<strong>in</strong>e knappe kritische Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit den Möglichkeiten und<br />

Grenzen <strong>der</strong> Dritte-Welt-Didaktik auch <strong>in</strong> Bezug auf unser Untersuchungsfeld <strong>Iran</strong> s<strong>in</strong>nvoll und notwendig.<br />

Auch hier entwickelt sich e<strong>in</strong>e Diskursebene von didaktischer Brisanz.<br />

Es ist noch e<strong>in</strong>mal hervorzuheben, dass die vorliegende Untersuchung ke<strong>in</strong>e iranistische Arbeit se<strong>in</strong> kann und soll –<br />

damit auch ke<strong>in</strong>e Geschichtsdarstellung <strong>Iran</strong>s be<strong>in</strong>haltet –, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e didaktische Zielsetzung verfolgt. Im<br />

Wesentlichen soll e<strong>in</strong>e Diskussion über die Notwendigkeit und Möglichkeit e<strong>in</strong>es didaktischen Paradigmenwechsels<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> Bildung h<strong>in</strong>führen zu diskursiven didaktischen Konzepten, die sich an »Schlüsselproblemen«<br />

bzw. zentralen gesellschaftlichen Diskursen <strong>in</strong>haltlich und methodisch orientieren.<br />

<strong>Die</strong>s ist <strong>in</strong> den ersten Abschnitten erfolgt und soll nun, e<strong>in</strong>em begründeten zentralen Diskursbereich folgend,<br />

<strong>in</strong> <strong>in</strong>terkultureller Perspektive exemplarisch am Beispiel <strong>der</strong> <strong>Islamische</strong>n <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong>, <strong>der</strong>en Charakteristiken<br />

schon begleitend <strong>in</strong> die didaktischen Überlegungen e<strong>in</strong>geflossen s<strong>in</strong>d, entwickelt und erprobt werden. Dabei stehen<br />

vor allem zwei Grundpr<strong>in</strong>zipien im Vor<strong>der</strong>grund: (a) die strikte Exemplarität des Vorgehens, die sich ausdrückt <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Auswahl e<strong>in</strong>es »Schlüsselmonats« für die <strong>Islamische</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong>, nämlich den April 1980; (b) die<br />

didaktische Orientierung an <strong>der</strong> Rezeption <strong>der</strong> Ereignisse <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> durch die deutschen Medien und damit die<br />

Konzentration auf die <strong>in</strong>haltliche Vermittlung, die den Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern für den Unterricht zur Verfügung<br />

steht.<br />

Dem folgt e<strong>in</strong>e strukturelle didaktisch-diskursive Auswertung an Hand von zwei zentralen gesellschaftlichen<br />

Diskursfel<strong>der</strong>n, die im Politikunterricht von entsprechenden »Schlüsselproblemen« repräsentiert werden. <strong>Die</strong>s dient<br />

zugleich <strong>der</strong> Überprüfung des Konzeptes <strong>der</strong> »Schlüsselprobleme«, wie es von Klafki vorgeschlagen und <strong>in</strong><br />

mehreren Rahmenrichtl<strong>in</strong>ien auch für das Fach Politik <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Bundeslän<strong>der</strong>n ansatzweise umgesetzt wurde.<br />

Für den Leser dieser Arbeit ergibt sich damit das Problem, dass zum Verständnis <strong>der</strong> Exemplarität des<br />

ausgewählten Bezugsmonats die e<strong>in</strong>fachen Fakten <strong>der</strong> iranischen Zeitgeschichte präsent se<strong>in</strong> müssten. Es sche<strong>in</strong>t<br />

daher, gerade weil die didaktische Perspektive und das didaktische Interesse im Vor<strong>der</strong>grund stehen sollen,<br />

notwendig, e<strong>in</strong>e zeitgeschichtliche E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung und Vertiefung zu versuchen. Um nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e vom Thema<br />

fortleitende iranistische und historische Darstellung abzugleiten, soll auch hier e<strong>in</strong>e didaktische Brechung erfolgen,<br />

<strong>in</strong>dem den folgenden Abschnitten –<strong>in</strong> direkten o<strong>der</strong> <strong>in</strong>direkten Zitaten – Schülerarbeiten zur Geschichte <strong>Iran</strong>s, die im<br />

Oberstufenunterricht des Verfassers erarbeitet wurden, zu Grunde gelegt und wo nötig <strong>in</strong> kurzen Anmerkungen<br />

didaktisch und fachlich zu kommentiert werden. So konzentriert sich die Darstellung nicht auf die Geschichte <strong>Iran</strong>s<br />

<strong>als</strong> solcher, son<strong>der</strong>n auf ihre Rezeption <strong>in</strong> unterrichtlichen Kontexten, wie sie <strong>als</strong> Folie für e<strong>in</strong> strikter exemplarisches<br />

Lernen kritisch wahrgenommen werden muss, unter E<strong>in</strong>beziehung typischer Quellen und Medien, die auch<br />

für den sozialwissenschaftlichen – politischen, geschichtlichen und geographische – Unterricht zur Verfügung<br />

stehen: Zeitungsberichte, Geschichtsbücher etc. Da es aber hier nicht um e<strong>in</strong>e systematische Quellenbewertung geht,<br />

soll auf den Versuch e<strong>in</strong>er Vollständigkeit möglicher Zugänge, zu denen heute <strong>in</strong> <strong>der</strong> Unterrichtspraxis verstärkt<br />

auch Onl<strong>in</strong>e-Datenbanken und Internetseiten zählen werden, grundsätzlich verzichtet werden.<br />

E<strong>in</strong>e redaktionelle Überarbeitung, Straffung und gegebenenfalls auch Ergänzung <strong>der</strong> Zitate aus den Schülerarbeiten<br />

hat sich <strong>der</strong> Verfasser vorbehalten und bei Bedarf auch durchgeführt, da es sich bei den Texten nicht um<br />

eigenständige und h<strong>in</strong>reichend abgeschlossene geistige Leistungen <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler handelte, son<strong>der</strong>n<br />

um Ergebnisse und Erörterungspapiere <strong>in</strong> entsprechenden Unterrichtszusammenhängen, an denen ke<strong>in</strong>e weiteren<br />

Urheberrechte geltend gemacht werden können. <strong>Die</strong> <strong>in</strong>haltliche Verantwortung für funktional dem Unterricht<br />

zuzuordnende Ausführungen hat letztlich <strong>der</strong> unterrichtende Fachlehrer, <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Unterrichtssituation die<br />

Diskussion über notwendige Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong>itiiert und steuert. Es ist daher durchaus notwendig, diese aufbauende<br />

Phase zum<strong>in</strong>dest ansatzweise zu <strong>in</strong>tegrieren o<strong>der</strong>, wenn es didaktisch aufschlussreicher ist, <strong>in</strong> den Anmerkungen zu<br />

kommentieren. Dennoch soll nicht darauf verzichtet werden, <strong>in</strong> Anmerkung auf die Arbeitsaufgabe konkret zu<br />

203<br />

<strong>Die</strong>s wird im folgenden <strong>in</strong>haltlichen Teil näher dargestellt und diskutiert im Abschnitt 4.1.3. <strong>Die</strong> Gesellschaft <strong>Iran</strong>s: Soziale<br />

Ungleichheit im »Mo<strong>der</strong>nisierungsprozess«<br />

116

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