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Die Islamische Revolution in Iran als Gegenstand der Politischen ...

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5. Fazit und Ausblick: Diskursive Didaktik <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ‚gedachten Praxis‘ e<strong>in</strong>es verän<strong>der</strong>ten Politikunterrichts<br />

<strong>Revolution</strong>) zu tun hat. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite s<strong>in</strong>d auch hier die Ansätze <strong>der</strong> Zivilisationstheorie nach<br />

Norbert Elias zu Grunde zu legen <strong>in</strong> ihrer Verschränkung von Soziogenese und Psychogenese <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Gesellschaft.<br />

<strong>Die</strong> Frage nach <strong>der</strong> „objektivierbaren“ Faktoren <strong>der</strong> gesellschaftlichen Entwicklung führt unmittelbar <strong>in</strong><br />

den Diskurs über die Globalisierung und Universalisierung, wobei auch hier das genannte Gegensatzpaar<br />

term<strong>in</strong>ologisch gefasst wird, <strong>in</strong>dem die „Globalisierung“ die grenzüberschreitenden Wirtschaftsprozesse<br />

me<strong>in</strong>t (Globalisierung <strong>der</strong> Warenströme, <strong>der</strong> Produktion und <strong>der</strong> Kapitalmärkte), während „Universalisierung<br />

den „Überbau“ an Deutungen, Wertungen und Verflechtung <strong>der</strong> Kommunikationsströme und<br />

Informationsmärkte (zum Beispiel via Internet) me<strong>in</strong>t.<br />

Universalisierung und Globalisierung (vgl. Kapitel 4.2.) 622<br />

o <strong>Die</strong> Globalisierungshypothese <strong>als</strong> politisches Erklärungskonzept (vgl. Kapitel 4.2.1.)<br />

o Der »Globalisierungs-Diskurs« im April 1980: <strong>Die</strong> Angst um das Erdöl (vgl. Kapitel 4.2.2.)<br />

o Verän<strong>der</strong>te gesellschaftliche Erfahrungskontexte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Globalisierung und Verlust e<strong>in</strong>er autozentrierten<br />

unfragmentierten Wert- und Bildungskonzeption (vgl. Kapitel 4.2.4.)<br />

o Chancen und Risiken <strong>der</strong> Universalisierung – Zivilisierungsprozesse und Machtbalancen (vgl. Kapitel<br />

4.2.5.)<br />

<strong>Die</strong> <strong>der</strong>zeitigen Aufstandsbewegungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> arabischen Welt wie auch die „Grüne <strong>Revolution</strong>“ <strong>in</strong> <strong>Iran</strong><br />

s<strong>in</strong>d ohne die Verfügbarkeit <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen technischen Medien nicht denkbar. „<strong>Die</strong> Weltöffentlichkeit<br />

<strong>als</strong> Schutzschild“ formuliert e<strong>in</strong> Material zur E<strong>in</strong>leitungsphase, das auch <strong>in</strong> unserer Vorschlagsliste<br />

„Verzeichnis <strong>der</strong> vorgeschlagenen Unterrichtsmaterialien“ aufgenommen wurde. 623<br />

<strong>Die</strong> Diskussion über „Chancen und Risiken“ <strong>der</strong> Universalisierung ist beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong>teressant und lässt<br />

Rückschlüsse auf die Wertprädispositionen <strong>der</strong> Diskutanden zu; e<strong>in</strong>e Voraussetzung ist aber unbed<strong>in</strong>gt<br />

im Bewusstse<strong>in</strong> zu halten: die Universalisierung ist unumkehrbar weil die zugrunde liegende materielle<br />

Globalisierung ebenso unumkehrbar ist. Hier trifft das philosophische Paradigma zu, dass das, was<br />

e<strong>in</strong>mal – öffentlich und <strong>in</strong> <strong>der</strong> „Republik <strong>der</strong> Gelehrten“ – gedacht und gesagt worden ist, nie mehr<br />

rückgängig o<strong>der</strong> <strong>als</strong> „nicht gedacht“ zurückgenommen werden kann. <strong>Die</strong> ironische Formel von<br />

Wallerste<strong>in</strong>, „Unth<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g Social Science“ 624 ist e<strong>in</strong> eher ironisches Diktum, das dazu aufruft, ganz<br />

bewusst – und natürlich <strong>in</strong> Gedächtnis des „Gedachten“ - neu zu denken! Dass die Globalisierung<br />

unumkehrbar ist, sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong> Allgeme<strong>in</strong>platz zu se<strong>in</strong>, wenn man betrachtet, dass eigentlich jede Volkswirtschaft,<br />

unabhängig vom „politischen Überbau“, <strong>in</strong> existenzieller Abhängigkeit von den Weltmärkten<br />

steht. Der letzte Versuch, e<strong>in</strong>e basisorientierte „Abkoppelung“ von den Weltmärkten zu propagieren, ist<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis gescheitert, so <strong>in</strong>teressant und wohlbegründet ihre Protagonisten diese These auch<br />

vorgetragen haben. 625 Kurze Zeit gab es mehr o<strong>der</strong> weniger ernst geme<strong>in</strong>te Versuche e<strong>in</strong>iger Dritte-Welt-<br />

Län<strong>der</strong>, dieses Paradigma <strong>in</strong> praktische Politik umzusetzen (Birma, Laos, Algerien...), doch die<br />

resultierende Not und Handlungsunfähigkeiten dieser zu kle<strong>in</strong>en Wirtschaftsräume und die Unmöglichkeit,<br />

die Bevölkerung bewusst auf ihre Seite zu ziehen, ließ diese Versuche „im Sande verlaufen“.<br />

Mit <strong>der</strong> Globalisierung verbreitete sich zunehmend massiver die Verfügbarkeit über mo<strong>der</strong>ne Medien<br />

und Kommunikationstechnologien – wir sprachen schon darüber. <strong>Die</strong>se transportieren e<strong>in</strong>en Pluralismus<br />

an Realitätsdeutungen und Wertoptionen – und natürlich vorrangig sogenannte „westliche Werte“. E<strong>in</strong><br />

zentrales Element ist die Propagierung <strong>der</strong> Menschenrechte, die bei den konservativen politischen Eliten<br />

– wie zum Beispiel <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> – auf erbitterten Wi<strong>der</strong>stand stößt, aber gerade deswegen <strong>in</strong> <strong>der</strong> jüngeren,<br />

622<br />

623<br />

624<br />

625<br />

Zur Problematik des Begriffes „Globalisierung“, die hier nicht näher erörtert werden soll, sei nur e<strong>in</strong> Zitat angesprochen:<br />

„Wir müssen Begriffe entwickeln, mit denen wir den Epochenzäsur nach 1989 verstehen können. Mit Etiketten wie Risiko-<br />

o<strong>der</strong> Wissensgesellschaft ist das nicht möglich. Man muss die Zeichen <strong>der</strong> Zeit lesen lernen: Das Jahr des Epochenwechsels<br />

1989 begann <strong>in</strong> Pek<strong>in</strong>g, die Folgen waren nicht nur <strong>in</strong> Warschau, Budapest und Leipzig, son<strong>der</strong>n auch im Irak, <strong>in</strong><br />

Afghanistan und Havanna zu spüren. Je<strong>der</strong> Erwachsene weiß heute noch, wo er am 11. September war. Aber was bedeutet<br />

das? Das Plastikwort Globalisierung verrät das nicht. Wir brauchen neue Begriffe, um neue, von allen gemachte Erfahrungen<br />

differenziert zu erfassen, denn wir leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er neuen Welt, die <strong>in</strong> den Kategorien des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts wie etwa <strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>er „bürgerlichen Gesellschaft“ nicht mehr begriffen werden kann.“ Detlev Claussen / Karl-Ludwig Baa<strong>der</strong>: „Das Gegengift<br />

heißt Selbstreflexion“ Interview: Karl-Ludwig Baa<strong>der</strong>. 05.04.2011 / Hannoversche Allgeme<strong>in</strong>e Zeitung Seite 6<br />

Material zur E<strong>in</strong>leitungsphase (4) <strong>Die</strong> Grüne <strong>Revolution</strong>: Jochen Thermann / Kooperative Berl<strong>in</strong>: Demonstration gegen<br />

das Wahlergebnis <strong>in</strong> <strong>Iran</strong>. (AP). <strong>Die</strong> Weltöffentlichkeit <strong>als</strong> Schutzschild. Montag, 28. März 2011 (Julias Blog) - dradio.de<br />

ist das Onl<strong>in</strong>e-Angebot von Deutschlandradio<br />

Wallerste<strong>in</strong>, Immanuel, 1995: <strong>Die</strong> Sozialwissenschaft »kaputtdenken«. <strong>Die</strong> Grenzen <strong>der</strong> Paradigmen des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />

{Orig. Unth<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g Social Science.} We<strong>in</strong>heim<br />

Vor allem <strong>in</strong> den Studien und Sammelbänden von <strong>Die</strong>ter Senghaas, „Imperialismus und strukturelle Gewalt. Analysen über<br />

abhängige Reproduktion. edition suhrkamp 563, Frankfurt a.M. 1978(4).“ – „Peripherer Kapitalismus. Analysen über Abhängigkeit<br />

und Unterentwicklung. edition suhrkamp 652, Frankfurt a.M. 1977(2). – „Weltwirtschaftsordnung und Entwicklungspolitik.<br />

Plädoyer für Dissoziation. edition suhrkamp 856, Frankfurt a.M. 1978.“ – „Zwischen autozentrierter<br />

Entwicklung und Peripherisierung – Lehren aus <strong>der</strong> Geschichte für die neue Weltwirtschaftsordnung. <strong>in</strong>: Zur Rolle <strong>der</strong> Geschichtswissenschaft<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Politikberatung, Loccumer Protokolle 11/81, Tagung vom 3.-5.4.1981, Evang. Akademie, Loccum<br />

b. Rehburg 1981 S. 40-63.“<br />

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