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Die Islamische Revolution in Iran als Gegenstand der Politischen ...

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<strong>Die</strong> <strong>Islamische</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> <strong>als</strong> <strong>Gegenstand</strong> <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> Bildung und<br />

<strong>als</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung für den sozialwissenschaftlichen Unterricht<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite zeigt sich, dass auch <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> selbst e<strong>in</strong>e bewusste und e<strong>in</strong>e traditionale Codierung des<br />

Verhaltens mit e<strong>in</strong>er dom<strong>in</strong>anten Wertbesetzung nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> her gehen, sich überlagern und meist verstärken.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Islamische</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> ist <strong>in</strong> hohem Maß e<strong>in</strong> durch Zeichen fundiertes symbolisches Ereignis und dieser<br />

Symbolcharakter wird von den Herrschenden systematisch <strong>als</strong> <strong>in</strong>nen- und außenpolitische Machtressource<br />

e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

<strong>Die</strong>se Überlegungen machen zum e<strong>in</strong>en deutlich, dass die historische und kulturelle Brisanz <strong>der</strong> so genannten<br />

„Frauen-Frage“ diese zu e<strong>in</strong>em exemplarischen Bestandteil e<strong>in</strong>es allgeme<strong>in</strong>eren Wert- und Menschenrechts-<br />

Diskurses macht und damit dieser e<strong>in</strong>e erhebliche didaktische Eignung und Relevanz zuweist.<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite s<strong>in</strong>d gerade <strong>in</strong> dieser<br />

Vielschichtigkeit,<br />

Wertbesetztheit,<br />

Une<strong>in</strong>deutigkeit<br />

und symbolischen Codierung<br />

die Probleme <strong>der</strong> didaktischen und wissenschaftlichen Aufarbeitung dieses Themas begründet. E<strong>in</strong> allseits<br />

befriedigendes aktuelles Standardwerk zum Themenkreis „Frauen im Islam“, das sowohl soziologisch-zeitgeschichtlich<br />

umfassend und aufschlussreich ist, <strong>als</strong> auch – für die didaktische Analyse unabd<strong>in</strong>gbar – die kontroversen<br />

Bedeutungs- und Wahrnehmungsperspektiven umfassend aufarbeitet liegt dem Verfasser nicht vor und wird<br />

<strong>als</strong> e<strong>in</strong> dr<strong>in</strong>gendes Desi<strong>der</strong>at für zukünftige Forschungen angesehen. Im Zusammenhang mit diskurs-didaktischen<br />

Überlegungen zum Unterrichtsthema <strong>Islamische</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> kann dies auch nicht ansatzweise anzielt werden.<br />

So soll hier nur kurz und schematisch e<strong>in</strong>e Übersicht über mögliche und notwendige Frage- und Problemstellungen<br />

zum Thema „Frauen im Islam“ und „Frauen <strong>in</strong> <strong>Iran</strong>“ gegeben werden, um den exemplarischen<br />

Anmerkungen dieses Kapitels e<strong>in</strong>en thematisch-problemorientierten Rahmen zu geben. <strong>Die</strong> zwei Grundebenen <strong>der</strong><br />

zu erschließenden Realität wurden schon angesprochen:<br />

Gesellschaftlicher Wandel und sozioökonomische wie sozi<strong>als</strong>trukturelle Verän<strong>der</strong>ungen <strong>als</strong> sozialwissenschaftliche<br />

Forschungsgegenstände,<br />

Ideologie, Religion und Wertbesetzung <strong>der</strong> gesellschaftlichen Institutionen und Prozesse <strong>als</strong> auf soziales<br />

Handeln fokussierte sozialpsychologische, religionskundliche o<strong>der</strong> ideengeschichtliche Problemstellung.<br />

Es wird aber schwer fallen, auf Grund <strong>der</strong> vorhandenen Quellen mit diesen beiden Ansätzen parallel e<strong>in</strong> schlüssiges<br />

Abbild <strong>der</strong> Realität zu entwickeln, weil beide Ansätze <strong>in</strong> dialektischer Weise mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verbunden s<strong>in</strong>d. Es ist<br />

dazu die Metaebene <strong>der</strong> Realitätsrezeption und <strong>der</strong> wechselseitigen Stereotypen zu thematisieren. Dadurch ergibt<br />

sich e<strong>in</strong> weitaus komplexeres Bild. Folgende Ansätze s<strong>in</strong>d zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> die Überlegungen e<strong>in</strong>zubeziehen:<br />

Wie leben Frauen <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> und <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en islamischen Län<strong>der</strong>n?<br />

Wie nehmen sie ihr Leben wahr und wie bewerten sie es?<br />

Wie lebt die urbane / mo<strong>der</strong>nisierte Bevölkerung / Frau?<br />

Welche Lebensziele setzt sie sich?<br />

Wie steht sie zur Tradition?<br />

Welche gesellschaftlichen Kontexte veranlassen mo<strong>der</strong>ne Frauen, traditionelle Codes und Verhaltensmuster<br />

bewusst (politisch) e<strong>in</strong>zusetzen?<br />

Wie wird die Tradition des westlichen Fem<strong>in</strong>ismus wahrgenommen und reflektiert?<br />

Wie lebt die rurale / traditionale Bevölkerung / Frau?<br />

Wieweit s<strong>in</strong>d die traditionellen Lebensmuster noch gelebte Wirklichkeit?<br />

Wieweit sichert Traditionalismus das Überleben?<br />

Wie regiert die rurale / traditionale Bevölkerung / Frau auf mehr o<strong>der</strong> weniger tief greifende E<strong>in</strong>flüsse <strong>der</strong><br />

„mo<strong>der</strong>nen“ Gesellschaft durch die Ökonomie, den Verkehr, staatliches Handeln o<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>ne<br />

Kommunikationsmittel?<br />

Wie ist die Zwiespältigkeit zwischen Bedrohung und Verlockung <strong>der</strong> „Mo<strong>der</strong>ne“ zu bewerten und <strong>in</strong> wie weit<br />

ist hier mit autochthonen Reaktionen zu rechnen?<br />

Wie nehmen europäische Frauen das Leben <strong>der</strong> Bevölkerung / Frauen <strong>in</strong> islamischen Län<strong>der</strong>n wahr?<br />

Wieweit ist diese Wahrnehmung von eigener fem<strong>in</strong>istischer / traditionaler Erfahrung bestimmt?<br />

Wieweit kumulieren traditionale antiislamische stereotype Wertungsmuster mit fem<strong>in</strong>istischen an <strong>der</strong> eigenen<br />

Geschichte orientierten Wertmustern?<br />

Wieweit werden europäische Wertungen durch Symbolverhalten und äußere Codes bestimmt (die so genannte<br />

„Kopftuchfrage“ 558 )?<br />

558<br />

Vgl. Anm. zu Abschnitt 4.1.3.: „“Im Unterrichtszusammenhang wird <strong>der</strong> Politiklehrer oft mit diesen Phänomenen konfrontiert<br />

und hat dann die Aufgabe, die notwendige analytische Distanz und Differenzierungsfähigkeit gegenüber den Problemen<br />

zu entwickeln und zu vermitteln. Das kann sich auf die leidige Kopftuchfrage (vgl. Abschnitt 4.4.) beziehen, die e<strong>in</strong>erseits<br />

viel weniger religiös zu begründen ist, <strong>als</strong> allgeme<strong>in</strong> angenommen wird, son<strong>der</strong>n bestimmten kulturellen Verhaltensmustern<br />

und -symbolen folgt, und an<strong>der</strong>erseits im Kontext <strong>der</strong> sozialen Interdependenzen und <strong>in</strong>dividualbiographischen<br />

Handlungsvoraussetzungen wie jede Kleidungsnorm und je<strong>der</strong> Normverstoß höchst wi<strong>der</strong>sprüchliche symbolische<br />

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