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Die Islamische Revolution in Iran als Gegenstand der Politischen ...

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<strong>Die</strong> <strong>Islamische</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> <strong>als</strong> <strong>Gegenstand</strong> <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> Bildung und<br />

<strong>als</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung für den sozialwissenschaftlichen Unterricht<br />

1.2.1.4. Das Konzept <strong>der</strong> »Schlüsselprobleme« <strong>als</strong> diskurstheoretischer Ansatz<br />

Das Konzept <strong>der</strong> »Schlüsselprobleme« ist <strong>der</strong> bezeichnende Versuch e<strong>in</strong>er didaktischen Theoriebildung, die die<br />

mangelnde Eignung e<strong>in</strong>er »Vermittlungswissenschaft«, die sich nicht alle<strong>in</strong> auf die lernpsychologischen und<br />

formalen Aspekte <strong>der</strong> Vermittlung, son<strong>der</strong>n auch auf die Legitimierung <strong>der</strong> zu vermittelnden Inhalte und Gegenstände<br />

beziehen will, umso deutlicher erweist, wenn strengere methodologische Maßstäbe angelegt werden. In<br />

diesem Falle wird sich die Didaktik weniger <strong>als</strong> Wissenschaft, denn <strong>als</strong> Vermittlungshandwerk, im besten Falle <strong>als</strong><br />

»Erfahrungswissenschaft« erweisen. Klafki hat dieses Konzept seit längerer Zeit <strong>in</strong> verschiedenen Publikationen<br />

vorgestellt und begründet; e<strong>in</strong> Überblick mit weiteren Literaturh<strong>in</strong>weisen f<strong>in</strong>det sich bei Klafki 1994.<br />

Beson<strong>der</strong>s deutlich wird das, wenn »Schlüsselprobleme« <strong>als</strong> normativ gesetzte <strong>in</strong>haltliche Vorgaben <strong>in</strong><br />

Rahmenrichtl<strong>in</strong>ien auftauchen und dabei nicht deutlich gemacht wird, wie sich diese »Schlüsselprobleme« von<br />

traditionellen Themen- und Inhaltsvorgaben unterscheiden lassen.<br />

Auf sich gestellt, s<strong>in</strong>d traditionell ausgebildete Fachkolleg<strong>in</strong>nen und -kollegen wohl kaum <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage,<br />

schul<strong>in</strong>tern s<strong>in</strong>nvoll mit dem Konzept <strong>der</strong> »Schlüsselprobleme« umzugehen, ihre Chancen für <strong>in</strong>nerschulische<br />

Curriculumentwicklung zu erkennen und den <strong>in</strong> den Rahmenrichtl<strong>in</strong>ien nur zögerlich mit ersten Schritten<br />

begangenen Weg e<strong>in</strong>er diskursiven anstelle e<strong>in</strong>er normativen didaktischen und curricularen Themenlegitimation<br />

fortzuschreiten.<br />

Das geht <strong>in</strong> den Rahmenrichtl<strong>in</strong>ien wie <strong>in</strong> den Schulen deutlich noch h<strong>in</strong>ter Klafki zurück, ist aber dennoch im<br />

Vergleich mit älteren, bewusst auf jegliche Legitimation von Inhalten verzichtende Richtl<strong>in</strong>ien und Stoffpläne e<strong>in</strong><br />

durchaus zu begrüßen<strong>der</strong> Fortschritt 63 , mit dem die Fachdidaktik wie die Fachwissenschaft »Leben kann« und mit<br />

dem vielleicht sogar e<strong>in</strong>mal wie<strong>der</strong> pädagogisch-didaktische Gespräche, Überlegungen zu unterrichtlichen Innovationen<br />

an den Schulen selbst evoziert o<strong>der</strong> provoziert werden könnten!<br />

<strong>Die</strong>se persönlichen wertenden Anmerkungen werden bewusst e<strong>in</strong>gesetzt, um den misslichen E<strong>in</strong>druck zu<br />

vermeiden, dass wissenschaftlich-didaktischer Diskurs und Fortschritt sich tatsächlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er wesentlichen Än<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Schulpraxis auswirken muss. Neben fachlichen Diskursen ist parallel dazu – und darauf fußend – <strong>in</strong><br />

erheblichem Maße politische Me<strong>in</strong>ungs- und Willensbildung sowie direkter <strong>in</strong>stitutioneller E<strong>in</strong>fluss auf die<br />

Lehreraus- und -weiterbildung notwendig, um didaktischen Innovationen die Chance zu E<strong>in</strong>wirkung auf die<br />

schulische Praxis zu geben.<br />

Das Konzept <strong>der</strong> »Schlüsselprobleme« ist daher e<strong>in</strong> Theorem, das noch nicht <strong>in</strong> Anspruch nehmen kann, e<strong>in</strong>e<br />

Theorie <strong>der</strong> Didaktik zu repräsentieren o<strong>der</strong> <strong>in</strong>itiiert zu haben. Es steht an <strong>der</strong> Grenze zwischen notwendiger<br />

theoretischer Reflexion und Praxislegitimation und den Erfor<strong>der</strong>nissen mo<strong>der</strong>ner Unterrichtspraxis.<br />

»Schlüsselprobleme« s<strong>in</strong>d Elemente e<strong>in</strong>er diskursiven Strukturierung von Realitätswahrnehmung und S<strong>in</strong>nbestimmung.<br />

Als solche unterliegen sie nicht nur <strong>der</strong> <strong>in</strong>haltlich-rationalen Überprüfung durch Ideologiekritik,<br />

Fachwissenschaft und Empirik, son<strong>der</strong>n s<strong>in</strong>d gleichermaßen Teil ethisch fundierter Entscheidungs- und Willensbildungsprozesse,<br />

die philosophisch e<strong>in</strong>er Diskursethik zuzuordnen s<strong>in</strong>d.<br />

Es ist nun zu begründen, warum dieses nicht unproblematische und unstrittige Konzept für geeignet gehalten<br />

wird, dennoch weiterführende und grundsätzlichere didaktische Reflexionen zu tragen und begrifflich zu<br />

stabilisieren und warum es für geeignet gehalten werden kann, thematisch zentrale Bereiche <strong>der</strong> sozial- und politikwissenschaftlichen<br />

Didaktik zu strukturieren.<br />

63<br />

<strong>Die</strong> Legitimation von Inhalten wird im Rechtsverständnis nicht argumentativ im öffentlichen Diskurs son<strong>der</strong>n <strong>als</strong> politische<br />

Willensbildung durch die Verabschiedung <strong>in</strong> den Landtagen erfüllt. Dass dies e<strong>in</strong>em diskursiven didaktischen Konzept<br />

grundlegend wi<strong>der</strong>spricht, ist offensichtlich; es trägt zur Entfremdung zwischen wissenschaftlicher Didaktik und<br />

Schulpolitik, d.h. aber auch zur Schulwirklichkeit bei. Lei<strong>der</strong> gehen neuere Rahmenrichtl<strong>in</strong>ien-Entwürfe wie die für das<br />

grundlegend erneuerte Fach Werte und Normen <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen schon wie<strong>der</strong> vom Konzept <strong>der</strong> Schlüsselprobleme ab<br />

und behelfen sich mit e<strong>in</strong>er vorläufigen Begrifflichkeit wie »Leitprobleme des Faches« o<strong>der</strong> gehen sogar noch e<strong>in</strong>en<br />

Schritt weiter zurück zu re<strong>in</strong>en Stoff- und Unterrichtsstundentafeln wie <strong>in</strong> den Entwürfen für die Real-, Haupt- und Son<strong>der</strong>schulen.<br />

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