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Die Islamische Revolution in Iran als Gegenstand der Politischen ...

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3. <strong>Die</strong> Ereignisse <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> <strong>in</strong> Zeiten <strong>der</strong> <strong>Revolution</strong><br />

curriculare Perspektive e<strong>in</strong>münden lassen <strong>in</strong> <strong>in</strong>nere grundsätzlichere Frage nach <strong>der</strong> zukünftigen Rolle <strong>der</strong> Schule<br />

und <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> Bildung allgeme<strong>in</strong>, denn diese Frage ist heute alles an<strong>der</strong>e <strong>als</strong> banal o<strong>der</strong> mit Selbstverständlichkeiten<br />

zu beantworten. Es geht um die Chancen von Reflexionsfähigkeit und damit <strong>der</strong> Chance sozialwissenschaftlichen<br />

Denkens <strong>in</strong> unserer Gesellschaft, wie es die skeptischen Anmerkungen von Oskar Negt (1997:<br />

47-48) belegen, die wie e<strong>in</strong> Motto über den Motiven unserer Untersuchung stehen könnten:<br />

„E<strong>in</strong>er <strong>der</strong> größten Skandale unserer Gesellschaft besteht dar<strong>in</strong>, dass gerade <strong>in</strong> dem Augenblick, wo die<br />

Technologieför<strong>der</strong>ung mit e<strong>in</strong>er sich verschärfenden Krisensituation zusammentrifft, die Reflexionswissenschaften<br />

(Geistes- und Sozialwissenschaften) konsequent abgebaut werden. Dadurch entsteht e<strong>in</strong> kulturelles<br />

Vakuum, <strong>in</strong> dem politische Entscheidungen nicht mehr im Medium kritischer Öffentlichkeit getroffen werden.<br />

Zum Teil s<strong>in</strong>d es dieselben gesellschaftlichen Kräfte, die Geistes- und Sozialwissenschaften für Luxus halten<br />

und das Schwergewicht <strong>der</strong> Forschung auf Naturwissenschaften und Technologie legen. Das erzeugt e<strong>in</strong><br />

gefährliches gesellschaftliches Unsicherheitspotential. <strong>Die</strong> Hochtechnologie erzeugt nicht nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kriegsrüstung<br />

breitgestreute gesellschaftliche Ängste. <strong>Die</strong>se Ängste verb<strong>in</strong>den sich mit <strong>der</strong> Furcht, den Arbeitsplatz<br />

zu verlieren und e<strong>in</strong>er sozialen Deklassierung anheimzufallen. E<strong>in</strong>e Gesellschaft, die nicht alles daransetzt,<br />

diesen sozialpsychologischen Zustand <strong>der</strong> Angst aufzuklären und Alternativen für die Krisenbewältigung zu<br />

entwickeln, trifft e<strong>in</strong>e klare Entscheidung zur Aufrechterhaltung bestehen<strong>der</strong> Herrschaftsverhältnisse, ,da die<br />

Bewirtschaftung <strong>der</strong> menschlichen Ängste zu den bedeutendsten Quellen <strong>der</strong> Macht von Menschen über<br />

Menschen gehört.‘“ 434<br />

Schon im Vorfeld e<strong>in</strong>er fallorientierten didaktischen Untersuchung ist die Frage <strong>der</strong> Relevanz und <strong>der</strong> Eignung<br />

wenn schon nicht def<strong>in</strong>itiv zu beantworten, so doch <strong>als</strong> Frage aufzuwerfen und <strong>in</strong> ihrer Bedeutung und Reichweite<br />

zu umreißen. Das bedeutet letztlich auch die Frage: wer soll durch welche Vermittlung was lernen? E<strong>in</strong>e Frage, über<br />

die e<strong>in</strong> gesamtgesellschaftlicher o<strong>der</strong> auch nur schulpraktischer o<strong>der</strong> schulpolitischer Konsens ke<strong>in</strong>eswegs<br />

herzustellen ist.<br />

Normatives Argumentieren verbietet sich dabei von selbst. Aus dem Problemfeld »<strong>Islamische</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>Iran</strong>« ist das immanente Lern- und Erkenntnispotential zu entwickeln, das die didaktischen Optionen bestimmt und<br />

<strong>in</strong> Wert setzen kann.<br />

<strong>Die</strong> eigentliche didaktische Entscheidung über die Strukturierung e<strong>in</strong>es Lernortes und e<strong>in</strong>er Lernsituation ist<br />

das Ergebnis situativ gebundener, vielschichtiger gesellschaftlicher Kommunikation vor dem H<strong>in</strong>tergrund aktueller<br />

Diskurse, die zu reflektieren s<strong>in</strong>d.<br />

Gerade die differenzierte Sach- und Problemanalyse des Themenbereichs »<strong>Islamische</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong>«,<br />

<strong>der</strong>en Richtung und sachliche Reichweite schon andeutungsweise skizziert wurde und die, wenn auch <strong>in</strong><br />

didaktischem Erkenntnis<strong>in</strong>teresse im propädeutischen Bereich <strong>der</strong> wissenschaftlichen Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung verharrend,<br />

im Folgenden exemplarisch vertieft werden soll, erweist die grundsätzliche Inadäquanz »rezepthaften« pädagogisch-didaktischen<br />

Vorgehens und macht den hohen Grad wissenschaftlicher und politischer Reflexionsfähigkeit<br />

deutlich, <strong>der</strong> für e<strong>in</strong>e sachgerechte didaktische Analyse erfor<strong>der</strong>lich ist.<br />

<strong>Die</strong> Ambivalenz und Vielschichtigkeit des Themas selbst ist Anlass e<strong>in</strong>es ebenso Ambivalenzen und Vielschichtigkeiten<br />

thematisierenden didaktischen Zugangs, <strong>der</strong> <strong>der</strong> differenzierten (fach-) wissenschaftlichen Arbeitsform<br />

<strong>in</strong> nichts nachstehen darf.<br />

<strong>Die</strong> schon angesprochene Problematik dieser <strong>in</strong> verschiedenen argumentativen Zusammenhängen zu<br />

betonenden didaktischen Komplexität ist hier noch e<strong>in</strong>mal anzusprechen. Es ist bei je<strong>der</strong> didaktischen Analyse die<br />

grundsätzliche Frage zu stellen, warum <strong>in</strong> pädagogischer Intention im Interesse <strong>der</strong> Verständlichkeit und<br />

Erlernbarkeit – <strong>als</strong>o aus lernpsychologischer E<strong>in</strong>sicht heraus – nicht schon im didaktischen Zugriff auf das Thema<br />

e<strong>in</strong>e angemessene Komplexitätsreduktion <strong>der</strong> angestrebten Realitätswahrnehmung zulässig o<strong>der</strong> sogar geboten se<strong>in</strong><br />

könnte.<br />

Das übersieht aber, dass die methodischen Entscheidungen gerade aus den genannten lernpsychologischen<br />

E<strong>in</strong>sichten heraus erst im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Kenntnis von Lernort und Lernsituation, d.h. den sozialen<br />

Strukturen <strong>der</strong> unterrichtlichen Kommunikation heraus, getroffen werden können und ke<strong>in</strong>eswegs mit Zwangsläufigkeit<br />

aus <strong>der</strong> didaktischen Analyse heraus zu deduzieren s<strong>in</strong>d. <strong>Die</strong> didaktische Aufbereitung des gesellschaftlichen<br />

Problembereichs muss, um je<strong>der</strong> Lernsituation gewachsen zu se<strong>in</strong>, den Stand <strong>der</strong> diesbezüglichen<br />

Fachwissenschaften repräsentieren und <strong>in</strong> sich selbst zum<strong>in</strong>dest an wissenschaftspropädeutischen Maßstäben zu<br />

messen se<strong>in</strong>.<br />

E<strong>in</strong>e methodische Komplexitätsreduktion, die <strong>der</strong> Kommunikations- und Rezeptionsstruktur <strong>der</strong> konkreten<br />

Unterrichtssituation gerecht werden kann und zudem <strong>als</strong> gültiger Beitrag zur <strong>Politischen</strong> Bildung gewertet werden<br />

will, kann nur verantwortlich vorgenommen werden auf <strong>der</strong> Grundlage e<strong>in</strong>er gerade an <strong>der</strong> Vielschichtigkeit und<br />

Komplexität orientierten didaktischen Vorarbeit.<br />

434<br />

Verweis auf Elias 1982: S. 57<br />

193

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