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Die Islamische Revolution in Iran als Gegenstand der Politischen ...

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<strong>Die</strong> <strong>Islamische</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> <strong>als</strong> <strong>Gegenstand</strong> <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> Bildung und<br />

<strong>als</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung für den sozialwissenschaftlichen Unterricht<br />

– den starren, auf »Inhalte« fixierten curricularen Rahmen staatlich organisierten Politikunterrichts aufbrechen<br />

und e<strong>in</strong>e »permanente Curriculumrevision«, die die Arbeiten und Ergebnisse des Politikunterrichts mit<br />

e<strong>in</strong>bezieht und die Schulen <strong>in</strong> die curricularen Diskurse e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>det, e<strong>in</strong>leiten, sowie<br />

– den Unterricht letztlich ent<strong>in</strong>stitutionalisieren und <strong>in</strong> die gesellschaftlichen Realitäten h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>stellen.<br />

Vorausgesetzt wird bei diesem Konzept <strong>der</strong> diskursiven Didaktik wie <strong>der</strong> diskursiven Curriculumrevision, dass das<br />

gesellschaftliche Bewusstse<strong>in</strong> sich entwickelt durch vielschichtige und differenzierte Diskurse und durch diese geprägt<br />

wird und dass die Problem- und Krisenlösungspotentiale <strong>der</strong> Gesellschaft von ihrer <strong>in</strong>neren und äußeren Diskursfähigkeit<br />

abhängen.<br />

Politische Bildung bedeutet dadurch vor allem, diese Diskursfähigkeit anzusprechen und zu erproben und die<br />

<strong>in</strong>nerschulischen Diskurse des Unterrichts, die oft zunächst spielerischen, modellhaften Charakter tragen, wie auch<br />

<strong>der</strong> schulischen didaktisch-curricularen Entscheidungen, <strong>in</strong> über die Schule h<strong>in</strong>ausgreifende gesellschaftliche<br />

Diskurse e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen und e<strong>in</strong>zubeziehen und die Lernende <strong>in</strong> diese Diskurse e<strong>in</strong>zuführen. 69 Als methodischcurriculares<br />

Element wird an an<strong>der</strong>er Stelle, um diesen Prozess <strong>in</strong>haltlich konkretisieren zu können, auf das Konzept<br />

<strong>der</strong> letztlich diskursiv begründeten und strukturierten »Schlüsselprobleme« gerade auch <strong>in</strong> ihrer Anwendung auf den<br />

Problemzusammenhang <strong>der</strong> <strong>Islamische</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> e<strong>in</strong>zugehen se<strong>in</strong>.<br />

<strong>Die</strong> folgenden Annotationen zum Diskursbegriff sollen ke<strong>in</strong>e umfangreichen Theorien zusammenfassen o<strong>der</strong><br />

gar rezensieren, son<strong>der</strong>n sollen stichwortartig dasjenige an Grundkonsens über den Diskursbegriff herausarbeiten,<br />

das zur didaktisch-curricularen Anwendung <strong>in</strong> <strong>der</strong> weiteren Studie <strong>als</strong> notwendig erachtet wird.<br />

Ansonsten wird auf die angeführte Quellenlage verwiesen... Nicht die Diskussion des Diskurs-Begriffes ist<br />

Thema <strong>der</strong> vorliegenden Studie, son<strong>der</strong> die Anwendung diskursiver Methoden und Ansätze bei <strong>der</strong><br />

Curriculumentwicklung und ihrer didaktischen Umsetzung.<br />

1.3.3. <strong>Die</strong> Bedeutungsvielfalt des Diskurs-Begriffes<br />

Hier stellt sich aber vorerst noch die Frage, <strong>in</strong> welcher Bedeutungsebene »Diskurse« für e<strong>in</strong>e diskursive Didaktik<br />

von Belang s<strong>in</strong>d. <strong>Die</strong> semantische Vielfalt im Gebrauch des Begriffes »Diskurs« erschwert die Verständigung über<br />

das Geme<strong>in</strong>te. Es steht zu befürchten, dass <strong>der</strong> Diskursbegriff <strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten schon so sehr <strong>in</strong> den<br />

allgeme<strong>in</strong>en Sprachgebrauch übergewechselt ist, dass er an Trennschärfe und Umriss verloren hat und kaum noch<br />

vom Begriff <strong>der</strong> Diskussion abgesetzt wird. <strong>Die</strong>ses im alltäglichen Sprachgebrauch auch durch die Ähnlichkeit <strong>der</strong><br />

Lautung <strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschen Sprache geför<strong>der</strong>te Missverständnis hat aber durchaus e<strong>in</strong>en ernsthaften begriffsgeschichtlichen<br />

H<strong>in</strong>tergrund, wenn die Unschärfe des Diskursbegriffes bei Habermas zwischen Erkenntnistheorie<br />

und Ethik letztlich die politische Bedeutungsdimension und das me<strong>in</strong>t hier vor allem den sehr unterschiedlich<br />

rezipierten gewalt- o<strong>der</strong> herrschaftsfreien Diskurs <strong>in</strong> den Vor<strong>der</strong>grund stellt, <strong>der</strong> auch banalisiert werden könnte <strong>als</strong><br />

Anleitung zum angstfreien Diskutieren. In dieser Bedeutung hat diese Wi<strong>der</strong>spiegelung <strong>der</strong> philosophischen<br />

Diskursethik e<strong>in</strong>ige Folgen für die Pädagogik. Dass dabei die Zielrichtung, nämlich die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

selbst durch Herrschaftsabbau und Ersetzen <strong>der</strong> Hierarchien durch egalitäre Interaktion umgekehrt und<br />

banalisiert wird, versteht sich von selbst. Damit verliert <strong>der</strong> herrschaftsfreie Diskurs auch se<strong>in</strong>e politische Sprengkraft<br />

und wird zur affirmativ verharmlosten Methodik.<br />

<strong>Die</strong>se methodischen Implikationen <strong>der</strong> Postulate <strong>der</strong> Diskursethik s<strong>in</strong>d <strong>als</strong>o zunächst e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e durchaus<br />

verständliche Implikation <strong>der</strong> politischen Dimension <strong>der</strong> Diskursethik. Hier knüpfen Renn / Webler 1996 mit <strong>der</strong><br />

Begründung e<strong>in</strong>er praxisorientierten Diskursmethodik an.<br />

<strong>Die</strong> Literatur zum Thema des Diskurses, <strong>der</strong>en Spannweite schon kurz gekennzeichnet wurde, unterscheidet<br />

nun deutlich die Funktion <strong>der</strong> Kategorie »Diskurse« <strong>in</strong> verschiedenen Ebenen. Im Bereich <strong>der</strong> deutschen politischen<br />

Wissenschaften und vor allem <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rezeption <strong>der</strong> Kritischen Theorie, die maßgeblich die deutschen Sozialwissenschaften<br />

70 seit dem Ende <strong>der</strong> 60er Jahre prägte und wesentliche Konsequenzen für die didaktischen Reformen<br />

69<br />

Dass dies von den Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrern, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auch von den Politik-Lehrer<strong>in</strong>nen und -Lehrern bewusstes gesellschaftliches<br />

Engagement und eigene Beteiligung an den gesellschaftlichen Diskursen verlangt, ist offenkundig. Dass es<br />

aber nicht <strong>der</strong> aktuellen schulischen Realität entspricht, ist ebenso bekannt und rechtfertigt, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em folgenden Abschnitt<br />

kurz auf die Lebenssituation und das Selbstverständnis <strong>der</strong> Politik-Lehrenden e<strong>in</strong>zugehen.<br />

70<br />

<strong>Die</strong>s soll hier betont werden, weil trotz <strong>der</strong> <strong>in</strong>tensiven Arbeit von Protagonisten <strong>der</strong> Kritischen Theorie wie Adorno <strong>in</strong> den<br />

USA <strong>der</strong> politisch-philosophische Kontext dieses Ansatzes <strong>in</strong> <strong>der</strong> angelsächsischen Welt nur unvollständig rezipiert wurde,<br />

auch wenn Ansätze wie die praktisch und theoretisch fruchtbare medium range theory nach Robert K. Merton von <strong>der</strong><br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung des vorherrschenden amerikanischen Pragmatismus (Dewey) und Behaviorismus (<strong>der</strong> über se<strong>in</strong>e sozialpsychologischen<br />

Wurzeln <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pädagogikgeschichte e<strong>in</strong>e wesentliche Rolle spielte, z.B. durch Sk<strong>in</strong>ner) mit den europäischen<br />

theoretischen Traditionen <strong>in</strong> den 30er und 40er Jahren im Zusammenhang mit <strong>der</strong> europäisch-jüdischen Emigration<br />

<strong>in</strong> die USA geprägt worden s<strong>in</strong>d und doch e<strong>in</strong>en <strong>der</strong> amerikanischen Tradition entsprechend stark auf die Praxistauglichkeit<br />

ausgerichteten Charakter entwickelten. Es wird deutlich, dass <strong>in</strong> den Sozialwissenschaften – bis heute – trotz <strong>der</strong> vielfältigen<br />

<strong>in</strong>ternationalen wissenschaftlichen Kontakte und Rezeptionsangebote die »nationalen« Traditionen e<strong>in</strong>e nicht zu<br />

übersehende Rolle spielen. Erst die Rezeption von Autoren wie Norbert Elias, Immanuel Wallerste<strong>in</strong> o<strong>der</strong> Zygmunt<br />

Baumann leitet hier e<strong>in</strong>e neue Phase <strong>in</strong>ternationalisierter sozialwissenschaftlicher Perspektiven e<strong>in</strong>, die auch <strong>als</strong> Synthese<br />

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