03.06.2014 Aufrufe

Die Islamische Revolution in Iran als Gegenstand der Politischen ...

Die Islamische Revolution in Iran als Gegenstand der Politischen ...

Die Islamische Revolution in Iran als Gegenstand der Politischen ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

0. E<strong>in</strong>leitung – <strong>Iran</strong>? – Es stellen sich Fragen!<br />

1993c, 1993e, 1993f, 1994b). Berührungspunkte ergeben sich zur allgeme<strong>in</strong>en „Auslän<strong>der</strong>forschung“ und zur<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit „Auslän<strong>der</strong>fe<strong>in</strong>dlichkeit“ 22 und Rechtsradikalismus, <strong>der</strong>en Literaturlage <strong>der</strong> Verfasser an<br />

an<strong>der</strong>er Stelle kritisch gesichtet hat (vgl. den Sammelband Voigt, Hg., 1993, <strong>in</strong> dem auch von „Auslän<strong>der</strong>pädagogik<br />

gesprochen wird).<br />

E<strong>in</strong> neuer Kontext, <strong>der</strong> zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Arbeit an <strong>der</strong> Untersuchung noch nicht <strong>in</strong> die öffentlichen wissenschaftlichen<br />

Diskurse getreten war, ist <strong>der</strong> fruchtbare topos des „Gedächtnisses“ und <strong>der</strong> „gesellschaftlichen Er<strong>in</strong>nerung“,<br />

die, ausgehend von den Diskursen von Foucault und Bourdieu bei Yehuda Bauer (1998, 2001), Richard Rorty<br />

(1989, 1999, 2000, 2002) und Elena Esposito (2002) thematisiert werden. 23 Hier wäre <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er späteren Fortsetzung<br />

<strong>der</strong> Untersuchung zur <strong>Islamische</strong>n <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> e<strong>in</strong>e auf gesellschaftliches Er<strong>in</strong>nern und Vergessen fußende<br />

<strong>in</strong>terkulturelle Philosophie <strong>der</strong> islamischen <strong>Revolution</strong> zu entwickeln.<br />

0.2.4. Untersuchungsmethoden<br />

<strong>Die</strong> Untersuchungsstruktur glie<strong>der</strong>t sich <strong>in</strong> drei Paradigmen:<br />

– Entwicklung von Problem- und Bedeutungsfel<strong>der</strong>n im Kontext des Themas <strong>Islamische</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong>, die<br />

aus e<strong>in</strong>er kritisch-parallelisierenden Analyse verschiedener gesellschaftlicher Diskursebenen gewonnen<br />

werden: aus <strong>der</strong> Sichtung <strong>der</strong> diesbezüglichen wissenschaftlichen Ansätze, aus <strong>der</strong> kritischen Auswertung<br />

exemplarischer Berichte <strong>in</strong> den seriösen Massenmedien (vor allem deutschen Tages- und Wochenzeitungen)<br />

und aus <strong>der</strong> Interpretation unterschiedlicher Quellen aus Deutschland und <strong>Iran</strong> (politische Schriften, Internet-<br />

Seiten, Flugblätter, Schüleräußerungen <strong>in</strong> Referaten und schriftlichen Arbeiten). <strong>Die</strong>ses Konzept orientiert sich<br />

bed<strong>in</strong>gt am Konzept <strong>der</strong> Schlüsselprobleme, will diese aber stärker diskursiv entwickeln und begründen.<br />

– Anwendung und damit didaktische Evaluation des Pr<strong>in</strong>zips <strong>der</strong> Exemplarität. <strong>Die</strong>ses geschieht vor allem<br />

dadurch, dass im Zentrum <strong>der</strong> Untersuchung die Auswertung <strong>der</strong> Medienberichterstattung über e<strong>in</strong>en eng<br />

begrenzten Zeitraum im Verlauf <strong>der</strong> <strong>Islamische</strong>n <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> steht, dem April 1980, <strong>in</strong> dem nahezu alle<br />

späteren Konflikte und Entwicklungen <strong>in</strong> nuce sichtbar gemacht werden können. <strong>Die</strong> didaktische Fragestellung<br />

konzentriert sich dabei sowohl auf die Voraussetzungen <strong>der</strong> Auswahl dieses Zeitraumes <strong>als</strong> auf die<br />

Möglichkeiten, aus <strong>der</strong> exemplarischen Arbeit weiterführende E<strong>in</strong>sichten und Ergebnisse gew<strong>in</strong>nen zu können.<br />

Damit werden die Kontexte zu den schon genannten Problem- und Bedeutungsfel<strong>der</strong>n herzustellen se<strong>in</strong>, denen<br />

e<strong>in</strong>e exemplarische Untermauerung gegeben wird. Methodisch notwendig war die vollständige Sammlung von<br />

Berichten über den <strong>Iran</strong> aus mehreren Tageszeitungen (Frankfurter Rundschau, Hannoversche Allgeme<strong>in</strong>e<br />

Zeitung) und Wochenzeitschriften (DIE ZEIT, DER SPIEGEL) und ihre Ergänzung durch bezeichnende<br />

22<br />

23<br />

„Auslän<strong>der</strong>fe<strong>in</strong>dlichkeit“ ist e<strong>in</strong> umgangssprachlicher und teilweise <strong>in</strong>haltlich verfälschen<strong>der</strong> Begriff, was mit <strong>der</strong> mehrdeutigen<br />

Bedeutung und <strong>der</strong> unscharfen Semantik <strong>der</strong> Kategorie „Auslän<strong>der</strong>“ zusammenhängt. In <strong>der</strong> Psychologie spricht<br />

man von Xenophobie und bezeichnet damit psychische Dispositionen, die <strong>als</strong> Ängste <strong>in</strong> den Bereich <strong>der</strong> Psychosen fallen.<br />

Im Alltag wäre parallel dazu <strong>der</strong> Begriff „Fremdenfe<strong>in</strong>dlichkeit“ angebrachte, wobei die psychische und die soziokulturelle<br />

Dimension nicht scharf zu trennen s<strong>in</strong>d. Adorno hat <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Studien zum Autoritären Charakter (1973) wesentliche<br />

Grundlagen zur Verb<strong>in</strong>dung von problematischen Sozialisationsbed<strong>in</strong>gungen mit daraus abgeleiteten fremdenfe<strong>in</strong>dlichen<br />

Komplexen gelegt. Wenn wir das auf die Bed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> Enkulturationsprozesse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule übertragen,<br />

mit denen die Politische Bildung zu tun hat, bietet sich <strong>der</strong> Verweis auf die Untersuchungen zu den Schülerkrisen von<br />

Gottschalch (1977), <strong>der</strong> sich im Wesentlichen auf Adorno stützt, aber auch auf die Unterrichtsmaterialien zu den Psychischen<br />

Konflikten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Adoleszenz von Schatteburg/Ziehe (1980). <strong>Die</strong> Verwendung des Begriffes „Auslän<strong>der</strong>“ verweist<br />

auf e<strong>in</strong>e Selbstdef<strong>in</strong>ition xenophober Personen, bei denen die sche<strong>in</strong>bar „objektive“ an <strong>der</strong> Staatsangehörigkeit festgemachte<br />

Ausgrenzung <strong>der</strong> Fremdgruppenangehörigen aus <strong>der</strong> „Eigengruppe“, die hier <strong>als</strong> staatlich und national def<strong>in</strong>iert wird,<br />

<strong>der</strong> Verschleierung und Verdeckung <strong>der</strong> zu Grunde liegenden psychischen Motivation und Aggressionsquelle dient.<br />

Vgl. auch Anm. Als letzter Literaturkomplex zielen diese Verweise auf die Notwendigkeit, <strong>der</strong> um sich greifenden Theorielosigkeit<br />

<strong>der</strong> letzten Jahre mit fundierten Konzepten entgegenzuwirken. <strong>Die</strong> pädagogische – und z.T. auch gesellschaftliche<br />

– Theorieferne ist auf e<strong>in</strong>en Paradigmenwechsel <strong>in</strong> den 70er Jahren zurückzuführen, <strong>als</strong> dem Primat <strong>der</strong> Kritischen<br />

Theorie Konzepte <strong>der</strong> Unmittelbarkeit, Betroffenheit und emotionalen Identität entgegengesetzt wurden. <strong>Die</strong>sen Wunsch<br />

nach „Authentizität“ machte die pädagogische Rückwendung <strong>in</strong> affirmative Lern- und Handlungskonzepte möglich, <strong>der</strong>en<br />

undistanzierte Metaphorik von Herzog (2002) kritisiert wird. <strong>Die</strong> zu beobachtende „Renaissance“ <strong>der</strong> Philosophie <strong>in</strong> den<br />

letzten Jahren, die sich zum Beispiel <strong>in</strong> den „Science Wars“ ausdrückte, ist e<strong>in</strong> Zeichen dafür, dass <strong>der</strong> Wissenschaft selbst<br />

ihre gedankliche Fundamentlosigkeit <strong>als</strong> Problem bewusst wird, <strong>in</strong> welcher Situation we<strong>der</strong> e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>facher Rückgriff auf die<br />

klassischen Wahrheits- und Wirklichkeitsmodelle noch e<strong>in</strong>e aktionistische Begründungsverweigerung Abhilfe schafft. Gerade<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> amerikanischen und <strong>der</strong> französischen Philosophie f<strong>in</strong>den sich überraschend neue und aufschlussreiche Reflexionen<br />

über die Notwendigkeit, die Vielschichtigkeit erfahrener Realitäten zu strukturieren und philosophisch zu distanzieren.<br />

Immer wie<strong>der</strong> Interveniert hierbei auch <strong>der</strong> Schrecken <strong>der</strong> Erfahrung, <strong>der</strong> die Zeitgenossenschaft prägt. Dazu ist das<br />

„Satanische Requiem“ von Begley 1995 e<strong>in</strong> bezeichnen<strong>der</strong> Beitrag. Lei<strong>der</strong> blendet die Schulpolitik gerade diese Problemtiefe<br />

e<strong>in</strong>es erwachenden philosophischen Interesses aus, <strong>in</strong>dem re<strong>in</strong> affirmative ›Werte und Normen‹-Konzepte verbunden<br />

werden mit hermeneutisch-funktionalistischen Zugängen zur „klassischen“ Philosophiegeschichte, die e<strong>in</strong>e gesellschaftswissenschaftliche<br />

Distanzierung und Reflexion grundsätzlich ausschließt. Vgl. dazu die kritischen Anmerkungen zu den<br />

Werte und Normen-Richtl<strong>in</strong>ien des Nie<strong>der</strong>sächsischen Kultusm<strong>in</strong>isters (Verband <strong>der</strong> Politiklehrer e.V., 2002) und die<br />

grundsätzlichen Überlegungen bei Joas 1986.<br />

21

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!