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Die Islamische Revolution in Iran als Gegenstand der Politischen ...

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<strong>Die</strong> <strong>Islamische</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> <strong>als</strong> <strong>Gegenstand</strong> <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> Bildung<br />

und <strong>als</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung für den sozialwissenschaftlichen Unterricht<br />

Geographiedidaktik stehen für die Untersuchung neben den schon im Zusammenhang <strong>der</strong> „Dritte-Welt“-Didaktik<br />

genannten Autoren vor allem Schramke, Daum, Me<strong>der</strong> und Schmidt-Wulffen im Vor<strong>der</strong>grund und mit<br />

ihnen das Konzept <strong>der</strong> Geographie <strong>als</strong> wesentlicher Bauste<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> Bildung. 18<br />

– Letztlich ist <strong>der</strong> Forschungsstand zum Untersuchungsthema nicht h<strong>in</strong>reichend charakterisiert, wenn nicht die<br />

<strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Kontextualität h<strong>in</strong>reichend nachgewiesen wird. Arbeiten zum Diskurs-Begriff nach Habermas<br />

(1983, 1991), Foucault (unter an<strong>der</strong>em 1990, 2000a/b), Lumer (1997), Renn/Webler (1996) werden gesichtet.<br />

19 Der exemplarische Umgang mit Medien zu diesem Thema wird wenig erleichtert durch die üblichen<br />

„medienkritischen Ansätze“, die zu sehr <strong>in</strong> den Kriterien <strong>der</strong> eigenen <strong>Politischen</strong> Kultur e<strong>in</strong>gebunden s<strong>in</strong>d und<br />

zu wenig <strong>in</strong>terkulturelle Distanz vermitteln. Wichtiger s<strong>in</strong>d daher eher neuere Ansätze zur Kommunikationstheorie<br />

(z.B. zum durch den <strong>in</strong>ternationalen Terror aktuell gewordenen Inszenierungsbegriff durch Früchtl /<br />

Zimmermann, Hg., 2002) o<strong>der</strong> zur „<strong>in</strong>teraktiven Medienkunst“ bei Gendolla / Schmitz / Schnei<strong>der</strong> / Spangenberg<br />

(2001) die zunächst e<strong>in</strong>mal fern zum eigentlichen Thema zu stehen sche<strong>in</strong>en, aber gerade daher neue<br />

Realitätsebenen erschließen können. Konstruktive aktuelle Forschungsansätze f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> reichhaltigen<br />

Literatur zur Globalisierung und Globalisierungskritik, die <strong>in</strong> die Untersuchung e<strong>in</strong>bezogen werden.<br />

Wesentlichen Anregungen erfuhr <strong>der</strong> Verfasser vor allem durch Kaldor (2000), Vargas Llosa (2000) und Loch<br />

/ Heitmeyer (2001). 20<br />

Es wird deutlich, dass <strong>in</strong> diesem exkursorischen Abriss von bezogenen Forschungsschwerpunkten eigentliche<br />

Studien zur <strong>Islamische</strong>n <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> weitgehend fehlen, wenn wir von Gholamassad e<strong>in</strong>mal absehen. Ebenso<br />

fehlen didaktische Studien zur Thematik <strong>der</strong> Semiperipherien, des Islam und <strong>der</strong> <strong>Islamische</strong>n <strong>Revolution</strong>. Auch die<br />

weiterführenden Überlegungen von Antes s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> diesem Bereich eher kritisch-religionskundlich <strong>als</strong> im engeren<br />

S<strong>in</strong>ne didaktisch angelegt. <strong>Die</strong>s spiegelt e<strong>in</strong>ige <strong>der</strong> Probleme und Motive des Verfassers <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wahl se<strong>in</strong>es<br />

Untersuchungsthemas wie<strong>der</strong> und ist zentrales Motiv <strong>der</strong> H<strong>in</strong>weise auf Defizite und Desi<strong>der</strong>ate.<br />

0.2.3. Defizite und Desi<strong>der</strong>ate<br />

Wie schon Said <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er kritischen und grundlegenden Studie über den Orientalismus ausführt, s<strong>in</strong>d die wissenschaftlichen<br />

und nichtwissenschaftlichen Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen mit dem Orient und dem Islam <strong>in</strong> den europäischen<br />

Diskursen defizitär und spiegeln <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel eher die eigene Politische Kultur <strong>als</strong> die Probleme und Realitäten des<br />

Themas wie<strong>der</strong>. Das gilt auch heute noch, wenn wir die vorliegenden Arbeiten über den Islam sichten, die <strong>in</strong> ganz<br />

überwiegendem Teil deutlich <strong>in</strong>nereuropäischen Interessenlagen entspr<strong>in</strong>gen. In <strong>der</strong> Untersuchung wird dies<br />

ausführlich dargelegt an den Problemfel<strong>der</strong>n <strong>Revolution</strong> und Gerechtigkeitspostulat, Globalisierung und Mo<strong>der</strong>nisierungsstrategien<br />

sowie Menschenrechte / Frauen im Islam. Es wird auszuführen se<strong>in</strong>, dass es nicht<br />

sachgerecht ist, didaktische Konzepte zu diesen Themen mit <strong>der</strong> Fragestellung zu begründen, „was ist die Wahrheit<br />

zu diesen Realitätssegmenten <strong>in</strong> <strong>Iran</strong>“, son<strong>der</strong>n dass <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie die Wertung und Wahrnehmung dieser Themen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> eigenen Gesellschaft bearbeitet werden muss, um e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>terkulturellen Diskurs e<strong>in</strong>zuleiten, bei dem <strong>der</strong> <strong>Iran</strong><br />

nicht thematisches Objekt e<strong>in</strong>er fiktiven „Wahrheitssuche“ son<strong>der</strong>n kulturelles Subjekt im gesellschaftlichen und<br />

didaktischen Diskurs ist. Erst mit dieser Prämisse erschließt sich die Vielzahl <strong>der</strong> meist kontroversen Quellen und<br />

Texte zu „Mehrebenen-Bil<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Realität“. <strong>Die</strong> Vielzahl <strong>der</strong> heranzuziehenden Quellen und Texte ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Exposé nicht auszubreiten; das muss <strong>der</strong> Untersuchung selbst vorbehalten se<strong>in</strong>.<br />

E<strong>in</strong> wesentliches Desi<strong>der</strong>at wäre e<strong>in</strong> umfassen<strong>der</strong>es Forschungsprojekt zum Thema „<strong>Islamische</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>Iran</strong>“, das iranische und an<strong>der</strong>e kulturell geprägte Autoren <strong>in</strong> die empirischen und didaktischen Diskurse mit e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>det.<br />

E<strong>in</strong>en auch <strong>in</strong> dieser Arbeit aufgegriffenen Beitrag legt <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne schon Dawud Gholamasad (1985,<br />

ergänzend auch 1997 und 2002) vor. <strong>Die</strong> Fortführung <strong>der</strong> Untersuchung über die <strong>Islamische</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong><br />

mündet dann <strong>in</strong> den Forschungsbereich e<strong>in</strong>er allgeme<strong>in</strong>eren Interkulturellen Pädagogik, zu <strong>der</strong> wichtige Autoren<br />

arbeiten und gearbeitet haben. Bezug genommen wird dabei u.a. schon <strong>in</strong> <strong>der</strong> Untersuchung auf Treuheit/Otten,<br />

Brumlik und Hurrelmann. 21 Auch <strong>der</strong> Verfasser hat vor allem Anfang <strong>der</strong> 90er Jahre darüber publiziert (vgl.: Voigt<br />

18<br />

<strong>Die</strong>se Forschungsperspektive und ihre Autoren werden e<strong>in</strong>gehend und <strong>in</strong> ihrer grundlegenden Bedeutung für diese Arbeit<br />

20<br />

erörtert <strong>in</strong> den Abschnitten 3.1.1. und 3.4.<br />

19<br />

Zu den diskurstheoretischen Fundierungen dieser Studie vgl. die Abschnitte 2.1./2.2. und 3.3. – Philosophische Fundierungen<br />

f<strong>in</strong>den sich zudem bei Bourdieu (1996, 2001 u.a.) und <strong>in</strong> den später noch anzusprechenden philosophischen Diskursen.<br />

20<br />

<strong>Die</strong> vor allem von Kaldor und Vargas Llosa entwickelte These, dass im Zeichen <strong>der</strong> Globalisierung auch Formen „Neuer<br />

Kriege“ dom<strong>in</strong>ierend werden, die die traditionelle Bellizistik <strong>der</strong> Industriestaaten überfor<strong>der</strong>t, zeigen die jüngsten Ereignisse,<br />

die von den USA <strong>als</strong> „Krieg gegen den Terror“ tituliert werden und <strong>in</strong> denen die „westliche Welt“ letztlich <strong>als</strong> dumpf<br />

um sich schlagen<strong>der</strong> Riese erlebt wird, nur zu deutlich. Nicht <strong>der</strong> Terror ist das Thema son<strong>der</strong>n die zugrunde liegenden<br />

Prozesse e<strong>in</strong>er gescheiterten Mo<strong>der</strong>nisierung und ihrer E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> <strong>als</strong> Oktroi empfundene Globalisierungsprozesse.<br />

21<br />

Hurrelmann hat den Verdienst, verschiedene sozialpsychologische Forschungsansätze konstruktiv aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> bezogen zu<br />

haben, so se<strong>in</strong> Kerngebiet <strong>der</strong> Sozialisationsforschung, mit <strong>in</strong>teraktionistischen Ansätzen und <strong>der</strong> Thematisierung von Gewalt<br />

und Del<strong>in</strong>quenz bei Jugendlichen, was über die Migrationsproblematik auf e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> globalisierte Perspektiven<br />

h<strong>in</strong> zielt. Dazu auch: Hurrelmann / Bründel 1997, Bründel / Hurrelmann 1999 und Hurrelmann / Ulich, Hg., 2002.

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