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Die Islamische Revolution in Iran als Gegenstand der Politischen ...

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2. Perspektiven <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> Bildung unter den Bed<strong>in</strong>gungen<br />

e<strong>in</strong>er politischen Krisensituation<br />

Realität zuzuordnen s<strong>in</strong>d, o<strong>der</strong> ob sie nicht zum<strong>in</strong>dest teilweise Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>in</strong>tergenerationellen Wahrnehmungsperspektive<br />

seitens <strong>der</strong> Erwachsenen und damit <strong>der</strong> Unterrichtenden wi<strong>der</strong>spiegeln.<br />

So wird deutlich, dass das Operieren mit »Megatrends« sozialwissenschaftlich nicht unproblematisch ist. <strong>Die</strong><br />

implizite Komplexitätsreduktion <strong>der</strong> Realitätswahrnehmung und <strong>der</strong> Erklärungsansätze kann ebenso wie die immanente<br />

politische Funktionalisierbarkeit zu e<strong>in</strong>er grundlegenden Inadäquanz <strong>der</strong> Untersuchungsergebnisse führen.<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite können gerade <strong>in</strong> komplexen <strong>in</strong>terkulturellen Themenbereichen diese gängigen Ordnungsvorstellungen<br />

<strong>als</strong> Teil <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Diskurse und <strong>der</strong> gegenseitigen Wahrnehmung nicht ausgeklammert bleiben.<br />

So muss darauf geachtet werden, dass das E<strong>in</strong>beziehen <strong>der</strong> Erklärungspotentiale von so genannten »Megatrends«<br />

vornehmlich orientierenden und strukturierenden Charakter behalten muss und dass das analytische Gewicht auf <strong>der</strong><br />

Thematisierung <strong>der</strong> Prozesse und Interdependenzen, auf <strong>der</strong> Entwicklung von perspektivischen Mehrebenenmodellen<br />

<strong>der</strong> gesellschaftlichen Realitäten liegen muss. Gerade das aber macht es notwendig, diese »Megatrends«,<br />

soweit sie für unsere Untersuchung von Bedeutung s<strong>in</strong>d, noch e<strong>in</strong>mal im E<strong>in</strong>zelnen kritisch zu untersuchen.<br />

Wie schon weiter oben erläutert wurde, s<strong>in</strong>d Globalisierung und Universalisierung zu Modebegriffen<br />

geworden, <strong>der</strong>en politikwissenschaftliche Bedeutung umstritten und fragwürdig geworden ist. 162 In ihrer Verwendung<br />

im Unterricht ist es <strong>als</strong>o notwendig, die begriffliche Problematik bewusst zu machen und den sche<strong>in</strong>baren<br />

„Antagonismus“ von „Globalisierungsgegnern“ („Alternativen“, „Autonomen“ und „L<strong>in</strong>ken“) und<br />

„Globalisierungsbefürwortern“ („Kapitalisten und „imperialistischen Politikern“) <strong>als</strong> „Pseudokonflikt“ zu<br />

kennzeichnen, <strong>der</strong> sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er ideologischen Verfestigung e<strong>in</strong>er realen gesellschaftlichen Kompetenz verweigert.<br />

E<strong>in</strong> Beispiel dafür ist <strong>Iran</strong>, das sich verbal <strong>als</strong> extremistischer Gegner „westlicher „Universalisierungsansprüche“<br />

(<strong>in</strong>ternationale Rechtsordnung, Menschenrechte, Informationsfreiheit, demokratische<br />

Partizipation) artikuliert, an<strong>der</strong>erseits aber, wenn es <strong>der</strong> eigenen Machtpolitik passt, die globalisierten<br />

Strukturen <strong>der</strong> Staatssouveränität und <strong>der</strong> wirtschaftlich-technischen Verflechtungen voll <strong>in</strong> Anspruch nimmt.<br />

2.3.2. Globalisierung<br />

Vor dem H<strong>in</strong>tergrund dieser grundsätzlichen kritischen Überlegungen, die schon im Ansatz deutlich machen,<br />

welche theoretischen Konzepte heute <strong>als</strong> nicht mehr weiterführend zu ersetzen s<strong>in</strong>d, wenn e<strong>in</strong>e adäquate<br />

sozialwissenschaftliche Begründung <strong>der</strong> Didaktik <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> Bildung gefunden werden soll, ist nun noch<br />

abschließend auf e<strong>in</strong>ige heute beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong>tensiv diskutierte Theoreme und Theorieansätze zu kommen, <strong>der</strong>en<br />

Stellenwert <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er umfassen<strong>der</strong>en gesellschaftswissenschaftlichen Neuorientierung noch nicht endgültig abzusehen<br />

ist.<br />

Beson<strong>der</strong>e aktuelle Bedeutung kommt hierbei sicherlich <strong>der</strong> Globalisierungstheorie zu. Globalisierungsprozesse<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em etwas vor<strong>der</strong>gründigen Verständnis leicht auszumachen und <strong>in</strong> ihrer gesellschaftlichen<br />

Wirksamkeit wohl nicht <strong>in</strong> Frage zu stellen. Doch ist es durchaus fraglich, ob das begriffliche und <strong>in</strong>haltlich zumeist<br />

ökonomisch besetzte Konzept <strong>der</strong> „Globalisierung“ sozialwissenschaftlich tatsächlich e<strong>in</strong>en h<strong>in</strong>reichend dist<strong>in</strong>ktiven<br />

Erklärungswert und e<strong>in</strong>e angemessene theoretische Reichweite hat. Fragen wir daher zunächst nach den<br />

beobachtbaren Merkmalen dieser „Globalisierung“. Das Thema „Globalisierung und Universalisierung“ wird <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Schule wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fachdidaktik <strong>der</strong> Gesellschafts- und Politikwissenschaften <strong>in</strong> mehrfacher H<strong>in</strong>sicht relevant. Dabei<br />

s<strong>in</strong>d zunächst e<strong>in</strong>ige Vorbemerkungen zur verwendeten Begrifflichkeit und den vorausgesetzten gesellschaftswissenschaftlichen<br />

Grundannahmen notwendig.<br />

Zunächst bezeichnet die Thematik Globalisierung und Universalisierung e<strong>in</strong>en aktuellen öffentlichen Diskurs<br />

zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> den Industrielän<strong>der</strong>n und <strong>in</strong> den ökonomisch orientierten Sozialgruppen <strong>der</strong> Peripherien und<br />

Semiperipherien des Weltsystems.<br />

Es ist <strong>in</strong> den Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaften durchaus nicht unumstritten, welchen tatsächlichen<br />

Rang Globalisierungs- und Universalisierungsprozesse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Realität e<strong>in</strong>nehmen und <strong>in</strong>wieweit das Theorem <strong>der</strong><br />

Globalisierung und Universalisierung die realen Probleme h<strong>in</strong>reichend und s<strong>in</strong>nvoll erschließen kann. <strong>Die</strong>sen<br />

Problemen nachzugehen, ist aber letztlich nicht Aufgabe <strong>der</strong> Fachdidaktik, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Fachwissenschaften, <strong>der</strong>en<br />

Ergebnisse von <strong>der</strong> Fachdidaktik und <strong>der</strong> Unterrichtspraxis h<strong>in</strong>reichend kritisch und distanziert – und das heißt hier<br />

vor allem: revisionsbereit – aufzunehmen und umzusetzen ist.<br />

Aus <strong>der</strong> pädagogischen Perspektive heraus ist daher zunächst festzustellen, dass das Thema Globalisierung<br />

und Universalisierung e<strong>in</strong>en wichtigen diskursiven Stellenwert e<strong>in</strong>nimmt und daher eignet, <strong>als</strong> Bezugstheorem<br />

pädagogischer Fragestellungen wie <strong>als</strong> Element <strong>der</strong> Unterrichts<strong>in</strong>halte des Gesellschafts- und Politikunterrichts<br />

aufgenommen zu werden.<br />

162<br />

Gerhard Voigt: Probleme und Perspektiven <strong>der</strong> Globalisierung. Didaktische Zugänge zwischen Aktualitätspr<strong>in</strong>zip und<br />

verallgeme<strong>in</strong>erndem Lernen <strong>in</strong> exemplarischen Fallbeispielen. politik unterricht aktuell, Heft 1-2 / 2000, S. 53-60. -<br />

http://www.pu-aktuell.de/pua2000/Globalisierung.htm<br />

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