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Die Islamische Revolution in Iran als Gegenstand der Politischen ...

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<strong>Die</strong> <strong>Islamische</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> <strong>als</strong> <strong>Gegenstand</strong> <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> Bildung und<br />

<strong>als</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung für den sozialwissenschaftlichen Unterricht<br />

Neben den schon genannten Motivationshemmnissen bei Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern zu Thema „Dritte<br />

Welt“ 453 s<strong>in</strong>d weitere Ursachen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> Kultur <strong>der</strong> eigenen Gesellschaft zu suchen, die Abwehrhaltungen<br />

und Des<strong>in</strong>teresse an dem „Fremden“ – <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auch gegenüber <strong>der</strong> „Dritten Welt“ be<strong>in</strong>halten<br />

und historisch begründet s<strong>in</strong>d. So greifen hier <strong>in</strong>dividuelle Motivationshemmnisse zusammen mit<br />

gesellschaftlichen Aufnahme-Barrieren…<br />

3.4.3. Motivationshemmnisse bei Schülern<br />

Dass diese Gefahren nicht nur im aktuellen Unterrichtsgeschehen, son<strong>der</strong>n auch <strong>in</strong> dem, was von <strong>der</strong> pädagogischen<br />

Öffentlichkeit <strong>als</strong> Vorgaben für den Unterricht bereitgestellt wird, durchaus ernst zu nehmen s<strong>in</strong>d, zeigen die viel<br />

zitierten und wirkungsvollen Schulbuchkritiken z.B. von Fohrbeck, Wiesand, Zahar, 1971, o<strong>der</strong> von Meueler,<br />

Schade, 1977, deutlich. <strong>Die</strong> kritische Literatur hat hier doch e<strong>in</strong>iges bewirken können, auch <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf die<br />

adm<strong>in</strong>istrativen Vorgaben des Unterrichts. E<strong>in</strong>e Analyse von Rahmenrichtl<strong>in</strong>ien ist ebenfalls nicht unergiebig.<br />

Während die nie<strong>der</strong>sächsischen Rahmenrichtl<strong>in</strong>ien für die Klassen 7-10 Erdkunde aus den 70er Jahren jede<br />

schülerbezogene Begründung vermissen lassen – für sie soll Geographie mit „geographischen Gegebenheiten“<br />

vertraut machen und „auf <strong>der</strong> Grundlage des heutigen Wissensstandes“ e<strong>in</strong> „ausbaufähiges Bild <strong>der</strong> Erde<br />

vermitteln“ 454 – legen die heute gültigen RRL <strong>in</strong> Erdkunde, Geschichte und Politik die Orientierung an Schlüsselproblemen<br />

zu Grunde, was wir an an<strong>der</strong>er Stelle e<strong>in</strong>gehend erörtern werden.<br />

Wie sieht es mit <strong>der</strong> Motivationsproblematik <strong>in</strong> <strong>der</strong> didaktischen Fachliteratur aus? Pr<strong>in</strong>zipiell spiegelt sich das<br />

aufgezeigte Dilemma auch hier, wenn es auch eher, wie <strong>in</strong> den Richtl<strong>in</strong>ien durch Nichtbehandlung umgangen, denn<br />

expressis verbis angesprochen wird. Didaktische Kommentare zu Schulbuchausgaben – mit denen <strong>der</strong> Fachlehrer<br />

zunächst konfrontiert wird – (z.B. <strong>in</strong> den älteren Ausgaben von »Welt und Umwelt«, Westermann, o<strong>der</strong> »Terra/Geographie«,<br />

Klett) behandeln naturgemäß grundsätzlich didaktische Probleme nur am Rande. Schülerbezogene<br />

didaktische Ansätze f<strong>in</strong>den sich vor allem – durch die Themen selbst provoziert – <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kommentierung z.B. von<br />

siedlungs- und bevölkerungsgeographischen Inhalten an deutschen Raumbeispielen. Dort, wo dieser Ansatz selbst<br />

Probleme aufwirft, bleibt er ausgeklammert. <strong>Die</strong> Stofflegitimation erschöpft sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erörterung <strong>der</strong> Sachrelevanz<br />

im gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang. Motivation wird – wenn überhaupt – subjektivistisch <strong>als</strong> Wecken von<br />

aktuellem Unterrichts<strong>in</strong>teresse verstanden.<br />

Dabei wird das schon angesprochene Problem, ob z.B. vor<strong>der</strong>gründige Exotik- und Abenteuer<strong>in</strong>teressen <strong>als</strong><br />

sozialpsychische Projektionen und Verdrängungen nicht eher die sachgerechte Erschließung des Problemfeldes<br />

»Dritte Welt« verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, <strong>als</strong> dass sie e<strong>in</strong>e tragfähige Unterrichtsgrundlage darstellen würden nicht h<strong>in</strong>reichend<br />

berücksichtigt. Dabei kann e<strong>in</strong> kritisches Aufgreifen des Exotikbedürfnisses, das ja e<strong>in</strong>e psychische Realität ist e<strong>in</strong><br />

sehr gutes didaktisches Pr<strong>in</strong>zip se<strong>in</strong>, wenn <strong>der</strong> Schüler sich selbst <strong>in</strong> den Mittelpunkt <strong>der</strong> Reflexion gestellt sieht und<br />

wenn nicht Exotik <strong>als</strong> »billiger« Aufhänger benutzt wird. Das verlangt aber über das eigentlich Fachliche<br />

h<strong>in</strong>ausgehende pädagogische Kompetenz.<br />

Zwei zusammenfassende Thesen s<strong>in</strong>d das Ergebnis <strong>der</strong> Überlegungen:<br />

l. <strong>Die</strong> gängige »Aufhänger«– o<strong>der</strong> »E<strong>in</strong>stiegsphasen«-Didaktik missbraucht Schülerbedürfnisse <strong>in</strong> manipulativer<br />

Weise und verstellt e<strong>in</strong>en tiefer greifenden Zugang zu Themen wie »Dritte Welt«.<br />

2. So unbestritten die Meriten <strong>der</strong> Geographiedidaktik vor allem <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf die Entwicklung schülerzentrierter<br />

Methoden – Exkursionen, Geländearbeit, Projekte – s<strong>in</strong>d, so deutlich s<strong>in</strong>d ihre Defizite im Bereich<br />

<strong>der</strong> schülerzentrierten Legitimation von Inhalten und E<strong>in</strong>sichten.<br />

In <strong>der</strong> älteren Fachdidaktik f<strong>in</strong>den sich kaum Ansätze e<strong>in</strong>er kritischen Reflexion über die Betroffenheit <strong>der</strong> Schüler<br />

durch geographische Problemstellungen. Auf e<strong>in</strong>en Literaturbericht dazu will ich hier verzichten; H<strong>in</strong>weise f<strong>in</strong>den<br />

sich dazu u.a. <strong>in</strong> Schramkes Paradigmengeschichte, 1975. Bezeichnend ist nur dies Beispiel soll hier angeführt<br />

werden, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> Festschrift für Karl Fick, 1977, und im Folgeband »Schulgeographie heute« gerade die Motivationsproblematik<br />

ausgespart bleibt o<strong>der</strong> höchstens bei Bauer, S. 133 ff., <strong>als</strong> Motivation des Geographen und<br />

453<br />

Gerhard Voigt: Dritte Welt-Didaktik. Vortrags-Text 1982 - Motivation und affektive Lernh<strong>in</strong><strong>der</strong>nisse zum Thema »Dritte<br />

Welt« und ihre Bedeutung für das geographische Curriculum -<br />

http://www.voigt-bismarckschule.de/Globalisierung/dritte_welt-didaktik.htm<br />

454<br />

Im Vor<strong>der</strong>grund <strong>der</strong> Lernziele stehen Kenntnisse und Fähigkeiten, die affektiven Grundlagen bleiben vage und unzureichend<br />

begründet und kennen <strong>als</strong> e<strong>in</strong>zige Zieldimension die »Bereitschaft«. Das magere Gerippe <strong>der</strong> Inhaltsangebote für<br />

die e<strong>in</strong>zelnen Klassen lässt ke<strong>in</strong>erlei Reflexion über Motivationen und Schülerbezüge erkennen. In den Lernzielen taucht<br />

diese Dimension überhaupt nicht mehr auf. Vielleicht ist noch das Beste, was man über diese RRL sagen kann, dass sie <strong>in</strong><br />

ihrer unspezifischen Art genügend Freiräume für verantwortungsbewussten Unterricht lassen. Das soll nun ke<strong>in</strong>eswegs e<strong>in</strong><br />

Vorwurf gegen die Verfasser <strong>der</strong> RRL se<strong>in</strong>; <strong>der</strong> Vf. kennt die Arbeit <strong>in</strong> RRL-Kommissionen zu gut – er war an den RRL<br />

Erdkunde für die Sek. II beteiligt, die auch nicht grundsätzlich an<strong>der</strong>es bieten –, <strong>als</strong> dass er nicht wüsste, dass die Vorgaben<br />

und Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen, vielleicht auch die Erwartungen, die an RRL gestellt werden, e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es Ergebnis nicht zulassen.<br />

<strong>Die</strong> Gefahr soll nur aufgezeigt werden, dass die im rechtlichen Bereich vielleicht notwendigen Defizite <strong>in</strong> das<br />

Selbstverständnis <strong>der</strong> Fachkollegen übertragen werden, die die fachdidaktische Diskussion nicht im vollen Umfange verfolgen<br />

können.<br />

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