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Die Islamische Revolution in Iran als Gegenstand der Politischen ...

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3. <strong>Die</strong> Ereignisse <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> <strong>in</strong> Zeiten <strong>der</strong> <strong>Revolution</strong><br />

didaktischen Paradigmenwandels. Wie Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler die Situation am Ende <strong>der</strong> gescheiterten »Weißen<br />

<strong>Revolution</strong>« <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> résumieren, soll <strong>als</strong> Zitat nachgetragen werden.<br />

Es wird e<strong>in</strong>e gewisse Ambivalenz <strong>der</strong> Beurteilungsrichtung erkennbar, die im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er »fortschrittlichen«<br />

Perspektive – durchaus die autochthonen Potentiale positiv gewichtend etwa im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Entwicklungspolitik <strong>der</strong><br />

»Hilfe zur Selbsthilfe« –, doch weitgehend <strong>der</strong> ökonomischen und technisch-praktischen Zielbestimmung nach <strong>in</strong><br />

Europa entwickelten Determ<strong>in</strong>anten verhaftet bleibt. Wie wir später noch sehen werden, wird durchaus bei<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern, die diesen Unterricht zum Thema <strong>Iran</strong> engagiert verfolgt haben, e<strong>in</strong>e direkte Kausalität<br />

zwischen dem Scheitern <strong>der</strong> »Pseudo-Reformen« des Šah und <strong>der</strong> <strong>Islamische</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> erkannt und<br />

<strong>in</strong>terpretiert, dennoch wird e<strong>in</strong>e gewisse, sicher nicht im re<strong>in</strong> schulischen Rahmen negativ zu bewertende, E<strong>in</strong>seitigkeit<br />

und Fixierung auf europäische Entwicklungsperspektiven für die Gesamtbeurteilung dom<strong>in</strong>ant bleiben.<br />

E<strong>in</strong>e Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Politikdidaktik muss gerade an dieser Beobachtung festgemacht werden und darf sich daher<br />

nicht auf e<strong>in</strong>e Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Sachstrukturen und ihrer methodischen Aufbereitung konzentrieren o<strong>der</strong> beschränken<br />

son<strong>der</strong>n benötigt e<strong>in</strong>en verän<strong>der</strong>ten Zugang zum <strong>Politischen</strong> selbst.<br />

„Politisch gesehen braucht e<strong>in</strong> Land wie <strong>Iran</strong> e<strong>in</strong>e vom Ausland unabhängige Regierung. Doch durch se<strong>in</strong>e strategisch<br />

günstige Lage am Persischen Golf war <strong>der</strong> <strong>Iran</strong> schon seit Jahrhun<strong>der</strong>ten Zielscheibe ausländischer Bee<strong>in</strong>flussung und<br />

Manipulation. Auf dem wirtschaftlichen Sektor wären folgende Punkte beson<strong>der</strong>s zu beachten, um den <strong>Iran</strong> aus se<strong>in</strong>er,<br />

aus <strong>der</strong> Abhängigkeit geborenen, Unterentwicklung herauszuhelfen:<br />

1) <strong>Die</strong> heimische Industrie muss aufgebaut und weitgehend revolutioniert werden. <strong>Die</strong>s bezieht sich auf Faktoren wie<br />

z.B. Rationalisierung und Technisierung.<br />

2) Es muss e<strong>in</strong>e Verstaatlichung des Ex- sowie des Imports stattf<strong>in</strong>den.<br />

3) Das Vertrauen <strong>in</strong> eigene Fachleute muss aufgebaut werden, wobei man über kurzfristig auftretende<br />

Unzulänglichkeiten, die aus Mangel an Erfahrung entstehen, h<strong>in</strong>wegsehen müsste.<br />

<strong>Die</strong>ses s<strong>in</strong>d nur die Wichtigsten von unzähligen Punkten, die man <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> beachten müsste, um mit dem gesteckten Ziel,<br />

den Weg aus <strong>der</strong> substitutionellen Unterentwicklung zu f<strong>in</strong>den, konform zu gehen.“ 269<br />

<strong>Die</strong> hier durchsche<strong>in</strong>ende revolutionäre Entwicklungskonzeption wird heute <strong>in</strong> dieser Form politikwissenschaftlich<br />

nicht mehr vertreten werden können. Sowohl – wie an an<strong>der</strong>er Stelle schon begründet – auf autochthonen Strukturen<br />

fundierte Abkoppelungsstrategien <strong>als</strong> auch die Dom<strong>in</strong>anz <strong>der</strong> staatlichen Planung haben sich auch unabhängig von<br />

<strong>der</strong> Interessendurchsetzung <strong>der</strong> europäischen Hegemonialmächte <strong>als</strong> ökonomisch weitgehend erfolglos und gerade<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> sozialen Krisensituation <strong>der</strong> Peripherien <strong>als</strong> ungeeignet für die ökonomische Entwicklung erwiesen. Dass<br />

bedeutet an<strong>der</strong>erseits auch nicht, dass nun e<strong>in</strong> Gegenentwurf e<strong>in</strong>es reibungslosen E<strong>in</strong>fügens <strong>in</strong> die bestehenden<br />

Globalisierungsprozesse e<strong>in</strong>e geeignete Krisenlösungsstrategie sei. Doch diese grundsätzliche Frage kann an dieser<br />

Stelle nicht weiter diskutiert werden, wird aber im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Stellung <strong>der</strong> <strong>Islamische</strong>n Republik <strong>Iran</strong><br />

im <strong>in</strong>ternationalen Kontext von Globalisierungs- und Universalisierungsprozessen noch e<strong>in</strong>mal aufsche<strong>in</strong>en.<br />

<strong>Die</strong> USA gew<strong>in</strong>nen an E<strong>in</strong>fluss <strong>in</strong> <strong>Iran</strong><br />

<strong>Die</strong> Schülerarbeiten thematisieren <strong>in</strong> diesem Zusammenhang vor allem die wachsende E<strong>in</strong>flussnahme <strong>der</strong> USA auf<br />

Politik und Wirtschaft <strong>in</strong> <strong>Iran</strong>, die die Dom<strong>in</strong>anz britischer E<strong>in</strong>flüsse nach dem Zweiten Weltkrieg ablöst. <strong>Die</strong><br />

Urteilsperspektiven und die kritische Term<strong>in</strong>ologie s<strong>in</strong>d schon mehrfach erörtert worden, sie prägen auch diesen<br />

Abschnitt <strong>der</strong> Schülerarbeit:<br />

„<strong>Iran</strong> war gegen Ende des Zweiten Weltkrieges e<strong>in</strong> wirtschaftlich ru<strong>in</strong>iertes Land. Auf <strong>in</strong>ternationaler Ebene war <strong>der</strong><br />

Imperialismus durch die Folgen des Krieges so angeschlagen, dass er nicht mehr se<strong>in</strong>en kosmopolitischen Interessen<br />

nachgehen konnte. An<strong>der</strong>s sah es bei dem US-Imperialismus aus, <strong>der</strong> <strong>als</strong> eigentlicher Sieger des Zweiten Weltkrieges zu<br />

betrachten war. Das US-amerikanische Kapital hatte nun die Chance, <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> fest Fuß zu fassen. <strong>Die</strong> USA erstrebten von<br />

Anfang an die totale Herrschaft über den <strong>Iran</strong>. Im Jahre 1943 drängten die USA <strong>Iran</strong> e<strong>in</strong>en Handelsvertrag auf, <strong>der</strong> den<br />

Handel mit Amerika von je<strong>der</strong> Kontrolle freistellte und e<strong>in</strong>en Strom amerikanischer Waren, für die ke<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er Abnehmer<br />

zu f<strong>in</strong>den war, nach <strong>Iran</strong> fließen ließ. <strong>Die</strong> US-Imperialisten versuchten ihren E<strong>in</strong>fluss auf <strong>Iran</strong> auszubauen und zwar nicht<br />

nur auf dem wirtschaftlichen Sektor, son<strong>der</strong>n beson<strong>der</strong>s auf militärischem Sektor. Sie haben alles darauf gesetzt, die<br />

iranische Armee und an<strong>der</strong>e Streitkräfte unter ihre Kontrolle zu br<strong>in</strong>gen, da sie wussten, dass <strong>der</strong>jenige das iranische<br />

Militär <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hand hat, <strong>der</strong> zugleich auch die Regierung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hand hat.“ 270<br />

Auch <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> lebte <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>stand gegen den Šah nach dem Zweiten Weltkrieg wie<strong>der</strong> auf. Er konnte sich nun <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

frühen Nachkriegszeit <strong>als</strong> Teil <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen antikolonialistischen Bewegungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> »Dritten Welt« verstehen<br />

und fand damit zunehmend auch <strong>in</strong>ternationale Aufmerksamkeit und Resonanz. Dass 1968 beim Šah-Besuch <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong> <strong>der</strong> Herrscher von <strong>Iran</strong> zur Symbolfigur <strong>der</strong> zu bekämpfenden <strong>in</strong>ternationalen Reaktion für die demonstrierende<br />

politische L<strong>in</strong>ke <strong>in</strong> Deutschland wurde, ist daher ke<strong>in</strong>eswegs zufällig son<strong>der</strong>n entspricht <strong>der</strong> politischen<br />

Entwicklung nach dem Kriege.<br />

<strong>Die</strong> »fortschrittlichen« liberalen und l<strong>in</strong>ksgerichteten Kräfte des Landes sammelten sich hauptsächlich <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

von Mossadegh ausgeführten <strong>Iran</strong>ischen National-Front o<strong>der</strong> Tudeh-Partei. 271<br />

269<br />

270<br />

ibid.<br />

Aus dem schon zitierten Schülerreferat von 1996/97.<br />

271<br />

Vgl. S. 141 ff.<br />

143

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