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Die Islamische Revolution in Iran als Gegenstand der Politischen ...

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3. <strong>Die</strong> Ereignisse <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> <strong>in</strong> Zeiten <strong>der</strong> <strong>Revolution</strong><br />

problematik <strong>als</strong> Sozialkonflikt gekennzeichnet und durch <strong>in</strong>ternationale Migrationen, durch Kriege und den grundsätzlichen<br />

Dissens über legitime Gesellschafts- und Wirtschaftsordnungen bestimmt ist.<br />

Der <strong>Islamische</strong>n <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> ist es gelungen, <strong>Iran</strong> von e<strong>in</strong>em durch se<strong>in</strong>e westlich orientierten<br />

konservativen Eliten bestimmten Brückenkopf westlicher Interessen im Nahe Osten und <strong>der</strong> »Dritten Welt« – zu<br />

denen sowohl strategische Interessen im damaligen West-Ost-Konflikt wie auch ökonomische Interessen an<br />

Ressourcen und Märkten gehörten – zu e<strong>in</strong>em Sprecher radikaler Gegenentwürfe zum »westlichen Modell« <strong>in</strong> <strong>der</strong> so<br />

genannten »Ablehnungsfront« zu machen.<br />

Nicht die tatsächliche, materielle und soziale Situation <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> son<strong>der</strong>n dieses – unerwartete und doch<br />

eigentlich vorhersehbare – Ausbrechen aus den traditionellen westlichen Weltbil<strong>der</strong>n und Ordnungsvorstellungen,<br />

das den Westen auf se<strong>in</strong>e eigenen Irrtümer, moralischen Zweideutigkeiten und sozialen Defizite stieß, macht die<br />

Emotionalität, z.T. sogar den Hass, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Reaktion vor allem <strong>der</strong> USA auf die <strong>Islamische</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong><br />

verständlich.<br />

Das folgende Kapitel befasst sich mit dem zentralen Thema <strong>der</strong> gesellschaftlichen und sozioökonomischen<br />

Mo<strong>der</strong>nisierungsversuche In <strong>Iran</strong> vor <strong>der</strong> <strong>Islamische</strong>n <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong>. Da es sich weitgehend um e<strong>in</strong>e an<br />

den ökonomischen Interessen orientierte Mo<strong>der</strong>nisierung handelte, die den autochthonen Problemdruck<br />

ignorierte, entstand daraus die Dichotomie zwischen <strong>in</strong>dustriellem Fortschritt, <strong>der</strong> vor allem globalisierten<br />

Handels- und Kapitalverwertungsstrukturen folgte und zunehmen<strong>der</strong> gesellschaftlicher Orientierung an<br />

traditionalen Identitäts-Angeboten. Ähnliche Phasen kennt auch die europäische Industrialisierungsgeschichte,<br />

doch wurde die Mo<strong>der</strong>nisierung hier letztlich <strong>als</strong> autochthone Entwicklung fortgeführt und die<br />

europäischen <strong>Revolution</strong>en s<strong>in</strong>d „Mo<strong>der</strong>nisierungsrevolutionen“, die sich gegen traditionalistische<br />

Herrschaftsschichten richteten. In den heutigen Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Semiperipherien haben sich demgegenüber Herrschaftsschichten<br />

herausgebildet, <strong>der</strong>en ökonomischen Mo<strong>der</strong>nisierungsvorstellung – durchaus im eigenen<br />

Interesse – gegen die realen Entwicklungsbedürfnisse <strong>der</strong> eigenen Gesellschaft gerichtet s<strong>in</strong>d. <strong>Die</strong> „Weiße<br />

<strong>Revolution</strong>“ des Šah war e<strong>in</strong>e oktroyierte Maßnahme <strong>der</strong> Herrschaftsdurchsetzung mit dem untauglichen<br />

Versuch, über sozio-ökonomische Reformen e<strong>in</strong>e kulturelle Homogenisierung zu erreichen. <strong>Die</strong>se mehrfach<br />

differenzierte Perspektive ist die Schlüsselproblematik <strong>der</strong> didaktischen Analyse <strong>der</strong> <strong>Islamische</strong>n <strong>Revolution</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Iran</strong>, die diesem Thema die notwendige Allgeme<strong>in</strong>gültigkeit und gesellschaftlich-zeitgeschichtliche<br />

Übertragbarkeit sichert.<br />

3.2. Vom Scheitern <strong>der</strong> »Weißen <strong>Revolution</strong>« zur<br />

<strong>Islamische</strong>n <strong>Revolution</strong>: Exemplarische Perspektiven und Diskurse<br />

3.2.1. Ereignisse im Vorfeld <strong>der</strong> <strong>Islamische</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong><br />

3.2.1.1. <strong>Die</strong> Krise <strong>der</strong> Industrialisierungspolitik <strong>der</strong> »Weißen <strong>Revolution</strong>«<br />

<strong>Die</strong> <strong>Islamische</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> ist <strong>als</strong> historisches o<strong>der</strong> besser zeitgeschichtliches Ereignis – <strong>der</strong> zeitliche Abstand<br />

<strong>der</strong> Jahre 1980/81 macht die Ereignisse für heutige Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler, im Jahr 2000, nicht mehr zur selbst<br />

erlebten Geschichte, was für die Unterrichtskonzeption von e<strong>in</strong>iger Bedeutung ist! – im öffentlichen Bewusstse<strong>in</strong><br />

Europas und <strong>der</strong> USA präsent. <strong>Die</strong> gesellschaftlichen und politischen Wahrnehmungs- und Bedeutungsebenen<br />

dieses fundamentalen Umbruchs <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> s<strong>in</strong>d <strong>als</strong> zentrales Thema unserer Untersuchung immer wie<strong>der</strong> von<br />

verschiedenen Seiten beleuchtet worden. E<strong>in</strong>e knappe E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die <strong>Revolution</strong>sgeschichte selbst soll <strong>als</strong><br />

zeitgeschichtliche E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> exemplarischen Auswertung des Referenzmonats April 1980 und <strong>der</strong> aus diesem<br />

Kontext zu entwickelnden gesellschaftlichen und didaktischen Diskurse vorangestellt werden. Dabei soll hier<br />

wie<strong>der</strong>um die Darstellung des faktischen Rahmens des <strong>Revolution</strong>sablaufes, auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>in</strong>haltlich<br />

weitgehend übere<strong>in</strong>stimmen<strong>der</strong> Medienberichte, an <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong> unterrichtlichen Rezeption orientiert<br />

werden. 310<br />

Didaktisch ist e<strong>in</strong> solches Vorgehen ebenfalls schulbezogen, da es für die Rezeptions- und Lernprozesse <strong>der</strong><br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler durchaus wichtig ist, neben <strong>der</strong> eigenen Erarbeitung und <strong>der</strong> Diskussion im Unterrichtsgespräch<br />

größere Zusammenhänge <strong>in</strong> geschlossenen Texten aufnehmen zu können. Das narrative Element des<br />

Unterrichtens wird heute oft <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Bedeutung unterschätzt, weil es fälschlich mit ‚lehrerzentriertem Frontalunterricht‘<br />

gleichgesetzt wird.<br />

(In <strong>der</strong> Phase <strong>der</strong> grundlegenden pädagogischen Umbrüche vor allem <strong>in</strong> den 70er-Jahren wurde dieses Element<br />

des Unterrichtens polemisch auch <strong>als</strong> ‚autoritär‘ diskreditiert, was gerade bei Politik-Lehrer<strong>in</strong>nen und -Lehrern bis<br />

heute tief verwurzelte Ängste vor narrativen Unterrichtsphasen ausgelöst hat.) <strong>Die</strong> Renaissance historischer<br />

Romane und die Fasz<strong>in</strong>ation spannen<strong>der</strong> Erzählungen erweist aber das große Bedürfnis nach Geschichten, die im<br />

schulischen Rahmen erst die kognitive und affektive Basis e<strong>in</strong>es distanzierenden, diskursiven Arbeitsunterrichts<br />

310<br />

Darstellen<strong>der</strong> Teil nach e<strong>in</strong>em Referat »Das Ende <strong>der</strong> Šah-Zeit. Chronik« von Dirk Voelz und Sven Herzfeld im Schuljahr<br />

1990/91. <strong>Die</strong> kritische Auswertung <strong>der</strong> Schülerperspektiven zu den e<strong>in</strong>zelnen politisch-gesellschaftlichen Topoi erfolgt <strong>in</strong><br />

den folgenden Abschnitten und exkursorisch parallel zur Darstellung selbst.<br />

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