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Die Islamische Revolution in Iran als Gegenstand der Politischen ...

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<strong>Die</strong> <strong>Islamische</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> <strong>als</strong> <strong>Gegenstand</strong> <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> Bildung und<br />

<strong>als</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung für den sozialwissenschaftlichen Unterricht<br />

<strong>Die</strong> im Abschnitt 1.4. entwickelten Grundsätze sollen im Folgenden exemplarisch mit Themenzugängen<br />

verknüpft werden, die die konkrete Unterrichtssituation an den Schulen mit bedenkt. Im Mittelpunkt stehen <strong>in</strong><br />

diesem Abschnitt die Kontexte zwischen den <strong>in</strong>dividuellen Biographien und dem Selbstverständnis <strong>der</strong><br />

Betroffenen - Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler, Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer – und ihre Problematisierung <strong>in</strong> den Kategorien<br />

<strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> Kultur – angewendet auf die konkrete Situation des Unterrichts.<br />

1.5. Ansätze e<strong>in</strong>er problemzentrierten Praxis des Politikunterrichts<br />

Wichtig ersche<strong>in</strong>t es hier vor allem, die zentralen didaktischen E<strong>in</strong>sichten und Konzepte nicht <strong>als</strong> übergreifende<br />

Strukturen zu verstehen, son<strong>der</strong>n sie konkret <strong>in</strong> die Unterrichtssituation e<strong>in</strong>zubeziehen. Dass dabei<br />

zentrale Begriffe <strong>der</strong> Sozial- und Lernpsychologie e<strong>in</strong>e Rolle spielen – wie Sozialisation und Enkulturation –,<br />

versteht sich von selbst.<br />

1.5.1. Situative Unterrichtsvoraussetzungen<br />

1.5.1.1. Der Rahmen heutiger Enkulturations- und Akkulturationsprozesse<br />

Enkulturations- und Akkulturationsprozesse orientieren sich heute an Bed<strong>in</strong>gungen, die weit über den traditionalen<br />

»nation<strong>als</strong>taatlichen« Bezugsrahmen h<strong>in</strong>aus weisen:<br />

Migrationsprozesse und »multikulturelle Gesellschaft«<br />

– Daran knüpfen sich die Vorstellungen des »Kampfes <strong>der</strong> Kulturen« ebenso an, wie die wissenschaftlichen<br />

Ansätze, die globalen und regionale zentral-peripheren Disparitäten <strong>als</strong> Prozesse z.B. des<br />

»Weltsystems« und <strong>der</strong> »Inkorporation« <strong>der</strong> Peripherien und Semiperipherien <strong>in</strong> dieses zu begreifen.<br />

Globalisierung <strong>der</strong> ökonomischen Kontexte und »Warenwelten«<br />

– Dabei ist das Erklärungskonzept <strong>der</strong> Globalisierung kritisch zu beurteilen; <strong>in</strong> vielen Fällen ist es eher<br />

e<strong>in</strong>e Legitimation für e<strong>in</strong>en so genannten »Sozialabbau« und für machtorientierten Privilegienerhalt.<br />

Universalisierung <strong>der</strong> Inhalte <strong>der</strong> »Kultur<strong>in</strong>dustrie«<br />

– <strong>Die</strong>s enthält e<strong>in</strong>e politische Dimension <strong>in</strong> <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Universalisierung z.B. <strong>der</strong> »Menschenrechte«,<br />

aber auch <strong>der</strong> »Marktwirtschaft«, und e<strong>in</strong>e ökonomische Dimension durch globalisierte Werbung,<br />

Markenprodukte und die Legenden vom »Kultstatus« von Medienereignissen.<br />

<strong>Die</strong>se Anmerkungen s<strong>in</strong>d durchaus nicht vor<strong>der</strong>gründig <strong>als</strong> konservative »Kulturkritik« zu verstehen, son<strong>der</strong>n<br />

bezeichnen die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und Kontexte, <strong>in</strong> denen Schule heute stattf<strong>in</strong>det.<br />

1.5.1.2. Schülerbiographien <strong>als</strong> Spiegel gesellschaftlicher Problemlagen<br />

<strong>Die</strong> Gesellschafts- und Sozialordnungen s<strong>in</strong>d weltweit <strong>in</strong> Bewegung geraten. <strong>Die</strong> politisch-ökonomischen Transformationsprozesse<br />

<strong>in</strong> den Län<strong>der</strong>n des ehemaligen RGW-Bereichs s<strong>in</strong>d nur e<strong>in</strong> Beispiel, das korrespondiert mit tief<br />

greifenden gesellschaftlichen Umwälzungen vor allem <strong>in</strong> den Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Semiperipherien.<br />

Zwar s<strong>in</strong>d die Ersche<strong>in</strong>ungsformen dieser Umwandlungen und Transformationen sehr unterschiedlich, das<br />

heißt, den jeweils <strong>in</strong>dividuellen historisch-ökonomischen Bed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Regionen und Län<strong>der</strong> entsprechend,<br />

doch stehen sie <strong>in</strong> hohem Grade <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>ternationalen Kontext – <strong>als</strong> Dependenz, zentral-periphere<br />

Disparität o<strong>der</strong> im politisch-kulturellen E<strong>in</strong>flussbereich <strong>der</strong> Hegemonialmächte –, <strong>der</strong> bestimmte Entwicklungstendenzen<br />

vorzeichnet und überprägt und damit im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Globalisierung und Universalisierung vergleichbar<br />

macht.<br />

<strong>Die</strong>s wirkt sich bis <strong>in</strong> die soziale Existenz des E<strong>in</strong>zelnen, d.h. auch <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler aus und kann<br />

skizziert werden mit folgenden Ersche<strong>in</strong>ungsformen, die die gesamtgesellschaftlichen und ökonomischen Chancen<br />

von Globalisierung und Universalisierung zunächst bewusst ausblenden:<br />

a. Trotz Wirtschaftswachstum und positiven E<strong>in</strong>kommensentwicklungen <strong>in</strong> den Oberschichten wächst <strong>der</strong> Anteil<br />

<strong>der</strong> Armen und <strong>der</strong>jenigen, die sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> gegebenen Gesellschaft <strong>als</strong> arm o<strong>der</strong> chancenlos e<strong>in</strong>gruppieren<br />

lassen.<br />

b. Traditionelle Armut wird durch „Verelendung“ und „Armseligkeit“ abgelöst, die die Menschenwürde tangiert<br />

und katastrophale psychische Folgen <strong>der</strong> Perspektiv- und Hoffnungslosigkeit wie auch das Anwachsen <strong>der</strong><br />

Gewaltbereitschaft und Radikalisierung nach sich zieht (vgl. Rahnema 1995 und Nettelmann / Voigt 1986).<br />

c. Der soziale Halt traditioneller Institutionen und Sozialverbände geht verloren; mit ihr die damit verbundene<br />

soziale Kontrolle und sozialpsychologische Stabilisierung. <strong>Die</strong> Menschen werden zur Freiheit gezwungen, was<br />

nur <strong>in</strong> den ökonomisch stabilen Sozi<strong>als</strong>chichten auch tatsächlich <strong>als</strong> positiver Wert und Chance wahrgenommen<br />

wird (vgl. Wouters 1994).<br />

d. <strong>Die</strong> Migrationsströme nehmen weltweit zu und führen zu e<strong>in</strong>er Heterogenisierung und Fraktionierung <strong>der</strong><br />

Bevölkerungen e<strong>in</strong>erseits und zu gegensteuern<strong>der</strong> Zunahme von staatlicher Repression an<strong>der</strong>erseits; was<br />

letztlich e<strong>in</strong>en sich gegenseitig verstärkenden und bed<strong>in</strong>genden Prozess darstellt (vgl. Claußen, Hg., 1988 und<br />

Claußen, Hg., 1994).<br />

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