03.06.2014 Aufrufe

Die Islamische Revolution in Iran als Gegenstand der Politischen ...

Die Islamische Revolution in Iran als Gegenstand der Politischen ...

Die Islamische Revolution in Iran als Gegenstand der Politischen ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

3. <strong>Die</strong> Ereignisse <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> <strong>in</strong> Zeiten <strong>der</strong> <strong>Revolution</strong><br />

Khome<strong>in</strong>i wird seit se<strong>in</strong>er theologischen Ausbildung <strong>in</strong> den zwanziger Jahren des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts <strong>in</strong> die<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen <strong>der</strong> šiitisch-islamischen Geistlichkeit mit den Säkularisierungsbestrebungen <strong>der</strong><br />

Herrschaft here<strong>in</strong> gezogen und von ihr geprägt. Er wird zum entschiedenen Gegner des Šah-Regimes und im<br />

Laufe <strong>der</strong> Zeit zu e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> führenden Männer <strong>der</strong> šiitischen Opposition (Floor 1981). Innerhalb <strong>der</strong><br />

Geistlichkeit vertritt er e<strong>in</strong>e an <strong>der</strong> Šariah orientierte konservative Position und steht im Konflikt mit dem so<br />

genannten liberalen o<strong>der</strong> sozialen Flügel um Ayatollah Širazi o<strong>der</strong> dem bedeutenden Theologen Šariati.<br />

3.2.1.4. Der islamischen Herausfor<strong>der</strong>ung ist e<strong>in</strong> Ziel gesetzt 329<br />

Am 22. November 1979 erklärt Ayatollah Khome<strong>in</strong>i <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Rede, die von Radio Tehran übertragen wurde, dass<br />

<strong>der</strong> Kampf zwischen den USA und <strong>Iran</strong> eher e<strong>in</strong> Kampf zwischen dem Islam und <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> Ungläubigen sei.<br />

„<strong>Die</strong> Moslems werden triumphieren <strong>in</strong> diesem Kampf!<br />

‚Der Ayatollah hatte für die Zukunft den Plan, dem Heiligen Krieg die Bedeutung <strong>der</strong> Eroberung <strong>der</strong> noch<br />

nicht vom Islam beherrschten Gebiete zuzumessen. Um diesen Plan durchführen zu können bedurfte es e<strong>in</strong>er<br />

ihrer Bezeichnung würdigen islamischen Regierung. <strong>Die</strong> Führung über jeden volljährigen und waffenfähigen<br />

Mann sollte e<strong>in</strong> Imam, e<strong>in</strong> Mann des Glaubens, übernehmen. Er konnte zwar die Befehlsgewalt weiterleiten,<br />

musste aber die Aufsicht behalten. Das absolute Ziel des Heiligen Krieges war die Unterwerfung <strong>der</strong> restlichen<br />

Welt unter die Gesetze des Korans‘.“<br />

In dieser Textstelle wird – <strong>der</strong> islamistischen Propaganda-Semantik nicht ganz fremd – e<strong>in</strong> <strong>in</strong>adäquater Begriff des<br />

»dšihad« im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es »Heiligen Krieges« zu Grunde gelegt. 330 <strong>Die</strong> „Unterwerfung <strong>der</strong> restlichen Welt unter die<br />

Gesetze des Korans“ kann man zwar aus <strong>der</strong> Grundlegenden Überzeugung <strong>der</strong> Muslime von <strong>der</strong> moralischen<br />

Überlegenheit des Islam und <strong>der</strong> Superiorität des »Dar as Salam«, des »Haus des Friedens«, wie <strong>der</strong> Bereich <strong>der</strong><br />

islamischen Welt bezeichnet wird, ableiten, doch richtet sich die <strong>Islamische</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> zunächst auf den <strong>Iran</strong><br />

selbst und setzt auf die Vorbildfunktion <strong>der</strong> <strong>Islamische</strong>n Republik <strong>in</strong> <strong>der</strong> islamischen Welt. <strong>Die</strong> aggressive Haltung<br />

gegenüber den USA ist dabei weniger Ausfluss <strong>der</strong> islamischen Grundüberzeugungen son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e Reaktion auf das<br />

politisch-imperialistische Verhalten <strong>der</strong> USA <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> zur Zeit <strong>der</strong> Šah-Herrschaft. <strong>Die</strong> USA haben <strong>in</strong> dieser Zeit<br />

deutlich gemacht, dass ihnen die iranische Bevölkerung völlig egal war und dass ökonomische und strategische<br />

Interessen zur »Bündnis-Brü<strong>der</strong>schaft« mit dem Šah führten. Das Verhalten <strong>der</strong> USA im zweiten (1990) und dritten<br />

Golfkrieg (2003) bestätigt dieses Diktum und bestärken auch e<strong>in</strong>en heute mit deutlicheren reformorientierten<br />

Kräften auftretenden <strong>Iran</strong> festzuhalten an <strong>der</strong> grundsätzlichen Gegnerschaft zu den USA. Dass die USA im ersten<br />

Golfkrieg, <strong>der</strong> durch den Angriff des Iraq auf <strong>Iran</strong> 1980 begonnen hatte und acht blutige Jahre währte, auf Seiten des<br />

Aggressors Iraq stand, vertieft diese negative und <strong>in</strong> <strong>der</strong> iranischen Bevölkerung weit verbreitete ablehnende<br />

Haltung gegenüber allem »Amerikanischen«. <strong>Die</strong> Bezeichnung <strong>der</strong> USA <strong>als</strong> »Reich des Satans« durch Khome<strong>in</strong>i<br />

war e<strong>in</strong> Konflikt-Topos gerade auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit um 1980, <strong>in</strong> <strong>der</strong> die Botschaftsbesetzung <strong>in</strong> Tehran aktuelles Thema<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen war. Wir beschäftigen uns mit diesem Faktum und se<strong>in</strong>er Rezeption im<br />

Westen im entsprechenden Teil dieser Arbeit.<br />

„In den Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> christlichen Welt hat man das Fürchten vor den Kriegsdrohungen <strong>der</strong> Moslems verlernt, längst s<strong>in</strong>d<br />

die Erfahrungen unserer Vorfahren vergessen. Seit dem Ausgang des 17. Jahrhun<strong>der</strong>t hatte sich die Aggressivität des<br />

Islam beruhigt, so dass es für das Christentum ke<strong>in</strong>e Bedrohung aus dem Osten mehr gab. Bis <strong>der</strong> alte Mann aus Qum,<br />

Ayatollah Khome<strong>in</strong>i, kundgibt, dass <strong>der</strong> Islam den Anspruch habe, <strong>der</strong> alle<strong>in</strong>gültige Glaube für alle zu se<strong>in</strong>.<br />

Ohne Freiraum für Kompromisse ließ er se<strong>in</strong>e Anklagen verlauten: ,<strong>Die</strong> Juden, die Christen und die Materialisten verzerren<br />

die Wahrheiten des Islam – Allah möge sie erniedrigen! Der Westen ist nichts <strong>als</strong> e<strong>in</strong> Haufen von Diktaturen voller<br />

Unrecht. Wir müssen diese Unruhestifter mit eiserner Energie schlagen. Alle westlichen Regierungen s<strong>in</strong>d <strong>Die</strong>be. Nichts<br />

<strong>als</strong> Schlechtigkeit kommt von ihnen. Wir werden die Verurteilung des amerikanischen Präsidenten for<strong>der</strong>n.’“ 331<br />

<strong>Die</strong>ser Textabschnitt ist <strong>in</strong> mehrfacher H<strong>in</strong>sicht sprachlich und <strong>in</strong>haltlich e<strong>in</strong>er kritischen Interpretation zu<br />

unterziehen. Ausgehend von völlig unkritisch gebrauchten Formulierungen wie „Kriegsdrohungen <strong>der</strong> Moslems“,<br />

„Aggressivität des Islam“, „Bedrohung aus dem Osten“ o<strong>der</strong> „<strong>der</strong> alte Mann aus Qum“ ist es bemerkenswert, dass<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> kritischen Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> Politik des Šah auf die Erklärungs-<br />

329<br />

Anschauliche, eher journalistische Darstellung aus dem Unterrichtszusammenhang (überarbeitet und ergänzt) - .Zitat aus<br />

e<strong>in</strong>em Schülerreferat. Vgl. Vorbemerkung zum Abschnitt 3.1.1.,hier vor allem aus e<strong>in</strong>em Referat von Botaschanjan/Ott/Werner<br />

(13. Klasse <strong>der</strong> Bismarckschule Hannover) – vgl. Anm. zu 3.2.2<br />

330<br />

Zur Problematik des Begriffes „Heiliger Krieg“ und se<strong>in</strong>er europäischen Missdeutung vgl. Antes, Peter, 1996: Selbstverständnis<br />

und Weltbild des »<strong>Politischen</strong> Islam« <strong>in</strong> <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Welt. In: politik unterricht aktuell 1-2/1996, Hannover: 1-<br />

6. – Antes, Peter, 1997: Der Islam <strong>als</strong> politischer Faktor. Nie<strong>der</strong>sächsische Landeszentrale für politische Bildung, 3. Auflage.<br />

Hannover. – Khoury, Adel Th., 1988: Der Islam, se<strong>in</strong> Glaube – se<strong>in</strong>e Lebensordnung – se<strong>in</strong> Anspruch. Freiburg im<br />

Breisgau (Her<strong>der</strong>-Taschenbuch 1602). – Im Gegensatz zu Antes tendiert Bassam Tibi dagegen zu e<strong>in</strong>em westeuropäischen<br />

Verständnis <strong>der</strong> affektiv beladenen Begriffe „dšihad“ und Fundamentalismus <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Schriften zum Thema „Fundamentalismus“,<br />

Tibi, 2000 und 2002.<br />

331<br />

Zitat aus e<strong>in</strong>em Schülerreferat. Vgl. Vorbemerkung zum Abschnitt 3.1.1.,hier aus e<strong>in</strong>em Referat von Botaschanjan/Ott/Werner<br />

(13. Klasse <strong>der</strong> Bismarckschule Hannover) – vgl. Anm. zu 3.2.2.<br />

163

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!