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Die Islamische Revolution in Iran als Gegenstand der Politischen ...

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<strong>Die</strong> <strong>Islamische</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> <strong>als</strong> <strong>Gegenstand</strong> <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> Bildung und<br />

<strong>als</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung für den sozialwissenschaftlichen Unterricht<br />

begriffsgeschichtlich e<strong>in</strong>geordnet wird, o<strong>der</strong> ob die Konkretisierung <strong>der</strong> Diskursregeln, die Habermas vornimmt,<br />

formallogisch geprüft und auf ihre Schlüssigkeit und Zwangsläufigkeit h<strong>in</strong> untersucht werden. <strong>Die</strong> Aussage:<br />

„E<strong>in</strong>e Norm [darf] nur dann Geltung beanspruchen, wenn alle von ihr möglicherweise betroffenen <strong>als</strong><br />

Teilnehmer e<strong>in</strong>es praktischen Diskurses E<strong>in</strong>verständnis darüber erzielen (bzw. erzielen würden), dass diese<br />

Norm gilt“ (Habermas 1983: 76. Auch zitiert bei Lumer 1997: 44).<br />

zeigt dabei sowohl die Parallele <strong>als</strong> auch die Abkehr vom kantschen Pr<strong>in</strong>zip, die vor allem <strong>in</strong> <strong>der</strong> aktiven Rolle <strong>der</strong><br />

Beteiligten, letztlich im demokratischen Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Universalisierungsregel liegt (Habermas 1991). Damit<br />

begründet sich die politische Bedeutung und Brisanz <strong>der</strong> Diskursethik, aber auch die Notwendigkeit, aus den<br />

Grundsätzen praktikable konkrete Verhaltensnormen abzuleiten.<br />

„3.1 Je<strong>der</strong> darf an Diskursen teilnehmen;<br />

3.2 je<strong>der</strong> darf jede Behauptung aufstellen o<strong>der</strong> problematisieren o<strong>der</strong> se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>stellungen und Wünsche<br />

äußern;<br />

3.3 niemand darf durch Zwang an <strong>der</strong> Ausübung <strong>der</strong> <strong>in</strong> (3.1) und (3.2) festgelegten Rechte geh<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden.“<br />

(Habermas 1983: 99. Auch zitiert bei Lumer 1997: 43.)<br />

Je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Didaktik sich um schlüssige Begründungen o<strong>der</strong> Deduktionen von konkreten Lernzielen bemüht<br />

hat, weiß, dass dies kaum gültig gel<strong>in</strong>gen kann und dass Lernzielformulierungen, die ja ke<strong>in</strong>e logischen<br />

Schlussfolgerungen s<strong>in</strong>d, ihre Plausibilität eher kontextuell, situativ und damit <strong>in</strong> gewisser Weise auch durch<br />

<strong>in</strong>tuitives Verstehen gew<strong>in</strong>nen. Sie s<strong>in</strong>d nur dann gültig, wenn sie <strong>in</strong> den entsprechenden übergreifenden Diskursen<br />

bestehen können. Genau dieses Problem wird auch bei den Ableitungen bei Habermas erkennbar. <strong>Die</strong> Abgrenzung<br />

von Diskurs und Diskussion verschwimmt; die Diskursregeln s<strong>in</strong>d gleichermaßen Kommunikationsregeln. <strong>Die</strong><br />

gesellschaftlichen Voraussetzungen, die gerade zur Formulierung dieser Regeln führen – d.h. doch: zu Regeln, die<br />

deshalb notwendig s<strong>in</strong>d, weil sie nicht selbstverständlich s<strong>in</strong>d – müssen getrennt erörtert und begründet werden s<strong>in</strong>d<br />

nicht immanenter Teil des Regelwerkes selbst. <strong>Die</strong> <strong>in</strong>tuitiv erfasste Plausibilität – wenn nicht erkannte Notwendigkeit<br />

– <strong>der</strong> konkreten Diskursregeln ist philosophisch-logisch letztlich nicht überzeugend schlüssig. 75<br />

Von dieser Prämisse ausgehend, hat Lumer 1997 e<strong>in</strong>e Grundsatzkritik an Habermas’ Diskursethik veröffentlicht,<br />

die gerade dem philosophisch entscheidenden Universalisierungsanspruch logische Wi<strong>der</strong>sprüchlichkeit nachweist.<br />

„<strong>Die</strong> Parallelisierung von Wahrheit, Richtigkeit und Wahrhaftigkeit sowie die allgeme<strong>in</strong>e Diskurstheorie <strong>der</strong><br />

Gültigkeit und die Diskurstheorie <strong>der</strong> Wahrheit s<strong>in</strong>d problematisch und m.E. f<strong>als</strong>ch“, schreibt Lumer [1997: 45] und<br />

geht damit von e<strong>in</strong>er traditionellen, wenn auch <strong>in</strong> ihrem Rahmen überzeugend dargestellten, philosophisch-logischen<br />

Position aus, die dem Habermas’schen Anspruch <strong>in</strong>sofern nicht gerecht werden kann, <strong>als</strong> dass mit diesem Vorgehen<br />

we<strong>der</strong> die Dynamik <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Diskurse, <strong>der</strong> sich <strong>in</strong> Habermas’ Werk auch die Diskurstheorie e<strong>in</strong>beschließt,<br />

noch ihre immanente Praxisorientierung erfasst werden können.<br />

So teilt Habermas das (banale) Schicksal je<strong>der</strong> umfassenden Theorie, dass sie bei abweichenden Beurteilungsprämissen<br />

e<strong>in</strong>e Letztgültigkeit und Letztschlüssigkeit nicht zu erweisen ist. Dass dies hier explizit betont wird,<br />

hat aber eher politische Motive. Während Philosophiegeschichte letztlich e<strong>in</strong>en von <strong>der</strong> sonstigen (politischen)<br />

Öffentlichkeit fachlichen Diskurs fortführt, steht Habermas auch <strong>in</strong> politisch gesellschaftlichen Zusammenhängen,<br />

und zwar auf <strong>der</strong> »politischen L<strong>in</strong>ken«. So kommt es zu politischen Funktionalisierungen <strong>der</strong> Diskursethik, die dem<br />

Machtprozess und nicht dem philosophischen Diskurs geschuldet s<strong>in</strong>d. Philosophische »Wi<strong>der</strong>legungen«, die für<br />

den philosophischen Diskurs üblich und notwendig s<strong>in</strong>d, werden <strong>in</strong> Bezug auf die politische Gesellschaftsphilosophie,<br />

die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tradition <strong>der</strong> Aufklärung und <strong>der</strong> Kritik – damit auch <strong>der</strong> Kritik an <strong>der</strong> Gesellschaft – steht,<br />

zum Argument und Machtmittel, die politischen Implikationen und Ziele <strong>der</strong> Theorie abzuweisen.<br />

Habermas ist das geschehen vor allem durch die praktischen Konsequenzen, die e<strong>in</strong> Insistieren auf den egalitären<br />

und demokratischen Charakter se<strong>in</strong>es Diskurses <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Diskursethik für e<strong>in</strong>e mögliche »Demokratisierung<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft« haben muss. Diskurse öffnen Verän<strong>der</strong>ungsmöglichkeiten und be<strong>in</strong>halten die Potentiale für<br />

e<strong>in</strong>en gesellschaftlichen Paradigmenwandel. Insofern steht die Grundüberzeugung von <strong>der</strong> Notwendigkeit e<strong>in</strong>es<br />

Paradigmenwandels <strong>in</strong> <strong>der</strong> Politische Bildung und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Politikdidaktik, <strong>der</strong> die vorliegende Untersuchung<br />

verpflichtet ist, und die Hoffnung, im Diskurs auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Didaktik e<strong>in</strong> wichtiges Element, diesen Paradigmenwandel<br />

zu evozieren, erkennen zu können, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tradition <strong>der</strong> Habermas’schen Diskursethik, auch wenn, wie<br />

wir anschließend weiter ausführen werden, die Rezeption <strong>der</strong> <strong>in</strong>haltlich konkretisierenden Epistemologie bei<br />

Foucault ebenso wie <strong>der</strong> Bezug auf das sozial- und kulturwissenschaftliche Konzept <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> Kultur – die<br />

ebenso grundlegenden Diskursen zuzuordnen ist – über das Diskurskonzept von Habermas h<strong>in</strong>ausführen soll.<br />

2. Diskurse <strong>als</strong> Strukturpr<strong>in</strong>zip des Wissens und <strong>der</strong> Überlieferung [Foucault 1973].<br />

E<strong>in</strong>e philosophisch und konzeptionell völlig an<strong>der</strong>e Bedeutung <strong>als</strong> <strong>in</strong> Habermas’ Diskursethik erhält <strong>der</strong> Diskurs bei<br />

Foucault. Während <strong>der</strong> ethische Diskurs auch <strong>in</strong> politischer H<strong>in</strong>sicht auf die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gesellschaft h<strong>in</strong><br />

angelegt ist, <strong>in</strong>dem die Interpretation <strong>der</strong> Realität – das erkenntnistheoretische Moment des Diskursbegriffes bei<br />

Habermas – Grundlage e<strong>in</strong>er Entwicklung und <strong>der</strong> E<strong>in</strong>flussnahme auf diese Entwicklung ist, wobei sich Geschichte<br />

letztlich <strong>als</strong> <strong>in</strong> die Gegenwart zielende Entwicklung, bis zu e<strong>in</strong>em gewissen Grade auch Kont<strong>in</strong>uität, darstellt, ist <strong>der</strong><br />

75<br />

Vergleichbares gilt im Folgenden auch <strong>als</strong> grundlegen<strong>der</strong> E<strong>in</strong>wand gegen die philosophische und logische Gültigkeit e<strong>in</strong>es<br />

„kooperativen Diskurses“ bei Renn / Webler 1996 (Punkt 3. dieses Überblicks über diskurstheoretische Ansätze).<br />

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