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Die Islamische Revolution in Iran als Gegenstand der Politischen ...

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<strong>Die</strong> <strong>Islamische</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> <strong>als</strong> <strong>Gegenstand</strong> <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> Bildung und<br />

<strong>als</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung für den sozialwissenschaftlichen Unterricht<br />

<strong>in</strong>tellektuellen Bevölkerung auf breite Resonanz trifft. E<strong>in</strong> großes Problem ist dabei jedoch <strong>der</strong><br />

historische H<strong>in</strong>tergrund: <strong>Die</strong> Menschenrechte verzichten zumeist auf e<strong>in</strong>en letztbegründenden Wertezentrismus<br />

– auch wenn zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Neuzeit <strong>der</strong> Konflikt um „Naturrechtsvorstellungen“ und „Gesellschaftsvertragstheorien“<br />

e<strong>in</strong>e große Rolle spielte 626 – und verstand sich <strong>als</strong> Ergebnis e<strong>in</strong>es politischen<br />

Machtkampfes, <strong>in</strong> dem Menschenrechte gegen Kirchenrecht und feudale Herrschaft – gebunden an e<strong>in</strong>e<br />

neue Klasse <strong>der</strong> städtischen Bevölkerung – durchgesetzt wurde.<br />

In den islamischen Län<strong>der</strong>n konservativen Zuschnitts – vielleicht mit Ausnahme <strong>der</strong> Türkei, die seit<br />

Atatürk den Laizismus <strong>als</strong> Staatsdoktr<strong>in</strong> e<strong>in</strong>geführt hat – bestehen große Verständigungsschwierigkeiten,<br />

da die religiös argumentierende Elite Menschenrechte durchaus <strong>als</strong> Wertbegriff akzeptiert, aber dem<br />

„Gottesrecht“ zu- und unterordnet 627 – Menschenrechte <strong>als</strong> Ausfluss göttlichen Willens – während e<strong>in</strong>e<br />

sich zunehmend <strong>der</strong> Trennung von Religion und Staat zuordnende oppositionelle Bewegung Menschenrechte<br />

im „westlichen“ S<strong>in</strong>ne <strong>als</strong> Kampf gegen nicht gerechtfertigte religiöse Herrschaft versteht. <strong>Die</strong>s ist<br />

beson<strong>der</strong>s deutlich <strong>in</strong> <strong>der</strong> „Grünen <strong>Revolution</strong>“ <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> 2009-2011 zu erkennen, wo <strong>der</strong> aktuelle Anlass<br />

die Wahlmanipulationen und Wahlfälschungen <strong>der</strong> konservativen Geistlichkeit zu Gunsten des<br />

amtierenden Staatspräsidenten Ahmad<strong>in</strong>edschads heftig angegriffen werden und den Grundkonflikt<br />

offensichtlich machen, den Gholamasad 628 herausgearbeitet hat. Noch e<strong>in</strong>mal sei hier betont: „Westliche“<br />

Rechts-, Wert- und Menschenrechtsvorstellungen können nicht „exportiert“ und <strong>als</strong> Oktroi e<strong>in</strong>er<br />

fremden Gesellschaft aufgezwungen werden, son<strong>der</strong>n sie müssen aus den Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen <strong>in</strong>nerhalb<br />

dieser Gesellschaft, <strong>als</strong> Frucht des Kampfes gegen Herrschaftsanmaßungen, hervorgehen, wobei die<br />

Universalisierung durchaus Verhaltensmuster <strong>als</strong> Vorbil<strong>der</strong> zur Verfügung stellen kann, wie die gegenwärtigen<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen, die schon über den Nahen Osten bis nach Ostasien ausgreifen, zeigen.<br />

<strong>Die</strong> Menschenrechts-Diskurse am Beispiel <strong>der</strong> Ereignisse <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> (vgl. Kapitel 4.3.)<br />

o<br />

Das Konfligieren <strong>der</strong> Menschenrechts-Diskurse zwischen den globalen »Zentren« und den<br />

»Semiperipherien« (vgl. Kapitel 4.3.1.)<br />

o Phasen und Konkretisierungen des Menschenrechts-Diskurses (vgl. Kapitel 4.3.2.)<br />

E<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>es Gewicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Menschenrechtsdiskussion hat <strong>der</strong> Diskurs um die Frauenrechte und die<br />

Chancen e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>heimischen Fem<strong>in</strong>ismus, <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> durchaus schon wichtige Positionen errungen hat,<br />

aber im ständigen Abwehrkampf gegen die restaurative Geistlichkeit steht.<br />

Emanzipation – Frauen <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> – Fem<strong>in</strong>ismus (vgl. Kapitel 4.4.) 629<br />

o Sich überlagernde Frauen-Diskurse: Ansätze e<strong>in</strong>er didaktischen Reflexion (vgl. Kapitel 4.4.2.)<br />

<strong>Die</strong> Frage nach <strong>der</strong> Stellung <strong>der</strong> Frau <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft gehört zu den sensibelsten Bereichen, die vor<br />

allem durch Emotionen und Affekte bestimmt werden. Für die mo<strong>der</strong>ne Zivilgesellschaft ist die strikte<br />

räumliche und funktionale Trennung <strong>der</strong> Geschlechter nicht mehr nachvollziehbar; sie gilt auch <strong>als</strong> e<strong>in</strong><br />

Zeichen für „Rückständigkeit“ und „Diskrim<strong>in</strong>ierung“. Dass die Ursprünge dieser Geschlechterteilung <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> völlig an<strong>der</strong>en Situation e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>räumigen Stammes- und Familiengesellschaft entstanden s<strong>in</strong>d und<br />

unter gewissen Umständen <strong>als</strong> überlebensnotwendig für den Bestand <strong>der</strong> „Überlebensgruppe“ (Norbert<br />

Elias) gewesen s<strong>in</strong>d, än<strong>der</strong>t nichts an <strong>der</strong> E<strong>in</strong>sicht, dass die wandelnde gesellschaftliche Umwelt –<br />

Großräumigkeit, Massengesellschaft, soziale Differenzierung, Urbanisierung – diese Überlebensstrategien<br />

obsolet werden lassen, verursacht und verstärkt gesellschaftliche Umbruchsituationen, die<br />

gerade <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> e<strong>in</strong>e große Rolle spielen – auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Begründung <strong>der</strong> „Grünen <strong>Revolution</strong>“ <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren, die nicht nur die Differenzerfahrungen zwischen den Generationen, zwischen Stadt und Land<br />

und zwischen „Arm und Reich“ aktuell <strong>in</strong>s Bewusstse<strong>in</strong> gerufen haben, son<strong>der</strong>n sich gerade <strong>in</strong> den<br />

Großstädten auch an den Gen<strong>der</strong>konflikten verifizieren lassen.<br />

So ist es nicht verwun<strong>der</strong>lich, dass sich <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> e<strong>in</strong>e durchaus aktive Frauenbewegung gegründet hat. Im<br />

Vergleich zu den arabischen Monarchien s<strong>in</strong>d die soziale Rechte <strong>der</strong> Frauen zum<strong>in</strong>dest im städtischen<br />

626<br />

627<br />

628<br />

629<br />

Vgl. Gerhard Voigt: Kurzer Abriß <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Gesellschaftsvertragstheorien bis zu Rousseaus „Du Contrat Social“<br />

http://www.voigt-bismarckschule.de/Publikationen/staatsphilosophie.htm<br />

Tibi, Bassam, 1981: <strong>Die</strong> Krise des mo<strong>der</strong>nen Islams. E<strong>in</strong>e vor<strong>in</strong>dustrielle Kultur im wissenschaftlich-technischen. Zeitalter.<br />

Beck’sche Schwarze Reihe, Band 228, C. H. Beck, München. – Tibi, Bassam, 1985: Der Islam und das Problem <strong>der</strong><br />

kulturellen Bewältigung sozialen Wandels. (3. Aufl. 1991), Frankfurt am Ma<strong>in</strong>. – Tibi, Bassam, 2002: <strong>Die</strong> fundamentalistische<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung. Der Islam und die Weltpolitik. Beck’sche Reihe bsr 484. München.<br />

a.a.O.<br />

Friedensnobelpreis. Ebadi for<strong>der</strong>t "ernste und radikale" Reformen. SPIEGEL ONLINE - 11. Oktober 2003, 20:33 SPIE-<br />

GEL ONLINE [auch <strong>in</strong>: Material 07 im beigefügten Materialanhang]<br />

Irmgard P<strong>in</strong>n/Marlies Wehner (2.2.2001): Aufklärung, Fem<strong>in</strong>ismus, Islam: Is West Best? [auch <strong>in</strong>: Material 08<br />

im beigefügten Materialanhang]<br />

Claudia Roeske: Frauen im <strong>Iran</strong>. Annotierte Onl<strong>in</strong>e-Kurzbibliographie (9. Februar 2001) [auch <strong>in</strong>: Material 09<br />

im beigefügten Materialanhang]<br />

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